Unverständnis breitet sich aus

Werte Listenteilnehmer,

man macht sich kaum Freunde mit dem, was ich heute zu schreiben habe,
aber ich finde, es sollte auch einmal darauf aufmerksam gemacht werden:

Ich bin nun schon - mit Unterbrechung - seit 1999 in dieser Liste, weil
sie einfach so unkompliziert und vielfältig ist, d.h. thematisch ist
alles genehm, was mit Ost- und Westpreußen zu tun hat. Die Teilnehmer
haben sich naturgemäß etwas verändert, und ich habe den Eindruck, dass
die "normalen Dummheiten", die in der westdeutschen Bevölkerung
alltäglich sind und die jeder mitmachen kann, ohne im Geringsten
aufzufallen, auch hier immer mehr Platz finden.

Wenn hier jemand mitteilt, dass auf einem Grabstein von Ostpreußen, der
fern der alten Heimat errichtet werden musste, eine paar schöne - um
nicht zu sagen rührseelige - Worte stehen, die an den Ort erinnern, mit
dem diese Menschen offenbar immer verbunden waren, dann wird dafür eine
Begründung nachgefordert? Dazu muss doch keine Frage zu stellen sein!
Die Motivation ist vielleicht nicht allein die Mitteilung über ein paar
Lebensdaten, sondern noch etwas mehr, über das man öffentlich nicht so
leichtfertig schreibt: Emotion. Jeder selbst kann sich dazu über "Heimat"
Gedanken machen.

Des weiteren setzt sich wohl die "Wikipedia-Generation" allmählich durch.
Wie die deutschen Namen für Orte usw. korrekt lauten, warum es zumeist
zwei davon gibt, scheint nicht so bekannt zu sein, wie die Bezeichnungen
der Fremdherrscher dort. Ich möchte noch einmal darauf aufmerksam machen,
dass
1. Moskau nicht Moskwa heißt, obwohl die Russen es so nennen,
2. Pikallen Pilkallen oder eigentlich - weil amtlich - eben "Schloßberg
(Ostpr.)" heißt, egal wie die Russen es nennen, und
3. selbst die deutschen Medien allmählich aufgeben uns einzubleuen, dass
Danzig Gdansk heiße, wobei den Aufmerksameren schon immer suspekt war,
dass es zwar z.B. Gdansk und Brno heißen solle, aber das EU-Parlament
eben nicht in Strasbourg, sondern Straßburg tage.
Nutzen wir doch weiterhin unsere Sprache mit unseren Namen für diese
Orte! Ich bitte also darum: Es heißt richtig "Elbing" oder "Elbing (poln.
Elblag)" und nicht "das frühere ...".
Man sollte sich doch mal die Frage stellen, welchen Sinn eine
Ortsumbenennung eigentlich hat. Es ist doch fast immer ein politischer,
der etwas mit Ehrung oder Auslöschung zu tun hat.

Ich wünsche allen einen fröhlichen Übergang ins neue Jahr!
Th. Salein

Hallo Herr Salein,

wenn Sie "sich doch mal die Frage stellen, welchen Sinn eine Ortsumbenennung eigentlich hat", und zu dem Schluss kommen, dass es "doch fast immer ein politischer, der etwas mit Ehrung oder Ausl�schung zu tun hat", sei, muss ich eine mir wichtige Erg�nzung anbringen.

Aus der Geschichte des Kreises Deutsch Krone habe ich gelernt, dass die heutigen polnischen Namen h�ufig den alten polnischen Namen vor der "deutschen" Zeit entsprechen, sogar in den Kirchenb�chern von Zippnow benutzt werden, so dass man ohne deren Kenntnis gar nicht auskommt.

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die deutschen Siedler diese alten Namen teils eingedeutscht, teils �bersetzt und teils ganz ver�ndert haben, vielleicht wenn sie unaussprechlich waren.

In diesen F�llen - und ich vermute, dass es sich im �brigen West- und Ostpreu�en ebenso verh�lt - ist also der polnische Name �lter als der deutsche, und was gemeinhin als Umbenennung empfunden wird, ist letztlich nur der Wechsel zwischen verschiedenen gleich richtigen Namen. Eigentlich ist damit der deutsche Name solcher Orte nur f�r diejenigen der wichtigere, die ihn pers�nlich erlebt haben.

Wenn man dazu die Schwierigkeit nimmt, die fr�heren deutschen Namen in heutigen polnischen oder englischen Karten zu finden (an dieser Stelle ein gro�es Danke an die Macher des GOV), muss man der Wikipedia-Generation Verst�ndnis entgegenbringen. Zur gegenseitigen Verst�ndigung ist es also empfehlenswert, beide Namen zu nennen. Der Zusatz "das fr�here NN" ist nat�rlich entbehrlich, da sich unsere Forschungen ja ohnehin nur um das Fr�here drehen.

