Von wo kamen die Niederschlesier her?

Liebe Mitforscher!

Da meine Vorfahren aus Schlesien weit zur�ck nachweisbar sind (Spitzenahn: Johann Bapt. Raymann, geb 25.11.1544 in Lemberk/Schlesien, Dr. jur und Kanzler v Brieg/Liegnitz), der Name Raimann auch heute noch in der Schweiz h�ufig ist und laut "Z�richer Familiennamen" in Z�rich bis ins 13. Jhd nachweisbar ist-anderseits laut �sterr Akademie der Wissenschaft- Institut f�r Namensforschung Raimann auf "Mann vom Rhein" zur�ckgeht (aber: der Rhein ist lang- das muss nicht Schweiz heissen) interessiert mich das Thema nat�rlich.

Ich glaube aber, mit strengen Genealogischen Nachweisen werden fr�he Vorfahren von Schlesiern aus der Schweiz wohl kaum belegbar sein- von der Dokumentemlage her ist wohl kaum mehr als Spekulation m�glich.

Eine M�glichkeit k�nnten aber DNA-Vergleiche geben, die eine- wenn auch ferne-Verwandtschaft belegen k�nnten.

Ich w�rde mich jedenfalls freuen, konkretes zu fr�hen (vor dem 15.Jhd) Einwanderern von der Schweiz nach Schlesien zu erfahren.

Mit vielen Gr��en aus dem Wienerwald

Gerhard Raimann

Hallo Gerhard Raimann.
Da bin ich aber neidisch auf deine Forschung in Schlesien. Wie hast du es
denn geschafft so viele Daten in Schlesien zu bekommen. Meine Schlesier
Dokumente sind alle von den Russen oder früheren Kirchenbränden vernichtet
worden.
Gruß aus Cux
Ulf (Strodthoff)

Guten Abend allerseits,

da ich allmählich feststelle, dass das Interesse an diesem Thema doch
wesentlich größer zu sein scheint, als ich zuvor annahm, möchte ich allen an
diesem Thema Interessierten die Position "Die Verbreitung und die Herkunft
der Deutschen in Schlesien", Karl Weinhold , J. Engelhorn, 1887, empfehlen.

Es ist mir natürlich sehr wohl bewusst, dass zu diesem Thema diverse weitere
Positionen verfasst worden sind. Das von mir empfohlene Buch ist allerdings
lediglich 88 Seiten stark, beinhaltet das Wesentliche und lässt sich darüber
hinaus an einem einzigen Abend lesen. :O)

Womit das Thema, natürlich nur rein hypothetisch, bis Morgen abgearbeitet
sein könnte. :O)

Es lässt sich bequem bei "archive.org" herunterladen:

Ich hoffe Ihnen weitergeholfen zu haben

Mit besten Grüßen

Peter Przybilla

P.S

Was wiederum Gerhards Nachnamen (RAIMANN) anbelangt, so assoziierte ich
diesen während ich seine Nachricht las zwangsläufig mit Andrzej Sapkowskis
erfolgreichen Hussiten Trilogie und ihrem Helden Reinmar von Bielau:

1. Narrenturm (2002) - Narrenturm,

2. Boży bojownicy (2004) - Gottesstreiter,

3. Lux perpetua (2006) - Lux perpetua

Narrenturm

Die Welt, ein Narrenturm - Teil eins der polnischen Bestseller- Trilogie um
den schlesischen Medikus Reinmar von Bielau, in dem wir erfahren, dass er
sich auf der Flucht befindet, einerseits der Liebeskunst wegen, aber auch
vor der Inquisition.

Schlesien, im Jahr des Herrn 1422: Reinmar von Bielau "hieb seinem
Grauschimmel die Fersen in die Weichen, ritt im Galopp über die blühende
Heide auf die waldbestandene Anhöhe zu, hinter der er segenbringende,
ausgedehnte Wälder vermutetete".

Der junge Medikus, von seinen Freunden auch Reynevan genannt, ist auf der
Flucht vor seinen Häschern. Der Liebe wegen, genauer gesagt, weil er in
flagranti erwischt wurde, mit der schönen Adele von Sterz, Eheweib des sich
gerade auf einem Kreuzzug gegen die feindlichen Hussiten befindenden Gelfrad
von Sterz. Doch auch die Inquisition könnte sich für ihn interessieren, denn
was man im heimatlichen Öls nach seinem stürmischen Abgang bei ihm findet,
ist neben medizinischen Schriften so manches, das zumindest den Verdacht auf
Hexerei aufkommen lassen könnte.

