Tournee durch Niederschlesien in der Heimat von den Schmidt-Vorfahren

Hallo liebe Listenmitglieder,
  
da gelegentlich auch Reiseberichte aus Schlesien an die Liste geliefert
werden, schließ ich mich an.
Sollte jemand interessiert an der Bilderserie sein, sende ich sie ihm direkt
über Picasa-Google zu.
  
Eine sehr erfolgreiche Tournee durch die Heimat meines Vaters, Helmut
Schmidt,(Vorhaus Kr.Haynau) ging wieder zu Ende im Kr.Haynau und Bunzlau.
Hier ein kurzes
Reiseprotokoll als Unterlage für mein Ahnenarchiv und evtl. Interessierte
für Zeitgeschichte.
Obwohl der Montag kühl und regnerisch war , konnte ich meine Planungen
durchführen
und darüber einiges über den Spickzettel hinaus mehr, ohne dass es zu Stress
kam. Gespräche und das Feiern kamen keineswegs zu kurz.
  
Sind am Sonntag über Dresden und Görlitz auf dem direkten Wege nach Polen
eingereist. In Görlitz (Zgorzelec)verließen wir erst
mal die Autobahn, um etwas zu besorgen. Danach gings Richtung Haynau
(Chojnow) weiter. Da wir gut in der Zeit lagen und
die Fahrt sehr flott vorwärts ging, schlugen wir erst in Woitsdorf
(Wojciechow)Kr. Haynau auf. Es ist ja der Geburtsort meiner
Oma Agnes Schmidt geb. Scholz. Auch die Mutter von Agnes, die Ernestine
Scholz lebte hier vorübergehend. Suchte aber
die HsNr. 86, in der Ernst Seidel wohnte. Insider wissen, wer Ernst ist.
Diese HsNr. gibts leider nicht mehr. Es war aber
mit Sicherheit das Dominium (Gut) in Oberwoitsdorf.
Danach fuhren wir nach Großtschirbsdorf, ab 1936 Sandwaldau, heute
Czernikowice. Es liegt zwischen Haynau und Reisicht (Rokitki).
Ich hatte Lydia Kuhlmann aus Witten versprochen, dort ihr Stainke-Mahnmal
auf dem Friedhof zu besuchen.
Bekanntlich ist in Sandwaldau auch die Tante meines Vaters Bertha Warmer geb
Klemt 1900 geboren.
Nach kurzer Weiterfahrt besuchten wir noch den Gedenkstein in Samitz
(Zamienice), der Kirchengem. von Vorhaus.
Gegen 17h erreichten wir Vorhaus (Jaroszowka) den Geburtsort meines Vaters.
Resi, unsere Herbergsmutter wartete
bereits. Sie ist Deutsche und hatte einen polnischen Förster geheiratet, der
aber verstorben ist. Zwei Kinder leben im
Ruhrgebiet mit ihren Familien. Ein Sohn bewohnt ein Jägerhaus im Wald von
Michelsdorf.(ca 5km von Vorhaus.
Über Schotterpisten holperten
wir einige km mit dem Auto durch den Wald dorthin. Hinterher mussten wir
unbedingt die Luise Horoszczak besuchen,
die im ehemaligen Schmidt-Haus HsNr.23 wohnt. Es war eine echte herzliche
Begrüßung. Im Haus wird wieder renoviert.
Die Dachbalken waren morsch, daher wurde ein neues Dach gebaut. Der Vorraum,
in dem wir noch mit meinem Vater
1992 saßen, wurde abgerissen.(siehe auch Bilder) Ein neuer Eingang steht.
Luise achtete darauf, ob bei dem Dachneubau evtl. Unterlagen der Schmidts
noch gefunden werden. Nichts ist mehr da. Weiß aber mittlerweile aus den
Lastenausgleichsakten aus
Bayreuth, dass auf der Flucht alle Dokumente geraubt wurden.
Mittlerweile lebt die 3. u. 4. Generation in dem Haus. Luise sagte, dass sie
in ihren Gebeten immer an die Erbauer des
Hauses denkt. Als ich ihr das Foto meiner Großmutter Agnes Schmidt zeigt,
streichelte sie über das Foto. Der Sohn Janosz
betreibt im Schmidt-Haus eine Schreinerei und baut auch die neuen
Küchenmöbel für Ryszard Kaczynski.
Erfuhr auch, dass nach 1945 das Schmidt-Haus viele Einschusslöcher durch die
Russen aufwies. Der Küchenboden war
mit Ziegel belegt. Im Flur befand sich ein Räucherofen.
Abends feierten wir noch etwas bei Resi und lauschten auch ihren
interessanten Erzählungen auch zur kommunistischen Diktatur..
  
