Was die 7 Taufpaten anbetrifft

Ein Nachtrag zur Anfrage von Johannes Witt.

Was die 7 Taufpaten anbetrifft ...
...der Zeitraum ist in etwa identisch
... und all zu weit ist ja Sachsen von Oberfranken
nicht entfernt.

Viel Spa� beim Lesen!

Kapitel aus der Familien-Chronik Pfreundner
Uneheliche Kinder
"Darum verl�sst der Mann Vater und Mutter und
bindet sich an seine Frau an", so steht es im 2.
Kapitel 18 - 25 der Genesis. Wenn man der
Sch�pfungsgeschichte Glauben schenken darf, gibt
es also die Ehe seit Bestehen der Menschheit. Und
wenn dem so ist, dann gibt es auch mit Sicherheit
seit allem Anfang uneheliche Kinder! Und diese
spielten nat�rlich auch bei unseren Vorfahren eine
Rolle, in manchen F�llen wurde daraus sogar
eine Tragik.
W�hrend der Staat diese Tatsache - weil eben
menschlich - toleriert, sieht es da bei der Kirche
ganz anders aus. Bevor ich mich mit Ahnenforschung
befasste, war ich stets der Meinung, dass diese
"Entgleisungen" von der katholischen Kirche ganz
besonders angeprangert und von den Protestanten
zwar nicht beklatscht, so doch wenigstens als
notwendiges �bel hingenommen werden. Aber da hatte
ich mich ganz gewaltig get�uscht, genau das
Gegenteil ist der Fall.
Die katholischen Pfarrer brachten in den
Geburts-Registern bei unehelichen Kindern
ausnahmslos nur den Zusatz "illegit." an, wobei
der eine oder andere Geistliche glaubte, durch
eine doppelte Unterstreichung auf diese
Unregelm��igkeit noch besonders hinweisen zu
m�ssen. Das war`s dann aber auch schon. Die
evengelischen Seelsorger hingegen fahren da mit
ganz anderen Gsch�tzen auf: Kraftausdr�cke wie
Hure, Betteldirne, Hurenkind, Ehebrecherskind und
Fornicant sind hier an der Tagesordnung.
Wohlbemerkt, jeder voreheliche Verkehr wurde
bereits als Hurerei gewertet.
Als Erstes m�chte ich zun�chst einmal das
Kirchenbuch der evangelischen Pfarrei Pre�eck
(Oberfranken) anf�hren. In diesem fasste der
Pastor am Schluss des Matrikelbuches alle
Geburtseintr�ge jahrgangsweise addiert zusammen:
Anno Christi Salvatoris nostri
(Im Jahre Christi, unseres Erretters)
1766 35 Kinder getauft worunter ein Hurenkind mit
zu z�hlen ist
1767 33 Getaufte worunter ein Fornicant ist
1768 42 Getaufte worunter ein Fornicant ist
1769 49 Kindtaufen darunter ein Ehebrechers Kind
zu rechnen
1770 44 Kinder getauft wobey 2 Hurenkinder sind
1771 37 Getaufte worunter ein Hurenkind
Ab 1772 begn�gte man sich mit der Addition der
Taufen ohne beschimpfenden und entw�rdigendem
Zusatz.

Nat�rlich war auch eine unserer Vorfahrinnen von
diesen Schimpfkanonaden unmittelbar betroffen,
n�mlich die verwitwete Grossmutter des 1799
geborenen Nikolaus, Katharina Dick, geboren am
23.8.1737 in Pre�eck. Sie war - nach Ansicht eines
Menschen, der f�r die mit viel Kummer belastete
Seele sorgen
sollte - eine "ehrvergessene Witwe", die von einem
"Hurenkind" (sp�tere Mutter von Nikolaus)
entbunden wurde. Die "geh�rigen Taxa von einem
Gulden zu Taufen - wie gew�hnlich" hat der
ehrenwerte Herr Pastor dagegen bedenkenlos von der
Hure angenommen. Aber noch nicht genug mit der
Geldbeutelschneiderei: in einem solchen Falle
mussten noch sechs (!) Taufpaten aufgeboten
werden, von denen jeder noch zus�tzlich vier
Heller berappen musste. Ein uneheliches Kind war
in den K�pfen der evangelischen Seelsorger eine
schmutzige Sache, die daraus resultierende
lukrative Geldquelle war nat�rlich eine saubere
Angelegenheit und von Gott gewollt.

