Was kostete eine Auswanderung

Hallo Bernd,
tja was kostete eine Auswanderung um 1900 in die USA? Ein 1 Klasse Ticket so viel wie ein gutes Einfamilienhaus.
"Steerage" oder 3 Klasse zahlte so um die 6 Englische Pfund - ein halbes Jahresgehalt eines Arbeiters.
Ein Ticket in einem Schlafsaal (Open Berth) nach Kapstadt war damals gute £10. auf einem Auswanderer Schiff, welches gute 3 Wochen brauchte.
Wer die Möglichkeit hatte, auf einem Postschiff zu reisen, zahlte £15 und war in 15 Tagen in Kapstadt.

Bis dahin überwiegte die Erste Klasse auf den Schiffen und die 3. Klasse wurde fuer
Diener und Angestellte und anderes "armes Volk" benutzt. Die 2 Klasse beherbergte die gute Mittelklasse wie Missionare, Händler, kleinere Regierungs angestellte und Lehrer, die in den Kolonien gebraucht wurden.
Um diese Zeit (innerhalb von 10 Jahren) wanderten fast 1 Millionen Menschen aus Europa in die USA aus.
Dies bewog besonders Deutsche Reedereien, ihre Flotte im grossen Stil auszubauen und somit mehr Platz fuer die Massen von armen Auswanderern zu schaffen.

1900 war die Hamburg-Amerika Linie die groesste Schiffartslinie in der Welt mit 73 Schiffen und transportierte Auswanderer aus ganz Europa in die Staaten.
Die Steerage, 3 Klasse machte inzwischen 2/3 der Menschen auf diesen Schiffen aus.
Warum wanderten Menschen aus?
Mein Urgrossonkel Fritz musste seine Lehrstelle hals ueber kopf verlassen, da er seinen Lehrmeister wegen einer erteilten Ohrfeige in den Schraubstock einklemmte.
Damit war jegliche Hoffnung auf eine weitere Einstellung zerstört und er wurde von seiner Mutter nach Bremen abtransportiert um von dort nach Amerika zu reisen.
Dort lebten schon einige Verwandte und die Möglichkeit in der aufstrebenden Wirtschaft in den USA Arbeit zu finden war gross.

Er kam als reicher Mann nach dem 1 Weltkrieg nach Schlesien zurück.

Viele Gruesse,
Thomas Kohler
Kapstadt

Hallo Thomas,
vielleicht wei�t Du auch etwas �ber den Weg meiner Gro�eltern.
Mein Gro�vater Richard BLASCHKE ging um 1900 nach Ostafrika, um dort beim
Bau der Eisenbahn zu helfen. Er wurde bald Werkmeister. Da er gelernter Sattlermeister war, baute er sich in Daressalam eine Werkstatt auf, die ihn wohlhabend machte. 1910 holte er seine Braut von Reichenbach in Schl.
nach. Mich w�rde sehr interessieren, etwas �ber diese Reise zu erfahren.
Kurz vor dem ersten Weltkrieg besuchte die Familie noch einmal Reichenbach
und Schweidnitz (meine Mutter war 1911 geboren worden.) Danach wurde mein
Gro�vater Schutztruppenbeamter bei Lettow-Vorbeck. Es war ein interessanter Lebensweg, der leider zwei Vertreibungen erleiden musste.
Freundliche Gr��e
Anita (ROGGE aus Norddeutschland)

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