Zur Anwendung von Endonymen vs. Exomymen gibt es eine halbamtliche Empfehlung: http://141.74.33.52/stagn/Portals/0/110415_Allg%20Stellungnahme%20StAGN%20Exonyme%20neu.pdf Man k�nnte ja �berlegen, eine vergleichbare Empfehlung f�r die Familienforschung zu erarbeiten, z.B. im Rahmen des GenWiki, wo ich erstaunlicherweise zu diesem Thema nichts finde.

Als K�lner bin ich allerdings auch an den Umgang mit dem Exonym eher gew�hnt als andere Landsleute. Nur die Deutschen kennen K�ln, alle Welt nennt es Cologne oder Colonia, und das kommt einfach von dem Namen, den die R�mer der Stadt gaben: Colonia Claudia Ara Agrippinensium. (Ein eventueller �lterer germanischer Name ist nicht �berliefert.) Nun bitte: Welche Bezeichnung ist richtig, welche falsch? Welche ist eher richtig oder weniger falsch?

Fazit: Nicht Streit f�hrt uns weiter, sondern Forschung, und daf�r sind wir doch hier beisammen!

Gru� aus K�ln!
Winfried (Schr�dter)
http://ahnen.vexilli.net
http://deutsch-krone.vexilli.net

Auf deutsch ist Köln eben Köln und nicht Cologne. Die englische
Ortsbezeichnung benutze ich wenn ich in der englischen Sprache schreibe.
Dann sollten die Polen auch ruhig in ihrer Sprache Elblag benutzen aber auf
deutsch soll es immer Elbing heissen. Was 700 Jahre so war muss man doch
nicht einfach, nur um politisch korrekt zu sein, um ändern. Ich glaube das
wollte Thomas sagen.

Hallo,
wie soll ich demn�chst nach meinem Forschungsschwerpunkt Gollupken in der Liste fragen ?
Vielleicht L�beckfelde oder doch besser Monethen?
Darauf k�me wohl wenige R�ckmeldungen.
Nachfrage bei der deutschen Minderheit im Wasserturm von Elk, nein Lyck, nein Elk, nein ?:
Wenn Du von Sensburg �ber Allenstein hierher willst, was gibst Du im Navi ein:
Nat�rlich Golubka.

Gr��e
Ursula aus Asnithi

Lieber Winfried
Machen wir es mit den Ortsbezeichnungen kurz: nicht bis zu den R�mern zur�ckblicken,
sondern nur bis 1945. Davor hei�t die Stadt K�nigsberg/Kaliningrad, alles was sich danach
  in meinen Berichten abspielte, hei�t Kaliningrad/K�nigsberg. Niemand d�rfte sich auf den
Schlips getreten f�hlen. Jedenfalls habe ich in meinen Berichten/Heimatbriefen Proteste
nie erhalten.
MfG
Siegfried (Schmidt)

Also d�mmlicher, geschichtsfremder und realit�tsferner kann man sich ja gar nicht mehr �u�ern!!
Nationalismus ist eine Erfindung der Jahrhundertwende (19./20. Jh.), eine Konstruktion, die in ethnisch-kulturell-religi�sen Grenzgebieten nur zur unbegr�ndeten Feindschaft zwischen Nachbarn gef�hrt hat. Was Ortsumbenennungen angeht hat der Herr wohl nicht einmal die nationalsozialistische Ausmerzung historischer slawischer Ortsnamen im preu�ischen Osten bemerkt, die in den 1930er Jahren vor sich ging und Phantasienamen hervorgebracht hat.
Gott sei Dank ist unsere Gesellschaft schon sehr viel weiter, als Sie, wie Sie mit Ihrem d�mmlichen Beitrag Zeugnis ablegen!!

Sehr geehrter Herr Skrabania,

der Ton, den Sie anschlagen, hat in einer bislang normal geführten
Diskussion nichts zu suchen. Warum werfen Sie mit Beleidigungen nur so um
sich, statt mit vernünftigen Argumenten Überzeugungsarbeit zu leisten?
Übrigens ist der Nationalismus nicht eine Erfindung aus dem 19./20. Jh.. Das
Phänomen der Überheblichkeit sich und sein Volk in der Wertigkeit über
andere Völker diverser Hautfarben und Rassen zu stellen existiert schon so
lange es den Menschen gibt. Nachzulesen in jedem Geschichtsbuch. Was glauben
Sie, woraus z. B. die unmenschliche Sklaverei entstanden ist?
Falls es Sie interessiert: Beleidigungen sind auch eine Form der
Überheblichkeit.

Mit freundlichen Grüßen
Walter Grunwald