Leider heute erst gelesen. Da dieses Thema h�ufiger auftaucht m�chte ich den folgenden Aufsatz der Allgemeinheit zug�nglich machen.
Gru�
Peter
*Personennamen*
Ein Fundst�ck �ber ein oft diskutiertes Thema
von Peter Raap
Immer wieder tauch die Frage auf, woher kommen die Namen und wie sind sie entstanden? Erkl�rungen gibt es viele, so auch in einem Lesebuch von 1931. Leider fehlt dort jeder Hinweis auf Quellen und ist somit nicht zu nutzen. Da an zunehme ist, da� dieses Thema auch andere Familienforscher interessiert, m�chte ich Ihnen dieses Fundst�ck vorstellen, was im"Brockhaus` Konservations-Lexikon", Neue Revidierte Jubil�ums-Ausgabe von 1903dar�ber zu lesen ist:
Von jeher hat die Etymologie dieser Namen die Neugier gereizt, aber erst durch die Fortschritte der Sprachwissenschaft sind richtige und bleibende Resultate in der Namenkunde erzielt worden. Die Indogermanen, mit Ausnahme der Italiker, zeigen in der Bildung der Personennamen eine so genaue �bereinstimmung, da� ihr Namensbildungsprinzip notwendig aus der Zeit der Urgemeinschaft ererbt sein mu�. Danach wurden die Namen aus zwei Worten (Wortst�mmen) beliebiger Bedeutung zusammen gesetzt, z.B. griech. Strato-nikos (stratos = Heer, nike = Sieg), deutsch Wolf-gang, Fride-rike, altgallisch De-vo-gna-ta (de-vos = Gott, gna-ta = Tochter), serb. Brato-ljub (brat = Bruder, ljub = lieb), altind. De-va-dattas (de-vas = Gott, dattas = geschenkt). Die L�nge dieser Namen veranla�te aber vielfach K�rzungen, die man dann als Kosenamen bezeichnet. Die gew�hnlichste Art der K�rzung bestand darin, da� nur entweder das erste oder das zweite Glied der Zusammensetzung gesprochen wurde, wie z.B. Zeuxis, der Name des ber�hmten Malers, eine Abk�rzung von Zeux-ippos (hippos = Pferd) war; eben so z.B. unser Wolf = Wolf-gang, Wolf-hart; Arn-ulf u.s.w., altgallisch Toutus = Touto-bocio, altind. De-vas und Dattas = De-va-dattas u.s.w.. An diese Kurznamen, wie sie auch genannt werden, h�ngte man oft noch Diminutivendungen, z.B. griech. Thrasylos, got. Wulfi-la (W�lflein), altind. Datti-la-s. Eine bei den Griechen und Germanen nachweisbare Sitte war, da� in den Kindesnamen eins der Glieder der Zusammensetzung her�ber genommen wurde, die den Vater- oder Mutternamen bildete, z.B. Dino-krates, Sohn des Dino-kle-s, Andro-nikos, Sohn des Niko-kle-s, althochdeutsch Wald-bert und Wolf-bert, S�hne des Hram-bert, Wine-gaudus, Sohn der Wine-burgis. Hieraus wird die Tatsache verst�ndlich, da� man Worte der verschieden artlichsten Bedeutung zu einem Namen zusammenstellte, z.B. Hippo-las (hippos = Pferd, laos = Volk), althochdeutsch Wolf-tag (Wolf, Tag), Fridu-gundis (Friede, Kampf).
Bei den Griechen gab es keine eigentlichen Familiennamen. Doch war es Sitte, die Abstammung anzugeben durch ein Patronymikon, z.B. Achilleus ho Pe-leide-s (Achill der Sohn des Peleus), eigentlich "der Peleische", oder durch Zusetzung des Vaternamens im Genitiv, z.B. Sokrates, der Sohn des Sophroniskos.
