Liebe Listenmitglieder,
die vor kurzem lebhaft in dieser Liste gef�hrte Diskussion �ber das
Genographic-Projekt veranlasst mich, hier einmal die Frage zu stellen (ich
hoffe, dass dies nicht schon fr�her geschehen ist, als ich noch nicht
Listenmitglied war), welchen Sinn Ahnenforschung �berhaupt macht und welches
Erkenntnisinteresse damit verbunden ist. Angesichts des Engagements und der
Ernsthaftigkeit, mit denen hier nach den Vorfahren und ihren Lebensumst�nden
"geforscht" wird, muss ich davon ausgehen, dass dieses Gesch�ft nicht nur
eine mit dem Lustprinzip begr�ndbare Angelegenheit ist. In meinem Bekannten-
und Kollegenkreis finden meine rationalisierenden Argumente nur wenig
Zustimmung, und ich werde immer wieder auf den geringen gesellschaftlichen
Nutzen solcher Forschung hingewiesen.
Mein Interesse ist also, von Ihnen zu erfahren, was Sie motiviert,
Ahnenforschung zu betreiben. �berdies w�re ich f�r Hinweise auf
genealogische Literatur, die sich mit dieser Frage auseinandersetzt,
dankbar.
Mit freundlichen Gr��en
Bodo Willmann
Hallo Bodo, hallo Mitleser
ich vergleiche Ahnenforschung immer mit einem Puzzle -viele Teile und man
freut sich immer wieder wenn man ein passendes Teil findet.
Zumindest mir geht es so, wobei es mir egal ist ob dieses Hobby einen
"gesellschaftlichen Nutzen" oder einen "Sinn" hat, das haben andere Hobbys
ja auch nicht unbedingt. Wichtig ist dass man selber daran seinen Spass hat.
Anl�sse sich mit Ahnenforschung gibt es verschiedene, bei mir war es ein
seltener Familienname. Die Motivation ergibt sich f�r mich durch das
Erfolgserlebnis wenn ich ein neues, passendes Puzzleteil gefunden habe.
Danach suche ich das n�chste Teil.
Nebenbei besch�ftigt man sich auch mit allgemeinen Geschichtsereignissen und
Lebensumst�nden aus fr�heren Zeiten.
Bei mir bleibt auf diese Art und Weise mehr h�ngen als in der Schule im
Geschichtsunterricht.
unter GESCHICHTE
enth�lt einen �berblick �ber die Geschichte der Genealogie
Gruesse
Manuela
-----Urspr�ngliche Nachricht-----
Moin zusammen,
ich kann Manuela nur zustimmen, genauso ist es. Genealogie ist wie Detektiv
spielen: Es macht einfach Spa�, und wenn man was findet, freut man sich.
Und der "gesellschaftliche Nutzen" liegt doch auf der Hand (von einem
besseren Geschichts- und Gesellschaftsverst�ndnis mal abgesehen): Es ist
derselbe wie beim Sammeln von kleinen bunten Klebebildchen (vulgo
Briefmarken [die ich auch sammle]), Schneekugeln oder Apfelreiben. ES GIBT
KEINEN! Und das ist gut so!
Und was ist gesellschaftlich vertr�glicher, "Meiner hat aber 3 PS mehr an
der Kurbelwelle!" oder "Ich bin aber schon zur�ck bis 1696!"?
Mit freundlichen Gr��en / kind regards
Detlef Ziemann
Meine Ahnen und ich / my ancestors and me: http://www.dziemann.de
Guten Tag,
ich betreibe nunmehr 21 Jahre aktiv Ahnenforschung meiner Familie. Begonnen
habe ich mit den Forschungen, um die Fragen meines Sohnes beantworten zu
k�nnen.
Jeder der Kinder hat kennt das Lieblingswort "warum" aber ab einem Alter von
ca. 6 Jahren kommt dann das " wer" und " wo" hinzu und ich geh�re zu den
Eltern, die Fragen beantworten m�chten.
In den Jahren der Forschung sind f�r mich viele wichtige Aspekte hinzu
gekommen, die mich veranlasst haben, weiter zu forschen auch wenn die Fragen
nicht mehr kamen.
Ich habe durch die Forschungen viele nette und interessante Menschen kennen
gelernt. Ich habe nahezu jeden Ort gesehen, an dem meine Vorfahren lebten,
ich kann mir also ein Bild, wenn auch kein Vollst�ndiges, �ber ihre
Lebensumst�nde machen und ich habe Menschen gefunden, mit denen ich verwandt
bin.
F�r mich ist die Forschung auch ein Lernen. Vieles, was in den
Geschichtsb�chern steht und was wir in der Schule lernen, ist einfach falsch
oder zu ungenau.
Ich setze mich mit der Geschichte und nicht nur mit der meiner Vorfahren
auseinander und lerne und bekanntlich lernen wir ja aus der Vergangenheit.
Die st�ndige geistige Besch�ftigung und das " Detektivspielen" h�lt mich
geistig und k�rperlich jung und Menschen, die sich mit einem Hobby
besch�ftigen, bei dem sie nachdenken m�ssen, erkranken weniger an Demenz
bzw. Alzheimer.
Ich denke, das sind viele gute Gr�nde, Ahnenforschung zu betreiben.
Viele Gr��e aus Potsdam
Michaela (Ritter)
(Administrator bei www.ahnenforschung.org)
Danke Michaela (Ritter), treffender h�tte ich es sicher auch nicht sagen
k�nnen!