Am Montag, das Wetter war durchwachsen, starteten wir unsere kleine
Ahnenreise z.T. durch Dörfer von Vorfahren, die ich
noch nicht kannte. Resi freute sich auf den Ausflug und führte uns manchmal
zur Abkürzung über Feldwege. Gelegentlich
kontrollierte ich ihre Ortskenntnis durchs Navi.
Erst fuhren wir nach Haynau (ca 7km) in einen Blumenladen, um für den
Gedenkstein in Samitz ein Kunstblumengesteck
(in Polen weit verbreitet) stecken zu lassen im Namen der Fam. Wolfg.Schmidt
Vorhaus.Das muss nicht gegossen werden.
Wir können nicht alles den wenigen Polen aufbürden, die uns so unterstützen.
Von Haynau düsten wir teils über
Schotterpisten nach Aslau (Osla)Kr. Bunzlau, wo meine Großeltern Agnes und
Hermann Schmidt 1914 heirateten. Weiter heiraten
die weiteren Geschwister von Agnes in dieser Kirche. Auf dem Friedhof in
Aslau wurden die Urgroßeltern Ernestine Klemt
geb. Scholz 1935 und Robert Klemt 1944 beerdigt.Hinter dem Friedhof befand
sich eine Zweigstelle des Nazilagers Groß-Rosen, wo viele durch die
Nazityrannei hingemetzlt wurden. Einige km weiter liegt Rosenthal (Rozyniec)
Kr.Bunzlau wo Robert Klemt mit seiner
Frau Ernestine ein Anwesen bewohnte mit seinen Kindern. (lt. LA-Akte die Nr
68).
Unser Ausflug führte uns jetzt nach
Kaiserswaldau (Okmiany)Kr.Haynau. Hier wurde der Willi Klemt 1904 geboren,
der Schwiegervater der heute in Hemhofen lebenden
U. Klemt. Willi wird seit 1945 in Russland vermisst. Nächste Station war
Adelsdorf (Zagrodno), wo die Urgroßmutter Ernestine
Klemt geb. Scholz 1868 geboren wurde. Ihre Eltern wurden in Adelsdorf Kr
Goldberg-Haynau(1887 Mutter, 1907 Vater) beerdigt. Es ist auch ein
idyllisches,langgezogenes Dorf mit eigenem Schloss. Das findet man in diesen
schlesischen Dörfern sehr häufig.
Leider werden die alten Güter nur teilweise renoviert. Auf der anderen Seite
der Autobahn Richtung Haynau erreichten wir
Gohlsdorf (Golocin), den Geb.ort des Schäfers Robert Klemt 1875. Er
heiratete die Ernestine Scholz auf dem Standesamt
in Pohlsdorf (Pawlikowice) 1897, die kirchliche Trauung fand einige km
weiter in Panthenau (Patnow) statt. Zur Kirche gelangten
wir durch einen Waldweg. Vor der Kirche befand sich eine Kuh. Von hier
tourten wir über Haynau nach Samitz, um das Gesteck
zu platzieren. Kaum zurück gg 17h holte uns der Richard zu einer Fahrt nach
Lüben (Lubino) ab. Zurück besuchten wir noch
das ehemalige Gut von Lydia Kuhlmann. Sie hatte sich heute am Telefon
darüber riesig gefreut.
Abends grillten und feierten wir bei Resi.
  
Dienstag vormittag schepperten wir nach Haynau, um das Heimatmuseum zu
besuchen. Trotz des Ruhetages bekamen wir aufgrund
der Referenzen eine Sonderführung. Groß überrascht waren Petra und ich, dass
wir Bilder des von uns häufigbesuchten Dorfes Olympic Beach bei Katerini
(Griechenland) im Museum entdeckten. Ansonsten war es hoch interessant
(siehe Fotos) An den Direktor Janusz konnte ich einige Grüße ausrichten.
Er war sehr freundlich. Nach dem Museum konnte ich die Barbara Mras im
Rathaus Haynau endlich besuchen und meinen
herzlichen Dank für ihre Hilfe ausdrücken. Sie war oft für mich tätig im
Archiv und hat z.B. die Geb.urkunde meines Vaters
gefunden. Immer wieder hat sie geduldig auf meine Mails geantwortet. Super!
In Haynau wird z.Zt. der Ring vollständig erneuert. Alles Grün ist
verschwunden. Warten wir ab, was dabei herauskommt.
Einige kennen den Ring, die mit uns in Haynau waren und auch die große
Kirche "Ave Maria" bzw. Peter und Paul.
  
Exkurs zur Kirche:
Lydia erzählte es mir am Telefon, durch Nachlesen meinerseits wurde es
bestätigt.
  
Die Kirche wurde ca. im 14. bzw. 15.Jhrhdt gebaut. 1428 wurde Haynau von den
Hussiten überfallen und geplündert.
Die Bevölkerung wurde hingemordet. 15 Bürger retteten sich vor dem Blutbad
in den Turm der Kirche. Als die Hussiten
diese Bürger im Turm aufspürten sprengte man die Steintreppe im Turm, so
dass die Hussiten ohne Ermordung
dieser 15 Personen abzogen.
  
Bei den Napoleonischen Kriegen 1813 wurde die Kirche als Lazarett verwendet
und die Altarbank diente als Operationstisch.
Das Blut spritzte teilweise an die Wände des Altars.
  
Kurz nach 12h verabschiedeten wir von Resi und fuhren Richtung Heimat.
Meine Tour ist übrigens auf der fotografierten Karte nachzuvollziehen.
  

  
Freundliche Grueß e
  
Wolfgang Schmidt
Buchenweg 1
91356 Kirchehrenbach
  
Tel. 09191-97260
Fax. 09191-797164
Mob. 0160-93248975
  
E-Mail:
Schmidt-kirchehrenbach@t-online.de
  
wolf-ehraboch@t-online.de

Hallo Wolfgang,

wunderschön, Dein Reisebericht.

Mich interessieren die Dörfer um Woitsdorf, Kr. Haynau. Allerdings liegt dort meine
Forschung im 15. Jahrhundert: 1386, 1399, 1411, 1418 und 1473.
http://www.boehm-chronik.com/forschung/b-zeittafel3.htm
http://www.boehm-chronik.com/forschung/b-zeittafel4.htm
http://www.boehm-chronik.com/grundherrschaft/ortschaften.htm

Falls Du irgendwann einmal einen Zufallssfund dazu entdecken solltest, zB. an Kirchenwänden,
in Achiven oder in Büchern, dann informiere mich bitte.
Ich war im September 2007 in der Gegend um Woitsdorf.
http://www.boehm-chronik.com/deutschpolnisch/reise2007.htm

Herzliche Grüsse aus Upstate New York,
Guenter (Boehm) *1939 Friedland, Kreis Waldenburg in Schlesien