Hallo, alle Listenteilnehmer
heute habe ich in den Kirchenbuechern von Hohen Sprenz einen Sterbeeintrag gelesen, worin ein Kind in einem Wurstkessel verbrannt worden ist. So habe ich es auf jeden Fall gelesen.
Weiss jemand was ein Wurstkessel gewesen sein kann? Wurde ein Feuer im Kessel gebaut, fuer die Raeucherei, oder .....? War doch ein tragischer Fall, und ich moechte verstehen, was passiert ist.
MfG aus Australien
Christine
Hallo Christine in Australien,
das Kind ist sicher verbr�ht, durch kochendhei�es Wasser
und nicht verbrannt.
Der Kessel kann ca. 80 cm im Durchmesser sein und fa�t vielleicht 300 l
Wasser.
Er wird auf dem Herd oder einer Feuerstelle aufgeheizt.
Abgestellt zum besseren Hantieren wird er schon mal auf dem Fu�boden.
Gru� Manfred
Hallo Christine.
In meiner Kindheit um 1930 herum war es in den Haushalten im Gebiet noerdlich der deutschen Mittelgebirge ueblich, ein Schwein zu halten , zu fuettern und im Herst durch einen Hausschlachter schlachten und verwursten zu lassen. Das Verwursten geschah meistens in der Waschkueche des Hauses.
Kochfleisch und Kochwuerste wurden dort in einem Wurstkessel gekocht und so fuer die Vorratshaltung vorbereitet.
Das Wasser in diesem "Wurstkessel" war kochend heiss und stellte an sich eine Gefahr dar. Wenn ein Kind in ihn hineinfiel war der Tod durch "Verbrennung" sicher.
Wahrscheinlich war ein solcher Vorfall Grund fuer den von Dir genannten Eintrag.
Un saludo
Herbert (Kunkel)
"Christine Greenthaner" <cgreenthaner@mail.com> schrieb:
Hallo, alle Listenteilnehmer
Weiss jemand was ein Wurstkessel gewesen sein kann? Wurde ein Feuer im Kessel gebaut, fuer die Raeucherei, oder .....? War doch ein tragischer Fall, und ich moechte verstehen, was passiert ist.
Hallo, Christine,
im Buch "Leben und Treiben auf dem alten Bauernhofe" (1780-1880), von B. Dageförde heißt es: "Am Morgen des Schlachttages war der vorher blank gescheuerte große kupferne Kessel im Flett (=großer Flur)voll Wasser getragen und heiß gemacht." Aus diesem Kessel wurde heißes Wasser, das eben vor dem Kochen war, mit Eimern geschöpft und über das geschlachtete Schwein gegossen. Der Schlachter und zwei Helfer putzten das Schwein von Borsten rein. Danach wurde das Tier aufgehängt und ausgenommen. Wenn das Wurstfleisch im großen Kessel war, wurde der große Wurst- und Hackblock abgewaschen und hierauf das Fleisch sehr fein gehackt...Am Abend des Schlachttages war "Schlachtköst", wozu Verwandte und Nachbarn geladen waren, die die frische Wurst probierten.
Im "Mecklenburgischen Kochbuch", Rostock, 1868,von Frieda Ritzerow wird die Herstellung verschiedener Wurstsorten durch Kochen beschrieben. Und im Conversations-Lexikon von 1841 wird geschildert, wie die gerade gestopften Würste in einem Kessel voll Wasser gesotten werden, wobei mitunter auch eine Wurst zerplatzte und ihre Füllung an das Wasser abgibt, was nachher die sogenannte Wurstsuppe ergibt...
Der Wurstkessel gehörte einst in jeden ländlichen Haushalt, die Hausschlachtung war noch weit bis ins 20.Jahrhundert verbreitet, wie ich es noch selbst in einer meckl. Kleinstadt erlebt habe.
Freundliche Grüße,
Peter Wellbrock