Liebe Mitglieder,
am 15. Januar, nächsten Donnerstag, findet um 19.30 Uhr der nächste Vortrag der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde e.V. statt.
Veranstaltungsort ist der Vortragsraum im Staatsarchiv Oldenburg, Damm 43, 26135 Oldenburg. Parkplätze stehen hinter dem Gebäude zur Verfügung, der Eintritt ist frei
Der Referent ist Dr. Michael Hirschfeld aus Vechta, der folgendes Thema behandelt:
Arbeitsmigranten aus dem Osten und ihreIntegration in Delmenhorst –
Das Fallbeispiel der oberschlesischen FamilieKraschon zwischen Industrialisierung und Wirtschaftswunder
Sie kamen aus dem Ostendes Deutschen Reichs und darüber hinaus. Oberschlesien, Posen, Westpreußen, dasEichsfeld, aber auch das zur k.u.k. Monarchie gehörende Böhmen und Galizienwaren typische Herkunftsregionen von Tausenden von Arbeitsmigranten, die Endedes 19. Jahrhunderts in die prosperierende Industriestadt Delmenhorst strömten.
Dr. Michel Hirschfeldgibt einen Einblick in die Lebenssituationen dieser meist katholischenEinwanderer und schildert anhand des aus Golschowitz im Kreis Neustadt O/Sstammenden Linoleumarbeiters Theodor Kraschon und seiner aus dem benachbartenSchreibersdorf stammenden Frau Marie geborene Hamerla exemplarisch, wie mitFleiß und Sparsamkeit die Etablierung in der neuen Heimat gelang. Alsmittellose Jugendliche von den Verdienstmöglichkeiten in der Industrieangezogen, begann für diese erste Generation ein bescheidener Aufstieg mit demeigenem Grundstück und Haus südlich der Innenstadt und damit in deutlicherräumlicher Distanz von den Fabriken und Arbeitersiedlungen nördlich derBahnlinie, in dem drei Kinder aufwuchsen. Die Einbürgerung der Familie Kraschonin den oldenburgischen Staatsverband 1905 kann als deutliches Zeichen für denWunsch nach Integration gesehen werden.
In der zweitenGeneration machte sich der Sohn Gerhard Robert Kraschon als Bäckermeisterselbständig und etablierte, nicht zuletzt mit Hilfe seiner einheimischen, ausVegesack stammenden Frau Frieda geborene von Lindern, im Elternhaus ein gutgehendes Geschäft. Durch mehrere Umbauten entstand bis Ende der 1950er Jahreein Wohn- und Geschäftshaus, das neben Bäckerei und Verkaufsladen schließlichauch ein Cafe umfasste und heute im Besitz der Familie Gramberg ist. ZahlreicheFotos und Dokumente aus dem Familienbesitz illustrieren diese Entwicklung vordem Hintergrund von Kaiserreich, NS-Zeit und junger Bundesrepublik und bietenein Panorama der Zeit von 1895 bis 1965.
Der Referent,Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Vechta, istein Urenkel von Theodor Kraschon und in unmittelbarer Nachbarschaft zurfrüheren Bäckerei seines Großonkels Robert Kraschon in Delmenhorstaufgewachsen.
Bitte beachten Sie die geänderten Zeiten für die Vorträge, die seit 2014, jeweils am Donnerstagabend, um 19.30 Uhr, stattfinden.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Martens
www.familienkunde-oldenburg.de