Und weil es halt so sch�n zur Sache passt, darf an
dieser Stelle ein Kalauer eingeflochten werden:
Geht ein altes Mutterl zum katholischen Pfarrer
und bittet ihn, ihre verstorbene Katze nach
kirchlichem Brauch beizusetzen. Der Hochw�rdige
Herr verweigert jedoch in diesem Falle den
sakralen Beistand. Sie bringt deshalb das gleiche
Anliegen beim evangelischen Seelsorger vor, was
dieser ebenfalls ablehnt. Als letzten Versuch
f�hrt das Katzenmutterl ins Feld, dass sie
schon einen "gr��eren Schein" springen lassen
w�rde. Darauf der Pastor ganz hellh�rig: das
h�tten Sie doch gleich sagen k�nnen, dass Ihre
Katze evangelisch war.

Aber wieder zur�ck zum damaligen Ernst des Lebens.
Ein weiterer, willk�rlich dem gleichen Kirchenbuch
entnommener Eintrag bl�st in das gleiche Horn. Am
27. Februar 1772 gebar eine Kunigunde Schmidt ein
uneheliches Kind. Besondere Tragik an diesem Fall
- der Vater, ein Wurzelgr�ber, ist noch vor
der Niederkunft verstorben. Anstatt nun diesem
leidgeplagten Wesen Trost zuzusprechen und sie
wieder aufzubauen und auf die F��e zu helfen,
wurde sie als Hure abgestempelt und zur
Betteldirne degradiert, der neue, unschuldige und
unbedarfte Erdenb�rger mit dem Attribut
"Hurenkind" versehen.

Nat�rlich ben�tigte auch sie sechs Taufpaten, die
ebenfalls das kirchliche Sakrament mit je vier
Heller erkauften. Die Beibringung so vieler Paten
war mit Sicherheit kein leichtes Unterfangen in
einem kleinen Ort mit ein paar Bauern, zumal ja
die Mutter mit Schimpf und Schande vorbelastet
war.

Und damit auch das Neugeborene auf Lebenszeit
gebrandmarkt war, wurden ihm bis zu f�nf Vornamen,
in der Regel die seiner Taufpaten, mit auf seinen
weiteren Lebensweg gegeben. Ein untr�gliches
Zeichen zu dieser Zeit, was seine Mutter f�r ein
"Fr�chtchen" war.

Und selbst wenn die "vorehelichen L�stlinge" dann
vor den Traualtar traten, war dieser Fehltritt
noch lange nicht verziehen. Anstatt sich �ber die
- wenn auch sp�tere - Familiengr�ndung zu freuen,
wurden sie im Heiratseintrag nach wie vor als
Personen bezeichnet, die sich vorher der Hurerei
hingegeben hatten.

Selbstverst�ndlich hat sich die Moraltheologie der
Kirche im Laufe der Zeiten - zwar nur geringf�gig
und auf die Ausdrucksweise beschr�nkt - ver�ndert.
Nicht ge�ndert hat sich jedoch die Notwendigkeit,
dass leidgeplagte Menschen besonderer Hilfe,
Unterst�tzung und tr�stendem Zuspruch bed�rfen.
Dies gilt nat�rlich auch f�r "Verbrecher", die
sich zu
vorehelichem Verkehr haben hinrei�en lassen. Aber
von alledem war seitens der Kirche, die ja stets
von N�chstenliebe predigt, weit und breit nichts
zu sehen. Dabei kommt einem unwillk�rlich die
sture Haltung in Sachen Empf�ngnisverh�tung und
Abtreibung des jetzigen Papstes Johannes Paul II
in den Sinn. Viel ver�ndert hat die Zeit nicht!

Hallo,

hat jemand die folgenden Personen (oder andere G�ners) in seiner
Ahnenliste?

Tadje G�ner, Tochter von Jan Reemts G�ner und Willems, geboren in
Wiegboldsbur, am 20 Okt 1762
Tadtje G�ner, Tochter von Jan Reemts G�ner und Willems, geboren in
Wiegboldsbur am 26 Aug 1764

MfG
Michael Till Heinze