In der Grafschaft Glatz:
"Laut betend liegen die Hausgenossen auf den Knien um das Sterbelager;
nur einer steht auf, lässt den Perpendikel des "Seigers" stehen und sagt es,
falls der Verstorbene Bienenvater war, den Bienen bei den Stöcken. Würde
dies nicht geschehen, so müssten nach dem Volksglauben die Bienen auch
sterben.
Der Verstorbene bleibt in dem Bette, in dem er verschieden, 2 Tage liegen,
zugedeckt mit einem weissen Linnen; das Bett wird in eine Kammer oder
verschliessbare Nebenstube gestellt. Die heilig-ernste Ruhe des Totenhauses
wird nur unterbrochen beim Besuche der näheren Verwandten, welche kommen,
um zu trösten und helfend bei allerlei Besorgungen den Hinterbliebenen zur
Seite zu stehen. (...) Gar treuherzig und bieder äussert sich diese Teilnahme
in Redensarten, wie: 'Mit dem ist's schnell gegangen', 'Den hat's scharf angefasst',
'Es hat ihn auch mitgenommen' usw¨.
Während der 3 Tage bis zum Begräbnisse erfolgen Einladungen der Verwandten und
Bekannten, meist besorgt durch die Totengräbersfrau. Dabei haben sich die
Eingeladenen zu hüten, das Weib 'wiederkommen' zu heissen; die sonst stehende
Redensart beim Weggange: 'Komm och wieder!' wäre heut ein Herbeirufen eines
ähnlichen Trauerfalles.
Der Verstorbene wird in seinen guten Kleidern in den Sarg gelegt. Man versammelt
sich im Trauerhause; der Vorbeter spricht ein längeres Gebet, in welchem er den
Verstorbenen in ergreifender Weise Abschied nehmen, ihn die Umstehenden um
Verzeihung bitten lässt.
Nachbarn und Freunde, 6 oder 8, sind die Träger; eigentümich ist die Sitte, dass
dieselben an der Hausthürschwelle den Sarg dreimal absetzen.
Im Leichenzuge selbst darf keine grosse Lücke entstehen, sonst würde kurz nachher
wieder ein Familienglied sterben; dasselbe ist nach dem Voksglauben zu befürchten,
wenn die Leiche über den Sonntag auf der Bahre liegen muss.
Nach der kirchlichen Begräbnisfeier begiebt man sich wieder ins Trauerhaus, am
Traueressen teilzunehmen."
Qu.:
August Volkmer: Allerlei aus dem Dorfleben der Grafschaft Glatz
Vierteljahrsschrift für Geschichte und Heimathskunde der Grafschaft Glatz,
Jhrg. IX, 1889/90, S. 205
Standorte:
http://dispatch.opac.ddb.de/DB=1.1/SET=2/TTL=1/SHW?FRST=4&PRS=HOL