Wehrdienst im Kaiserreich

Liebe Listenmitglieder,
da es unter Euch offenbar Militär-Kenner gibt, habe ich eine Frage:
Mein Großvater lebte ab 1901 in Bielefeld (* in Celle). Am 09.09./10.09.1901 wurde er wohl in Bünde gemustert. Vom 01.10.1902 - 30.09.1904 leistete er seinen Wehrdienst in Breisach ab. Dort war die Garnison des Hohenzollernschen Fußartillerie-Regiments Nr.13.
Als er 1916 bei Verdun fiel, war er Obergefreiter der 7. Batterie des Ersatz-Bataillons des Fußartillerieregiments Nr.7 ("Westfälisches")
Meine Fragen:
1) Warum leistete ein in Westfalen Wohnender in Baden beim Hohenzollernschen Regiment seinen Wehrdienst ab ?
2) Warum wurde er im Krieg nicht bei dem Regiment, bei dem er ausgebildet wurde, eingesetzt?

Wehrmacht ist für mich ein Buch mit 7 Siegeln, deshalb seid bitte nicht böse, falls meine Fragen dumm sein sollten; vielleicht könnt Ihr mich ja etwas klüger machen.
Dafür würde ich Euch sehr dankbar sein.
Mit freundlichen Grüßen

Angela (Fischer)

Hallo Angela,

ich kann dir nur sagen, was ich von meinem Vater (1913 geboren): f�r den zweiten Weltkrieg geh�rt habe: Die Einheiten wurden immer mal wieder neu zusammengesetzt. Das kann viele Gr�nde haben, z. B. Ausf�lle bzw. Schrumpfen der Mannschaftsgr��en durch Tod, Krankheiten und Verwundungen, Bef�rderungen in h�here Aufgabengebiete, neue Notwendigkeiten, spezielles Wissen, was irgendwo abverlangt wird etc.

Das wird im 1. Weltkrieg sicher nicht anders gewesen sein. Ich hoffe, ich konnte dir damit ein wenig helfen und gr��e herzlich

Maria (Fr�se)

Hallo Angela,

kann ich best�tigen, sowohl f�r WWI als auch WWII. Mein Gro�vater, Ost-Westfale, Ausbildung daher beim IR 15 (Minden), landete schlie�lich bei einem ostpreu�ischen IR. Der Opa meiner Frau, Lipper, war im Wehrdienst beim IR 55 (Wesel, wenn ich's richtig erinnere), kam im Krieg aber als "Flieger" zu einem "Flieger-Regiment". Mein Vater, Schlesier: Funker einer Lw-FD, kam nach deren Zerschlagung durch die Russen in eine J�ger-Division, die als Frontnachbar gek�mpft hatte, ebenfalls ausgeblutet war und Leute brauchte. Das war dann �brigens - zuf�llig - eine schlesische Einheit ...
�ber die Verh�ltnisse im WWII gibt es eine examplarische Studie anhand einer rheinisch-westf�lischen Division (252., meine ich mich zu erinnern). Der Autor hat f�r seine Dissertation (mehrere 100 Seiten stark) die Bios von rund 3.000 Soldaten ausgewertet und �hnliches Kuddelmudel vorgefunden. Im KERN kamen die meisten allerdings schon aus den "Landen". Die Studie, ein Psychogramm und eine Statistik einer typischen deutschen WWII-Division, dies nebenbei, war bei ihrem Erscheinen vor rund 10 Jahren bahnbrechend und ist absolut lesenswert.
EIGENTLICH h�tte es in beiden Weltkriegen anders sein sollen, um so auch identit�tsstiftend und konkurrenzsteigernd wirken zu k�nnen ("Der Feind ist bei den Bayern durch, wir Westfalen haben den Angriff abgewehrt" ...), aber in beiden Kriegen waren die Deutschen halt reichlich unter Druck. Wer dann genesen aus einem Lazarett kam und es gab eine Frontkrise, wurde halt in die n�chsterreichbare Einheit gesteckt.
Weiterer Grund neben Bef�rderungen, Einheitsumgruppierungn etc. sind z.B. Spezialkenntnisse. "Flieger" war ja z.B. nur ein Dienstgrad (wie Gefreiter) und mein Schwiegeropa war Zimmermann, hat als solcher die Hangars f�r die Flugzeuge gebaut. Handwerker kamen dann halt z.B. in eine solche oder - irgendeine - Pioniereinheit, ohne R�cksichtnahme auf landmannschaftliche Bez�ge.

Also nicht wundern, akzeptieren - und freuen, dass Du �berhaupt wei�t, wo der Opa war. Das Gl�ck haben die meisten nicht.

�brigens kannst Du mal in die WWI-Verlustlisten schauen. Wenn Dein Opa vor dem "Heldentod" schon mal verwundet war, taucht er dort auf und Du hast weitere Hinweise auf die Einheit. Die Daten sind noch nicht komplett erfasst, "erst" die H�lfte, aber das sind schon satte rund 4 Millionen (!!) Datens�tze. Suchfunktion hier:
http://java.genealogy.net/eingabe-verlustlisten/search

Noch ein Tipp: Baden-W�rttemberg und Bayern sind die einzigen ehem. Reichsl�nder, von denen die Milit�rstammrollen erhalten sind (Preu�. Staatsarchiv 1945 abgebrannt). Da hast Du noch mal Gl�ck: Die Aktes Deines Opas d�rften noch existieren (Hauptstaatsarchiv).