Die R�mer hatten gleich den anderen Italikern schon in vorhistorischen Zeiten das indogermanische Prinzip der Zweist�mmigkeit der Personennamen eingeb��t und bildeten ihre Namen nur aus einem einfachen Nominalwort. Sie f�hrten urspr�nglich nur einen Namen; doch schon seit den �ltesten Zeiten der Republik regelm��ig drei, von denen der eine (nomen) das Geschlecht (gens) bezeichnete, zu dem der Tr�ger geh�rte, und fast stets auf- ius auslautete, wie Fabius, Julius, Tullius. Da aber die Geschlechter in Familien (familiae) sich spalteten, trat zur unterscheidenden Bezeichnung ein Familienname (cognomen) hinter den Geschlechtsnamen, wie Cicero, C�sar, Scipio. Endlich kam f�r jeden einzelnen ein vor den Geschlechtsnamen tretender Vorname (praenomen) hinzu, Aulus, Cajus, Marcus, Titus; oft ein blo�es Zahlwort, wie Quintus, Sextus, Decimus. Ein vollst�ndiger Name ist also z.B. Marcus (praenomen) Tullius (nomen) Cicero (cognomen). Zuweilen tritt auch noch hinter diesen Namen ein vierter, ein Zu- oder Beiname (agnomen), durch ber�hmte Taten, Adoption oder andere Umst�nde erworben, wie Africanus oder Cunctator. Feierlich beigelegt wurde den Knaben ihr Name am neunten, den T�chtern am achten Tag nach der Geburt, und zwar dem �ltesten Sohne gew�hnlich das praenomen des Vaters, w�hrend die T�chter in der Regel nur den weiblich abgewandelten Geschlechtsnamen des Vaters f�hren, als Tullia, Livia und wenn ihrer mehrere vorhanden waren, durch major und minor (�ltere und j�ngere) oder durch prima, secunda, tertia u.s.w. (erste, zweite, dritte u.s.w.) unterschieden wurden.
Die Kinder der alten Germanen erhielten den Namen bald nach der Geburt. Der Name, der meist schon durch den Inhalt das Kind als Spro� seiner Vorfahren erkennen lie�, war ein einziger. Wohl gab es Geschlechter der Merowinger, Agilolfinger u.s.w., aber der einzelne f�hrte den Geschlechtsnamen noch nicht. Mit der Einf�hrung des Christentums waren einzelne Taufnamen �blich, zu dem man teils die althergebrachten heimischen, teils biblische und kirchliche Benennungen verwandte. Familiennamen kamen erst im sp�tern Mittelalter auf, zuerst bei dem Adel mit dem 12. Jahrhundert, nach den Stammsitzen, wie Konrad von Wettin, Rudolf von Habsburg, dann bei dem B�rgerstande seit dem 14. Jahrhundert und wurde allgemein �blich seit dem 16. Jahrhundert.
Der Schatz der deutschen Familiennamen zerf�llt in zwei gro�e Klassen:
1.Namen, welche auf die heidnischen sowie auf die mit dem Christentum eingef�hrten zur�ckgehen und teilweise jetzt noch zugleich als Vornamen (z.B. Friedrich, Dietrich, Peter, Paul) gebr�uchlich sind. Zweist�mmige Namen dieser Art sind z.B. Humboldt aus dem altem hun-bold, Gieseler aus gisal-heri, Gervinus, latinisiert aus ger-win. Andere wurzeln in der oben erw�hnten Formk�rzung, z.B. Goethe, Giese (neben Giese-brecht). Manche Namenhaben zwar jetzt eine bestimmte Bedeutung (z.B. Hammer, Tuch, Pilz u.s.w.), doch ist diese in vielen F�llen nachweisbar erst auf dem Wege der Volketymologie den zu Grunde liegenden alten Formen (hademar, tucco, pilizo) aufgepr�gt.
