Tatzgärtner

Hallo liebe Forscher,
beim Auswerten von KB aus Frankenstein ist mir mehrfach die Bezeichnung Tatzgärtner aufgefallen.
Ist einem bekannt welche Bedeutung die berufliche Bezeichnung hat . Bei Google bin ich nicht
fündig geworden.
Vielen Dank .

Wolfgang

Hallo Wolfgang,

vielleicht musst Du nur nach der Bedeutung von „Tatz“ in der Zeit
und/oder in Schlesien suchen. Als Berufsbezeichnungen mit „Gärtner“ sind
mir bei der KB-Recherche für das 19. Jh. im Raum Breslau begegnet:
Wirts-, Lohn-, Frei-, (Erb-)Dreschgärtner, auch Freigärtnerin und
Erbdreschgärtnerstochter. Mit einem Garten hat das wohl nichts zu tun.

Hast Du schon im GenWiki bei den Berufen geschaut?

Heute gibt es ja Berufsbezeichnungen mit „wirt“, die nichts mit einer
Kneipe zu tun haben: Betriebswirt, Pferdewirt; vielleicht war das damals
der Gärtner.

Schöne Grüße,
Renate

Hallo in die Runde,

ein Gärtner war im schlesischen ein Kleinbauer, der kein großes Feld, sondern im Wesentlichen nur einen Gemüse- bzw. Obstgarten bewirtschaftete. Tatz ist im mitteldeutschen Sprachraum gleichbedeutend mit Obst.

Viele Grüße

Viktor

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Hallo liebe Forscher,
danke für die Antworten zum Thema Tatzgärtner in Schlesien die mir weitergeholfen haben.
Danke an alle !

Wolfgang

Hallo Viktor,

kannst Du auch etwas genaueres zu
Freigärtner
Wirtsgärtner und
(Erb-)Dreschgärtner sagen?

Bewirtschaftete der Freigärtner seinen eigenen (nicht gepachteten) Grund un Boden?
War der Wirtsgärtner (auch) Gastwirt?
Ich fand auch die Erbdreschgärtnerswitwe und -tochter, das scheint also etwas besonderes zu sein?

Schöne Grüße,
Renate

Hallo Renate,

vor der „Bauernberfreiung“ im 19. Jahrhundert mussten die Untertanen an bestimmten Tagen im Jahr Dienst (in Schlesien „Robot“) für den Gundherren leisten (= Robotgärtner / -bauern), zum Beispiel in Form des Dreschens von Getreide (Dreschgärtner). Es konnten dafür in einigen Fällen auch Ersatzzahlungen erfolgen (Zinsgärtner). War ein Untertan von diesen Leistungen befreit war er ein Freigärtner / -bauer.

Mit dem Begriff Wirtsgärtner kann ich leider nichts anfangen.

Viele Grüße

Viktor

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Hallo Viktor,

vielen Dank für diese Informationen! Vielleicht war der Wirtsgärtner tatsächlich auch Gastwirt, die Begriffe stehen alle in Kirchenbuch von Lohe bei Breslau.

Schöne Grüße,
Renate

Hallo Renate N.N.

kannst Du auch etwas genaueres zu Freigärtner
und
(Erb-)Dreschgärtner sagen?

Bewirtschaftete der Freigärtner seinen eigenen (nicht gepachteten) Grund un Boden?

Freigärtner: Ein Gärtner (oft Gutsarbeiter mit Deputatsland),
der von bestimmten Pflichten (Dienst- oder Geldleitungen befreit war.

Eigenen Boden durfte bis zur Bauernbefreiung nur der Adel und
die Kirche besitzen.

Ich fand auch die Erbdreschgärtnerswitwe und -tochter, das scheint also etwas besonderes zu sein?

Die Arbeit, zu der ein Dreschgärtner verpflichtet war,
bestand im Dreschen des Getreides. Wenn seine Stelle
erblich war, nannte er sich Erbdreschgärtner.

Beste Grüße
Claus Christoph

Hallo,

zum Thema auch Die geschichtliche entwickelung der laendlichen verhaeltnisse in Mittel ... - Paul Boenisch - Google Books insbesondere S. 48, aber selbst da taucht der Begriff Tatz ( wie auch g**gle nicht einmal diesen Begriff findet, jedenfalls nicht als Begriff für Obst ) nicht auf. Ah doch S. 46 Tätze- erklärt als Zier-. Hier Tätze schles. Grünzeug S–Z, Siglenverzeichnis und Ortsliste - Walther Mitzka - Google Books

Grüße

Thomas

Vielen Dank, Herr Christoph!

Schöne Grüße,
Renate (Ell)