Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Seit 26 Monaten arbeiten rund 100 ehrenamtliche Mitarbeiter rund um den Globus an der Erfassung aller Sterbelisten in der Wiener Zeitung (WZ) für den Zeitraum 1703-1884. Vor einer Woche wurden wieder 37 neue Monate mit
insgesamt 33.321 Datensätzen in die WZ-Datenbank eingespeist, sodaß dort nun bereits über 600.000 Datensätze (exakt 607.907) aus 694 fertigen WZ-Monate zur Verfügung stehen. 47 WZ-Kalenderjahre sind inzwischen, soweit bei ANNO vorhanden, bereits komplett und schätzungsweise 60% der Gesamtarbeit erledigt.
Aus Anlaß der Erreichung des 600.000ten Datensatzes unseres Projektes Wiener Zeitung möchte ich Ihnen ein bisserl etwas über die Vorteile und Möglichkeiten dieser größten privaten (nichtstaatlichen)
Sterbedaten-Datenbank über das Habsburgerreich mitteilen.
Franken, besonders die katholischen Teile, waren ja über viele Jahrhunderte eng mit Wien verbunden und es gab auch einen regen Bevölkerungsaustausch. Zehntausende Franken sind in den Raum Wien ausgewandert - bewußt oder sie sind eben im Laufe der Schwabenzüge dort hängengeblieben. Und daher sind auch tausende Franken in Wien verstorben und damit durch unser Projekt Wiener Zeitung erfaßt.
Unter http://www.familia-austria.at/wienerzeitung/wz_aktuell_mu.php finden Sie den aktuellen Projektstand.
Unter http://www.familia-austria.at/wienerzeitung/wz_uebersicht_mu.php die aktuelle Übersicht der erledigten und vergebenen Monate.
Und unter Wiener Zeitung die Datenbank selbst.
Alle Interessierten können ohne jede Registrierung den Index (Familiennamen, Vornamen und Sterbejahr) abrufen, also nachsehen, ob für sie Interessantes dabei ist.
Mitarbeiter am Projekt und Vereinsmitglieder von Familia Austria, die ja die Kosten der Netzpräsentation bezahlen, können mittels Kennworten auch alle Details abrufen.
I. INHALT
Unsere WZ-Datenbank enthält neben dem Familiennamen des Verstorbenen, dem (den) Vornamen und dem Sterbedatum in der Regel weiters auch:
- Datum und Netzadresse der betreffenden WZ-Seite, wo man sich die Veröffentlichung vor 126 - 294 Jahren selbst ansehen kann
- das Sterbealter
- den Beruf; bei Kindern und Ehefrauen meist den Beruf des Vaters/Gatten
- die Wohnadresse
- die Sterbeadresse, sofern sie mit der Wohnadresse nicht übereinstimmt
- die Todesursache, durchgehend ab 1812
Darüberhinaus gibt es bei vielen Datensätzen weitere Informationen z.B. zu Angehörigen, zur Herkunft, zum Stand, zu den Titeln, Orden und Auszeichnungen des Verstorbenen, bei adeligen Damen auch oft der Geburtsname usw.
Verzeichnet sind also bisher 607.913 Verstorbene (manche davon auch doppelt, weil in der WZ so abgedruckt) und zusätzlich auch bereits exakt 65.713 Namen von Angehörigen. Das sind meist die Ehemänner verstorbener Frauen oder die Väter verstorbener Kinder. Aber auch Mütter, Zieheltern, Stiefeltern, Kostmütter usw. werden hier genannt.
Insgesamt kann man also bereits über 673.000 Menschen in dieser Datenbank gezielt aufrufen.
II: WELCHE PERSONENGRUPPEN SIND ENTHALTEN?
1. Wiener, die Wien verstorben sind
Seit der allerersten Ausgabe des Wiennerischen Diariums vom 8. August 1703 wurden die Verstorbenen der heutigen Inneren Stadt, des mauerumwehrten eigentlichen Wien, sowie aller Vorstädte und Gründe bis zum Linienwall (den
es 1703 übrigens noch gar nicht gab und der ab 1704 etwa entlang der heutigen Gürtel-Straße verlief) abgedruckt, sowie auch die der Donauinsel zwischen dem heutigen Donaukanal und dem Hauptstrom, also der Leopoldstadt.
D.h. in etwa die heutigen Bezirke 1 - 9 und 20 waren damit abgedeckt.
Die davor liegenden Vororte (z.B. Währing, Ottakring, Penzing, Meidling, Simmering) waren damals noch kleine Dörfer inmitten ausgedehnter Felder, Weingärten, Weiden und Wälder. Ihre Einwohnerzahl war im frühen 18. Jht.
noch sehr gering. Erst mit ihrem raschen Wachstum nach dem Wiener Kongreß von 1814/15 wurden auch sie schrittweise in die Verstorbenenberichte der WZ einbezogen.