Halt uns doch mal auf Laufenden, ob Du was gefunden hast.

Besten Gru�
Karl

Erg�nzend hingewiesen sei noch auf das hervorragende "Milex-Forum", in dem Leute, f�r die Milit�rgeschichte ein "7-Siegel-Buch" ist, Ihre Fragen zum WWI loswerden k�nnen. Das Sch�ne ist, man muss daf�r kein Mitglied eines Vereins oder einer Liste werden:
http://www.milex.de/forum/

Hallo Karl,

die wunderbare Liste, die du f�r den I. Weltkrieg als Link eingetragen hast, gibt es sowas auch vom II. Weltkrieg? Das w�rde mich doch sehr interessieren.

Liebe Gr��e

Maria (Fr�se)

Hallo Maria,

da gibt es mehrere, man wundert sich �ber die Detailkenntnis, die mitunter die von Historikern in den Schatten stellt. Im Gegenzug muss man aber leider oft ein nationales bis br�unliches "Geschm�ckle" der Foren in Kauf nehmen und/oder man trifft auf Leute, die Krieg gern am PC spielen und Ritterkreuztr�ger f�r Idole halten ... - daher (von mir) keine Link-Tipps.
Such einfach mal die Dich / Deine Ahnen betreffenden Einheiten, falls bekannt, oder google "Forum Weltkrieg" etc., dann wird Dir schon was "unterkommen" ... :wink:

Ich kenne, nebenbei, aber kein "gutes" WWII-Forum, in das man nicht erst "eintreten" muss. Aber wozu kann man sich bei gmx etc. f�r so was eine neue Mailadresse holen.

Viele Gr��e
Karl

Danke, Karl,

ich verstehe. Ich glaube, das ist mir dann auch nicht "seri�s" genug. Ich werde mal schauen, aber ob ich mich irgendwo registriere f�r solche Zwecke, das �berlege ich mir dann genauer.

Dir einen sch�nen Abend

Maria

PS: Mein Bruder hatte mal einen Lehrer in M�nster, der Krautwurst hie�. Der Name ist doch sehr markant, nicht wahr?

Mal als Tip:

http://wiki.genealogy.net/index.php/Militaer-L

Hallo Karl,
Dir und allen anderen, die mir geantwortet haben, sage ich herzlichen Dank.
In die Verlustliste des WK I mu� ich nicht schauen, denn ich wei�, dass mein Gro�vater beim Munitionstransport in der Orne-Schlucht (genaues Datum nicht bekannt) einen Lungenschu� erlitt, anschlie�end im Etappenlazarett "Tuchhalle" in Pierrepont behandelt wurde und, als seine Emtlassung in die Heimat schon geplant war, pl�tzlich verstarb. Ich nehme an, dass er nach der langen Immobilisation, die damals �blich war, eine Lungenembolie erlitten hat.. Er wurde auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Pierrepont begraben, und ich habe schon �fter an seinem Grab gestanden. Auch in der "Tuchhalle" war ich, sie wurde zu der Zeit als �bungsraum f�r Musiker benutzt. Die Gegend der "Orneschlucht" habe ich mir auch angesehen: Dort konnten "die Feinde" wie die Kaninchen abgeknallt werden von beiden H�ngen der Schlucht. Der Gedanke "nie wieder Krieg", der einem beim Anblick der vielen ausradierten Orte in der Gegend unwillk�rlich kommt, hat leider nicht lange gewirkt

Ein sch�nes Wochenende und viele Gr��e
Angela (Fischer)

Hallo Angela,

aus anderen Eintr�gen hier wurde der Tipp schon deutlich, aber dennoch: Dein Gro�vater k�nnte ja schon VOR Verdun eine Verwundung erhalten haben. Bei einem entsprechendem Eintrag in den Verlustlisten erf�hrest Du noch etwas mehr �ber seine Soldatenzeit.

Als Literatur zu Verdun, falls nicht ohnehin Dir schon bekannt, kann ich nur das grandiose Buch von German Werth empfehlen. Bis heute gibt es nichts Besseres/Ausf�hrlicheres zu diesem Thema. Ich war �brigens auch mehrfach da, auch in der Orne-Schlucht, und konnte in den 80er Jahren noch mit Schlachtteilnehmern sprechen - unvorstellbar, was die armen Soldaten auf beiden Seiten dort durchlitten haben.

Besten Gru�
Karl

Liebe Listis,

ich bin auf der Suche nach Nachkommen von Heinrich Pudwell, * ca 1881 oo ca 1904 Maria Sophia Michel in Frohlinde (heute Castrop-Rauxel) oder Kirchlinde (heute Dortmund).
Ein Sohn war Heinrich Pudwell, * 11 Nov 1904 oo ?? in Frohlinde
Einer der Enkel war Karl Pudwell, er zog nach Dortmund-Wickede.

Der Vater von Heinrich Pudwell war Gottfried Pudwell, geb. 1851 in Markushof/Kreis Marienburg in Ostpreussen. Er kam zunächst nach Gevelsberg, Kreis Schwelm, dann nach Frohlinde als Bergmann vermutlich auf der Zeche Zollern in Kirchlinde.

Wer weiss etwas über den Verbleib der Nachkommen?

Heinz (Sprenger) aus München

Wer weiß etwas über weitere Familienmitglieder?