Der sündige Möchtegern- Lancelot hat also ernsthafte Probleme, vor allem,
weil ihm Adele nicht aus dem Kopf gehen will.

So durchquert er auf dem Weg nach Breslau das damalige Mittel-Europa,
begegnet dabei allerlei Volk, und auch der Narrenturm der Inquisition bleibt
ihm nicht erspart, von dessen Warte aus die Welt bis heute einem einzigen
Hauen und Stechen gleicht. Doch halt: Hatten die Chiliasten nicht
vorausgesagt, die Welt würde im Februar des Jahres 1420 untergehen?

Gottesstreiter

Prag, im Jahr des Herrn 1427. Hinter der Apotheke "Zum Erzengel" betreibt
ein Kreis von Magiern ein geheimes Laboratorium samt Bibliothek. Hier wird
auch der Medikus Reinmar von Bielau, genannt Reynevan, häufig gesehen. Was
dem taboritischen Geheimdienst nicht entgeht, der Reynevan des Überfalls auf
einen Steuereintreiber verdächtigt und deshalb beobachtet. Der Papst hat
gerade seine Bulle Salvatoris omnium verkündet, in welcher er zum Kreuzzug
gegen die böhmischen Ketzer aufruft.

Reynevan nutzt die Wirren der kriegerischen Auseinandersetzungen, um der
Stadt den Rücken zu kehren. Denn die Begegnung mit Jan Smioicky von Smioice,
der seinen Bruder auf dem Gewissen hat und auch ihn umbringen wollte, hat
Reynevan auf den Gedanken gebracht, nach Schlesien zurückzukehren und Rache
zu suchen. Auch hofft er immer noch auf eine Lösung für den Zauber, der über
seinem Gefährten Samson liegt - eine solche Lösung könnte sich, wie man ihm
zuträgt, am ehesten auf Schloss Trosky finden, wo der Magier Rupilius
residiert. Reynevan hat also wieder einmal ziemlich viel im Kopf - in
welchem ihm außerdem ständig die angebetete Nicoletta herumspukt ...

Lux perpetua

"Eine Trilogie, die Sie begeistern wird, wenn Sie richtig gute und
intelligente historische Romane lieben." -- Brigitte

Reynevan, der Medicus, wird von seinem Erzfeind, dem Bischof von Breslau,
wegen "Verbrechen und Zauberei" verdammt. Unser Held verliert dennoch nicht
den Mut, sondern sucht weiter nach seiner Nicoletta, die von Anhängern des
Bischofs entführt worden ist. Seine Suche führt ihn nach Schlesien, Böhmen
und auch in andere Gebiete, durch die sich ein blutiger Glaubenskrieg wälzt
...

Hallo Peter,

ich habe das Buch gerade durchgearbeitet. Mein Fazit: Der Hauptteil der
deutschen Einwanderung erfolgt wohl ab dem frühen 13. Jh. und zwar aus dem
fränkisch/thüringischen Raum. Für den Kreis Lauban, östl. Queisseite gibt es
Quellen die explizit den Thüringer Wald nennen. Für das übrige Schlesien
spielen wohl auch süddeutsche, niederdeutsche und flämische Ströme eine
gewisse örtliche Rolle.
In dem Buch wird auch den Orts- und Familiennamen sowie volkstümlichen
Begriffen die Möglichkeit einer Quellendeutung zugeschrieben.
Viel Neues habe ich daraus nicht erfahren!

Viele Grüße aus dem Bayerischen Wald

Peter

Hallo Peter,

".Für das übrige Schlesien spielen wohl auch süddeutsche, niederdeutsche und
flämische Ströme eine gewisse örtliche Rolle."

Genau so ist es. So auch für meine Geburtsstadt Ratibor (OS) ist
beispielsweise eine beachtliche frühe flämische Einwanderung dokumentiert
worden, die in diversen Literaturquellen immer wieder betont wird.

".Der Hauptteil der deutschen Einwanderung erfolgt wohl ab dem frühen 13.
Jh."

Ja, das ist auf jeden Fall richtig, wobei zu betonen wäre, dass die
Einwanderung in Schlesien definitiv über mehrere Epochen verteilt und somit
in mehreren aufeinanderfolgenden Wellen verlief.

Pauschal kann man nun behaupten, dass die Kolonisation in etwa um 1163
begann (1175 Stiftung Kloster Leubus, ab 1201 entscheidende Förderung der
Einwanderung deutscher Siedler durch Heinrich I. von Schlesien) und sich in
verschiedenen Schüben immer fortsetzte, bis sie etwa Ende des 14.
Jahrhunderts zu einem vorläufigen Stillstand kam. Durch die Hussitenkriege
1419-1436 und durch wirtschaftliche Probleme kam es dann zu einem
Siedlungsrückgang.