Vielleicht noch drei, sicher nicht unwesentliche Erg�nzungen, Deiner
Gedanken und Auffassungen:
Meine Kinder, das �lteste 34, das J�ngste 5 Jahre alt, haben das unbedingte
Recht, zu wissen und zu erfahren, woher sie abstammen, wer ihre Vorfahren
waren.
Ich selbst bin meiner verstorbenen Mutter dankbar, dass sie Vieles, leider
aber nicht Alles, aufgeschrieben und mir hinterlassen hat.
Als sie lebte, interessierten mich diese Dinge nicht oder ich hatte in einem
bestimmten Alter dazu keine Fragen.
Heute kann ich ihr leider keine mehr stellen, obwohl sie sicher noch viel
mehr wusste.
Woher soll ich wissen, wie das bei meinen Kindern weitergeht?
Was ich heute nicht fortschreibe, suche, festhalte, wird auch einmal bei
eventuellem Bedarf meiner Kinder und vielleicht Enkel nicht mehr oder
eingeschr�nkt verf�gbar sein.
Die Ableitung aus meinen eigenen heutigen Fragen und meinem Bed�rfnis an
Wissen befl�gelt mich, so viel wie m�glich Familienhistorie meinen
Nachkommen zu hinterlassen, egal ob sie sich daf�r interessieren werden oder
nicht.
Das wirft aber zwangsl�ufig auch die schon in der Liste diskutierte Frage
auf, wohin mit den Forschungsergebnissen, wenn ich nicht mehr bin und meine
Nachkommen "zun�chst" kein Interesse daf�r haben.
Ich arbeite entsprechend der hinl�nglich in der Diskussion gegebenen
Antworten auch mit "Netz und doppeltem Boden", will sagen, alle Daten sind
auf Papier und digital vorhanden und zukunftssicher (meine ich) verteilt.
So gesehen, habe ich vorgesorgt und bin meiner Verantwortung zur Frage
"Woher" nachgekommen.
Was mich betrifft, welches Hobby gibt es wohl, das mehr an geschichtlichem,
politisch-geografischem und sozialem Hintergrund und Wissensaneignung
bietet, als Familienforschung? Diese Komplexit�t und die oft sehr
pers�nliche Korrespondenz mit Gleichgesinnten, z.B. auf dieser und anderen
Listen, bereitet mir eben mehr Freude und bereichert mich mehr, als die
Frage nach PS, Briefmarken (mit zugegebenen Einschr�nkungen) oder �-Eiern.
Wer die Frage nach dem Sinn von Familienforschung stellt, sollte einmal
selbst den Originaleintrag eines seiner Vorfahren in einem original
Kirchenbuch (nicht Film) in seinen H�nden halten.
Und wenn dieser noch aus 1635 stammt, kann er vielleicht die �berlegenheit
unseres Hobbys gegen�ber allen anderen Freizeitbesch�ftigungen begreifen.
Vorausgesetzt, er verf�gt �ber die erforderliche Emotionalit�t. Ich habe sie
mehrfach erfahren.
Forscherfreunde aus den Listen werden pl�tzlich zu engeren oder
weitl�ufigeren Verwandten.
Man hat gemeinsame Vorfahren!
Nicht nur dies befl�gelt, sondern es lehrt auch, wohin sich weshalb welche
Zweige der Familie warum und wozu wohin entwickelt haben.
Ich habe mehrere Beispiele dazu und bin dankbar daf�r, mit diesen Menschen
im engeren oder weiteren famili�ren Sinne im Gedankenaustausch zu stehen und
die sozialen Aspekte der Familienentwicklung (Geschichte) zu erforschen und
zu diskutieren.
Das ist nicht nur spannend, sondern lehrreich und zugleich pr�gend f�r die
eigene Pers�nlichkeit.
So, nun denke ich genug Argumente f�r den Herrn Dr. ..... (habe ich
versehentlich schon gel�scht) zusammengetragen zu haben.
Mit besten Gr��en an die Liste und die Beantworter dieser Fragestellung
Ehrhard (Heimert)
-----Urspr�ngliche Nachricht-----
Hallo Bodo, liebe Mitleser,
ich habe mal irgendwo die These gelesen, dass Ahnenforschung deshalb so
"modern" geworden sein soll, weil in unserer modernen Gesellschaft aus
beruflichen und sonstigen Gr�nden so hohe Mobilit�t gefragt sei, da�
Familienstrukturen und Traditionen daran zerbrechen. Der Drang zu
Ahnenforschung sei letztlich ein unbewu�ter oder auch bewu�ter Versuch, die
Verbindung zur eigenen Familie, zur eigenen Geschichte und Herkunft zu
erhalten - und sich damit innerhalb des rasanten Wandels der Gegenwart zu
stabilisieren.
Meine pers�nliche Motivation:
1. ein starkes Interesse an Geschichte;
2. ein extrem seltener Nachname (in internationalen Telefonb�chern weniger
als 160 Eintr�ge);
3. eine Vornamenstradition auf der italienischen Seite, die mir die
Forschung dort erleichtern k�nnte, wenn meine dortige Familie mitspielen
w�rde und Sizilien in Sachen Ahnenforschung weiter entwickelt w�re;
4. ein meine Forschungen f�rderndes Umfeld auf meiner deutschen Seite
(Personen, die sich noch erinnern, Postkarten aus der Zeit meiner
Urgro�eltern, Ariernachweis meiner Grosseltern).
Liebe Gr��e
G. Marco Sbriglione