2. Auswärtige, die in Wien verstorben waren
Da Wien ein Anziehungspunkt und eine Transitstation für die Menschenströme war, sind auch viele Nichtwiener in Wien verstorben. Es ist unmöglich, alle Gruppen, die da vorkamen, erschöpfend aufzuzählen: reisende Kaufleute,
wandernde Handwerker, Fuhrleute, Boten, Besucher, Landleute aus der Umgebung, Patienten in den Krankenhäusern, fahrendes Volk usw. genauso wie Beamte und Würdenträger aus anderen Teilen der Monarchie und weit darüber
hinaus.
Auch Teilnehmer der "Schwabenzüge" nach Ungarn, ins Banat, nach Siebenbürgen, Galizien und der Bukowina sind in Wien verstorben und damit abgedruckt und auch die große Zahl der in Wien verstorbenen Soldaten und
Offiziere (z.B. im Militärspital) gehört in diese Gruppe.
Insgesamt sind das derzeit bereits mindestens 25.000 Menschen. Bei vielen ist die Herkunft angegeben, bei manchen nur "auswärtig" und bei den Soldaten meist gar nichts.
3. Wiener, die auswärts verstorben sind
Auch hunderte Fälle, wo Wiener irgendwo außerhalb verstorben sind, sind in der WZ-Datenbank enthalten. Das betraf Kaufleute aus Wien genauso wie Beamte auf Dienstreise und z.B. Sommerfrischler, die dort verblichen sind.
Die damalige WZ hat berichtet und wir haben es erfaßt.
4. Menschen mit Bezug zur Habsburgermonarchie
In den Ausgaben der WZ gibt es aber nicht nur Wiener und in Wien verstorbene Auswärtige, sondern auch zehntausende amtliche und halbamtliche Meldungen über Verstorbene irgendwo in der Habsburgermonarchie.
Verlassenschaftsmeldungen, Convocationen usw. sind solche Quellen und vorausgesetzt der volle Name und das Sterbedatum ist angegeben, wurden auch aus dieser Gruppe tausende Sterbefälle von unseren Mitarbeitern erfaßt.
Mit anderen Worten, die WZ-Datenbank geht längst über den Raum Wien hinaus.
III. WELCHE PERSONENGRUPPEN SIND NICHT ENTHALTEN?
Die WZ-Sterbelisten basieren vor allem auf den städtischen Sterbelisten, die auch die Grundlage für die Totenbeschauprotokolle bilden, die (mit Lücken) seit 1648 erhalten sind.
Nicht aufgenommen wurden dort sechs Gruppen von Verstorbenen:
- die Mitglieder des Herrscherhauses, also der Familie (das Haus) Habsburg
- in den Anfangsjahren auch der hohe Adel
- die ausländischen Diplomaten
- die Justifizierten (Hingerichteten)
- jene Ordensgeistlichkeit, die ihre Toten in eigenen Friedhöfen bestattet hat
Diese fünf Gruppen waren zahlenmäßig sehr klein und sind über andere Quellen ohnehin gut erschlossen.
Es fehlen auch alle verstorbenen Kinder unter einem Jahr.
Das war eine große Gruppe, aber eine, die sicher keine Nachkommen hatte.
In den Totenbeschauprotokollen sind sie übrigens meist enthalten.
Einen ausführliche Artikel von Frau Renate Fennes über diese Fragen finden Sie auf unserer Netzseite:
Totenbeschau, Totenzettel, Totenprotokolle:
http://www.familia-austria.at/wienerzeitung/wz_interessantes_mu.php
Alle anderen in Wien Verstorbenen sollten in den WZ-Listen und damit letztlich auch in unserer WZ-Datenbank enthalten sein.
Diese amtlichen Wiener Sterbelisten wurden von der WZ-Redaktion im 19. Jht. offenbar durch weitere Nachrichten aus dem Umland von Wien ergänzt, sodaß auch die Vororte und einige heutige Umlandgemeinden wie Klosterneuburg, Mauerbach, Schwechat usw. aufscheinen.
IV. DIE LÜCKEN
Darüberhinaus fehlen bei ANNO ANNO-Wiener Zeitung noch:
1.) 41 komplette WZ-Jahrgänge:
1703-1715, 1717, 1718, 1724, 1732, 1733, 1735-1738, 1757, 1763, 1782, 1786, 1788, 1792-1796, 1798-1806.
2.) weitere komplette WZ-Monate: in den Jahren 1716, 1721, 1780, 1787, 1797, 1807 und 1884
3.) Einzelne Seiten - in vielen WZ-Jahrgängen.
Ein Beispiel dafür ist der Bereich 1869-1873 und hier ganz besonders das Jahr 1872.