Und dennoch gabs auch später weitere Einwanderungsschübe. An dieser Stelle
möchte ich gerne, nur als Beispiel, die relativ späte Einwanderung der
Hugenotten aus Frankreich, oder aber die der österreichischen Exulanten, die
meist protestantischen Glaubensflüchtlinge des 16. bis 18. Jahrhunderts, die
wegen ihres religiösen Bekenntnisses aus ihrer Heimat vertrieben wurden,
erwähnen.

Man muss stets nach den einzelnen Regionen Niederschlesiens differenzieren,
wenn man den Zeitpunkt der ländlichen deutschen Besiedlung festlegen will.
Während die Städte auch im östlichen Niederschlesien alle schon von der
mittelalterlichen Kolonisation erfasst worden waren, wurden die Dörfer
östlich von Oels vielfach erst später deutsch besiedelt. In der Region um
Neumittelwalde setzte der entscheidende Siedlungsschub erst im achtzehnten
Jahrhundert ein. So erfolgte dort ab 1742 eine verstärkte Ansiedlung von
Sachsen, Hessen, Württembergern und Tschechen durch Friedrich den Großen.

Friedrich der Große hat sich bemüht, niemals Menschen anzusiedeln, die aus
anderen preußischen Gebieten kamen, z.B. aus Brandenburg oder Pommern, da
es sein Ziel war, überall gleichermaßen die Bevölkerungsentwicklung zu
fördern. Deshalb kamen außer Zuwanderern aus Mittel- und Westdeutschland,
die Eisenhütten- und Glashüttenarbeiter- sowie Holzfällersiedlungen
anlegten, vor allem Protestanten aus Österreichisch-Schlesien und aus
Böhmen. Diese Siedlungen wurden bereits in den 40er Jahren angelegt.

Zu guter Letzt, die Einwanderung aus Hessen. Als Bauern wollten sich die
Oberhessen in Oberschlesien niederlassen. Dort aber erwartete sie
grenzenlose Enttäuschung: Man wollte keine Bauernarbeit von ihnen, sondern
sie sollten als Holzfäller, Köhler und Flößerarbeiten.

". Wie sehr die hessischen Aus­wanderer ins Ungewisse zogen, wie sie zu
vielen Malen nur neue Not gegen das alte Elend eintausch­ten, zeigen die
Forschungen von W. Würz über die oberhessische Auswanderung von 1772 nach
Oberschlesien. Von Friedrich d. Gr. gerufen, waren die Oberhessen auf
langem, beschwerlichem Wege schließlich in die endlosen Nadel­wälder des
Oppelner Landes ge­langt. Dort aber erwartete sie grenzlose Enttäuschung.
Man wollte keine Bauernarbeit von ihnen, son­dern sie sollten als
Holzfäller, Köh­ler und Flößer den Brennstoff her­beischaffen für die
neuerrichtete Kreuzburger Hütte. Mit den ferti­gen Hofreiten, die man ihnen
Zuge­sagt hatte, war es auch nichts. Statt der versprochenen 40 Morgen
gu­ten Ackerlandes erhielt jeder Sied­ler 16 Morgen Kiefernwald auf sandigem
Boden zum Roden. Aus dem Holz, das dabei abfiel, sollten sie ihre Häuser
bauen. Dabei stand der harte, ostdeutsche Winter vor der Tür. Viele von den
Oberhessen fielen der Unterernährung und Er­kältungskrankheiten noch in
dem­selben Jahre zum Opfer."

Alles in allem war dies sicherlich ein sich über Jahrhunderte ziehende
dynamischer Prozess, der definitiv auch mannigfaltig, wenn auch meistens
ökonomisch motiviert war.

Nicht selten waren aber auch Kriege, wie bereits zuvor von Kurt (MÖBIUS)
erwähnt, die Auslöser einer Bevölkerungsmigration bzw. Auswanderungswelle.