2.Namen aus urspr�nglichen Beinamen, deren Bildung den verschiedensten Veranlassungen entnommen sein kann. Im allgemeinen sind sie entweder Lokalnamen, oder eigentliche Beinamen (Pr�dikate), oder patronymische Bildungen.
a.Lokalnamen alle diejenigen, welche den Namen von L�ndern und Ortschaften (Bayer, Schwabe u.s.w.) entlehnt sind, oder auf Eigent�mlichkeiten des Wohnsitzes oder Besitztums (Lage, Lehnsverh�ltnis, Hausschild und dergleichen) ihres ersten Tr�gers beruhen (z.B. Winkler, Wegener, Gruber, Lindner, Buchner, H�fer, von Hagen u.s.w.).
b.Zu den pr�dikativen Namen geh�ren alle diejenigen, welche eine physische oder moralische Eigenschaft (Gro�e, Lamge, Kurz, Langbein, Breitkopf; Wunderlich, Hitzig, Kluge), eine gewerbliche (Schneider, M�ller, Wagner, Fischer, Zeidler, Ziegler, K�chler, Schlosser, Pfeifer) oder amtliche Berufst�tigkeit (Schulze, Richter, Vogt u.s.w.) oder eine soziale Beziehung (H�bner, Maier, Bauer, Hausmann, Lehmann, B�rger) bezeichnen. Hierher geh�ren au�er den imperativischen Namensformen (Schlagintweit, Hauenschild, Hassenpflug, Suchenwirth, Schaffrath) auch in den meisten F�llen die Personennamen welche Tiere, Pflanzen, Werkzeug Tracht und der gleichen bezeichnen und teils als �bertragungen, teils als wirkliche Spitznamen zu fassen sind.
c.Patronymische Namen sind die Familiennamen mit der lat. oder deutschen Genetivendung (Georgi, Fabri, Pauli, Ulrici; Heinrichs, Jacobs), die durch Anf�gung von --sohn (niederdeutsch, friesisch und d�nisch --sen) gebildeten Formen (Wilmsen, Michelsen, Mendelssohn, viele Namen deutscher Israeliten), teilweise wohl auch die Namen auf --ing, -ling (Kinderling, Kayserling).
Eine eigent�mliche Art der Namengebung hat sich bei den Isl�ndern erhalten. Hier hat jedes Kind au�er seinemNamen den des Vaters im Genitiv mit angef�gtem --son; J�nsSohn Egil z.B. hei�t "Egil J�nsson", dessen Sohn Finnur "Finnur Egilsson".
_Quellenangabe:_Pape, W�rterbuch der griechischen Eigennamen, 3. Auflage, Braunschweig 1863-70; Fick, Die griechischen Personennamen, 2. Auflage, G�ttingen 1894; Wackernagel, Die germanischen Personennamen (im "Schweizerischen Museum", Band 1, Frauenfeld 1837; Abel, Die deutschen Personennamen, 2. Aufl., Berlin, 1890; Pott, Die Personennamen, insbesondere die Familiennamen und ihre Entstehungsarten, 2. Aufl., Leipzig, 1859; Vilmar, Deutsches Namenb�chlein, 6. Aufl., Marburg,1896;F�rstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd.1, Personennamen, 2. Aufl., Bonn,1900; Fr. Stark, Die Kosenamen der Germanen, Wien,1868; Becker, Die deutschen Geschlechtsnamen, Basel, 1864; Steub, Die oberdeutschen Familiennamen, M�nchen, 1870; Andresen, Die altdeutschen Personennamen, Mainz, 1873; ders., Konkurrenzen in der Erkl�rung der deutschen Geschlechtsnamen, Heilbronn, 1883;Heintze, Die deutschen Familiennamen, 2. Aufl., Halle, 1903; Kleinpaul, Menschen- und V�lkernamen, Leipzig 1885; Kbull, Deutsches Namenb�chlein, Braunschweig, 1891; Tetzner, Namenbuch, 2. Aufl., Leipzig, 1895; Tobler-Meyer, Deutsche Familiennanem nach ihrer Entstehung und Bedeutung, mit besonderer R�cksichtnahme auf Z�rich und die Ostschweiz, Z�rich, 1894; Arnold, Die deutschen Vornamen, 2. Aufl., Wien 1901; Ba�, Beitr�ge zur Kenntnis deutscher Vornamen, Leipzig, 1903; ein reichhaltiges Verzeichnis von Werken �ber Namenskunde (Onamastik) inTechmers "Internationaler Zeitschrift f�r allgemeine Sprachwissenschaft" I, 33.