Wir sind deshalb in Kontakt mit der ANNO-Redaktion der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) und werden von neuen Einstellungen bei ANNO verständigt. Über fehlende Seiten führen wir penibel Buch, um diese Lücken
später anhand der Originalexemplare in der ÖNB ergänzen zu können.
Das bedeutet, daß auch in bereits als abgeschlossen markierten Zeitbereichen Datensätze fehlen können.
V. VOLLERFASSUNG STATT INDEX
Die Frage, ob wir eine Vollerfassung aller in der WZ abgedruckten Daten machen sollten oder nur einen Namensindex wurde zu Jahresbeginn 2008 durch eine Abstimmung unter den Mitarbeitern entschieden. Eine große Mehrheit
entschied sich für die Vollerfassung, die ja nun schon zu ca. 60% Wirklichkeit geworden ist.
Die Vorteile der Vollerfassung sind mit jeder Dateneinspeisung deutlicher erkennbar. Ganz besonders bei den häufigen Namen wäre ein reiner Namensindex längst unbrauchbar.
So gibt es beispielsweise inzwischen alleine im Zeit-Bereich 1850-1884: 117 Joseph Müller und weitere 15 Josef Müller in unserer Datenbank.
Mit einem reinen Namensindex müßte man also 132 Sterbefälle in den wiener Original-Sterbematriken überprüfen um überhaupt feststellen zu können, welcher der gesuchte Joseph Müller ist.
Aber mittels der von uns erfaßten weiteren Angaben wie Sterbealter, Beruf, Wohnadresse, Stand usw. läßt sich die Zahl der in Frage Kommenden drastisch einschränken, sodaß nur mehr wenige - im Idealfall nur mehr der Gesuchte -
übrigbleiben. D.h. die wochenlange zeitaufwändige und teure Suche in den Wiener Pfarrkanzleien wird weitgehend überflüssig.
VI. PERIODICA
Da unser Projekt Wiener Zeitung (WZ) 1703-1884 nun schon 26 Monate lang weitgehend reibungslos läuft haben wir dieses erprobte Modell nun auch auf andere Zeitungen der alten Habsburger-Monarchie übertragen. Auch in Blättern
aus Prag, Pest, Preßburg, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Baden bei Wien sind ja Sterbelisten bzw. Sterbemeldungen abgedruckt und wir haben kürzlich damit begonnen, auch diese zu erfassen. Weitere Städte werden dazukommen und
so wird im Laufe der Jahre allmählich eine flächendeckende Datenbank auch für diese Städte bzw. Ballungsräume entstehen.
Auch dort werden noch Mitarbeiter gesucht. Interessenten melden sich bitte bei unserer Projektleiterin Frau Claudia Weck: periodica@familia-austria.at
VII. KOSTEN
Die langfristige Sicherung und die Netzpräsentation der von den ehrenamtlichen Mitgliedern und Mitarbeitern erfaßten Daten verursacht zwangsläufig auch Kosten. Deshalb haben wir vor zwei Jahren den genealogischen Verein "Familia Austria" www.familia-austria.at gegründet und mit den Mitgliedsbeiträgen (38 Euro/Jahr; für aktive Mitarbeiter nur
symbolische 15) finanzieren wir unsere Selbstkosten. So ist auch sichergestellt, daß wir von Firmen unabhängig bleiben und daß unsere Forschungsergebnisse langfristig gesichert werden, also nicht wieder verloren gehen.
Und die Gefahr, zum Handelsobjekt zu werden, wie beispielsweise die (ursprünglich) kostenlose Plattform www.verwandt.de, die nun von einem anderen Konzern aufgekauft worden ist, die besteht bei uns auch nicht.
Wir wissen schon, daß heute manche fordern "es muß alles völlig kostenlos sein", aber wenn man langfristig denkt und plant, dann ist der Weg eines gemeinnützig orientierten Vereins, den wir eingeschlagen haben, sicher der seriöseste und letztlich erfolgreichste. Kostenlose Datenbanken im Netz tauchen auf und verschwinden nach ein paar Jahren wieder. Gemeinnützig orientierte Vereine existieren dagegen oft über ein Jahrhundert lang und manche sind schon seit 1848 existent.
Wir laden Sie ein, sich unsere WZ-Datenbank und unsere anderen Aktivitäten unter www.familia-austria.at anzusehen und bei Interesse bei Familia Austria mitzumachen, sei es als Mitarbeiter, sei es als passives Vereinsmitglied.
Franken sind uns auf jeden Fall herzlich willkommen.
Unser Forschungsgebiet umfaßt ja alle ehemals habsburgischen Gebiete in Mitteleuropa.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Ofner
FAMILIA AUSTRIA
kontakt@familia-austria.at
www.familia-austria.at