In dem Buch "Der Dreißigjähriger Krieg und das Deutsche Volk" von Prof. Dr.
Dr. W. Abel und Prof. Dr. G. Franz, heißt es beispielsweise:

"S. 32 . Die Zahlen für ganz Böhmen widersprechen sich ungemein, Böhmen soll
vor dem Krieg in 782 Städten und 36 000 Dörfern 2,5 Millionen Einwohner
gehabt haben. Nach dem Kriege habe es noch 230 Städte und 6000 Dörfer
gegeben, in denen nur 700 000 Einwohner gelebt hätten. Von 150000
Bauernfamilien seien 1645 nur noch 30000 übrig gewesen. Dazu stehen die
Angaben aus einzelnen Herrschaften im Gegensatz. Zumal von einer so großen
Zahl wüster Städte und Dörfer kann nicht die Rede sein. Ich glaube, daß
STARK der Wahrheit näherkommt, wenn er nur einen Rückgang der Bauern um 17%,
von 150000 auf 124000 errechnet. Ja, es scheint, daß in manchen Gegenden
Böhmens in den Jahren 1670-80 die Zahl der öden Häuser größer war als
unmittelbar nach dem Kriege. >>Der hohen Steuern, vielfach aber auch noch
der Religionsverfolgungen wegen entwichen die Bauern und wandten sich vor
allem nach Mähren, in Nordböhmen nach Sachsen, der Lausitz und nach
Schlesien.<<

Doch ist auch die Annahme von STARK nicht richtig, der einen Rückgang der
Bauern von nur 17%, von 150000 auf 124000 errechnet. Nach den genauen
Angaben von PLACKT sank die Bevölkerungszahl in Böhmen von 1 700 000 auf 930
000, in Mähren von 810 000 auf weniger als 600 000, das entspricht einem
Bevölkerungsrückgang in Böhmen von 45%, in Mähren von 25%. In Mähren gab es
Städte, die (wie Nikolsburg) keinen Verlust aufzuweisen hatten, während in
Mährisch-Ostrau 1667 noch 52,4% der Häuser wüst lagen.

In manchen Gegenden Böhmens soll in den Jahren 1670-80 die Zahl der öden
Häuser größer als unmittelbar nach dem Kriege gewesen sein. >>Der hohen
Steuern, vielfach aber auch noch der Religionsverfolgungen wegen entwichen
die Bauern und wandten sich vor allem nach Mähren, in Nordböhmen nach
Sachsen, der Lausitz und nach Schlesien.<<

H. J. BEYER glaubt nachweisen zu können, daß der Krieg einen grundlegenden

Wandel in der Bevölkerungsstruktur des Landes bewirkt hat.<<

Die Angaben für die Grafschaft Glatz wiedersprechen sich. BLASCHKA rechnet
(S. 94) mit einem Bevölkerungsverlust von 50% der zweifellos zu hoch ist.
Auf S. 100 führt er einige Dörfer an, deren Wirte gegenüber 1606 stark
zurückgegangen seien. Statt 231 finden sich hier 183 Bauern. Der Rückgang
20%. In dem Kreis Landeck (einem Viertel des Landes), den er demgegenüber
als gut bezeichnet, sind die Bauern von 1147 auf 950 (17%) zurückgegangen.
Insgesamt liegen in der Grafschaft 1654 770 Häuser öde oder sind
eingefallen, während 7630 bewohnt sind (10%). Zu den verlassenen Stellen
gehören 2723 Strich Landes, zu den besetzten Stellen 71 167 Strich. Von
diesen sind 43000 mit Winter- und Sommerkorn besät, rechnet man das
Brachland hinzu, ist auch hier der Prozentsatz des wüstliegenden Landes
gering (vgl. a. S. 85). Im ganzen wird also der Rückgang in der Grafschaft
Glatz sicher nicht mehr als 20 % betragen haben, auch wenn zwei Dörfer
zeitweise ganz wüst lagen. W. DZIEWULSKI, "Zaludnienie i germanizacja ziemi
klodzkiej (Rocznik Kłodzki, 1, Kłodzko/Glatz 1948) rechnet mit einem
Bevölkerungsverlust von 24% für die Grafschaft, wobei er annimmt, daß der
Verlust in den Städten Glatz, Habelschwerdt bei 50%, auf dem Land nur bei
12% gelegen haben wird."

Mit besten Grüßen

Peter Przybilla

Hallo, ich habe irgendwie ein Problem mit dem runterladen. Ich bin links in
die kleine Sp alte gegangen und auf pdf gedrückt. Lädt zwar runter, aber
sehr langsam un dann ist as runtergeladene aber wieder einfach weg.
Irgendwas mache ich falsch. Wie macht Ihr das?
Danke und <gruss
Regina

Es lässt sich bequem bei "archive.org" herunterladen:

https://archive.org/details/bub_gb_CqpCAAAAIAAJ >

Habe es auch mit der PDF Datei probiert. Geht zwar langsam, aber
funktioniert ! :slight_smile:

Mit freundichen Grüßen
R. Goldmann

Hallo Peter Przybilla,

danke f�r den wichtigen Buch-Tipp: