Vortrag Mittwoch 15. Juni 2011 beim Wellesweiler Arbeitskreis

Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V.
                  in Zusammenarbeit mit der
Aleksandrastiftung zur Förderung der Westricher Geschichtsforschung

                       Einladung zum Vortrag

   „ Die Erfindung eines Grenzraumes: Wissenschaft und Politik
      in Josef Bürckels nationalsozialistischem Gau Westmark“
                              von
                      Dr. Wolfgang Freund,
                   Universität des Saarlandes

Innerhalb von knapp fünf Jahren wuchs das Herrschaftsgebiet Gauleiter Josef Bürckels um das Zweieinhalb- fache seiner Fläche und Bevölkerung. Der Pfalz wurde 1935 das aus dem Mandat des Völkerbundes entlassene Saargebiet und 1940 das de facto annektierte französische Departement Moselle angeschlossen; aus dem Gau
Westmark war der Gau Saarpfalz und schließlich der Gau Westmark geworden. Mit dem aus dem deutschen Kaiserreich stammenden Neologismus „Westmark“ ging von Anfang an der Westmark-Mythos einher. Schon immer antifranzösisch aufgeladen wurde er im Nationalsozialismus zum Frontgaumythos überspitzt.

Ausgehend von den im und nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen französischen Raumdefinitionen werden die deutschen wissenschaftlichen Raum-Gegenkonstruktionen in der Region aufgezeigt und die sie tragenden Personen und Institutionen – in der Rheinpfalz die Pfälzische Gesellschaft zu Förderung der Wissenschaften und im Saargebiet die Saarforschungsgemeinschaft – sowie deren wichtigste Publikationen beschrieben. Beide wissenschaftliche Einrichtungen wurden bei der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gleichgeschaltet, personell verbunden und inhaltlich neu ausgerichtet. Aus ihnen wurde 1936 in Kaiserslautern das Saarpfälzische Institut für Landes- und Volksforschung geschaffen und deren sozialwissenschaftliche Aufgaben ausgeweitet.

Im Zweiten Weltkrieg radikalisierte sich die deutsche Grenzraum – Konstruktion. Im annektierten Metz ließ der Gauleiter ein Lothringisches Institut für Landes- und Volksforschung errichten, um jegliche französische Erinnerung und den lothringischen Partikularismus zu beseitigen und die enge Verbundenheit Lothringens mit dem Reich zu propagieren. Zusätzlich wurde in Metz eine Filiale der mit historischer Auswandererforschung befasste Mittelstelle Westmark „Landsleute drinnen und draußen“ errichtet, die nicht nur aktiv an der brutalen Vertreibungs- und Germanisierungspolitik in Lothringen mitwirkte, sondern von der Westmark aus sogar die mörderische „Umvolkungspolitik“ der SS in Polen unterstützte.
  
            Am Mittwoch, den 15. Juni 2011, 19.00 Uhr
              im historischen Junkerhaus ( 1569 ),
               Wellesweiler, Eisenbahnstr. 22

          Von Nichtmitgliedern wird 5 Euro Eintritt erbeten