Liebe Liste,
heute abend fand ich so viele Mails von Euch vor, dass es mich fast umhaut.
Jetzt habe ich keine Programmratlosigkeit, sondern werde mir �berlegen,
welchen Rat ich als erstes folgen, denn sie sind vielf�ltig, und meine
Computerkenntnis zwar ordentlich, aber im Ahnenprogrammbereich muss ich sie
mir noch zulegen.
�brigens bekam ich auch eine Mail, wo was von Ostpreu�en drauf stand. Ich
wei� nicht, ob es hier �blich ist, aber erz�hle auch gerne was von mir.
Vielleicht m�gen sich andere anschlie�en.
Ich bin 1969 in Hamburg geboren. Von meiner Familie kannte ich bis vor einem
Monat nur einen geringen Teil. Als ich mich dann auf die Suche machte,
stellte ich voller Erstaunen fest, dass alles gut dokumentiert ist. Meine
Familie ist 1945 von Westpreu�en (Bromberg, Briesen, Graudenz, Strasburg,
Freystadt, Schulitz, Za-Zielen, Mischlewitz) Ostpreu�en (bei K�nigsberg und
Danzig) und Pommern (um Stettin herum) geflohen, und buchst�blich �ber ganz
Deutschland, sogar bis in die USA verteilt. Die Stammb�cher sind aber alle
mitgenommen und weiter gut gepflegt, aber wir Kinder haben sie entweder nie
zu Gesicht bekommen oder uns einfach nicht f�r die Vergangenheit
interessiert.
Und erstaunlicherweise, wie ich jetzt feststelle waren fr�her irgendwie alle
miteinander bekannt bzw. verwandt, egal, ob die Seite meines Vaters oder
meiner Mutter. Sie hatten Kontakt, sie luden sich zu Festen ein, heirateten
untereinander und waren sehr sehr gastfreundlich. Tja, und wir Sp�tgeborener
derer, die einmal Freunde oder Verwandte waren, kennen die Geschichte
unserer Familien erst seit 1945. Es ist, als ob es ein "Davor" nicht gibt.
Ja, die eine oder andere Geschichte hatte man geh�rt, aber es gab kaum
lebende Personen dazu - und die paar Verwandte, von denen man wu�te, lebten
immer am anderen Ende von Deutschland.
Ich bin nun die erste meiner Generation, die eine Familien-Chronik
aufstellt, und wenn ich jetzt neu gefunden Verwandte anrufe/schreibe, h�re
ich bei einigen gro�e Freude, denn so manche Sp�tgeborenen meine Gro�familie
haben sich nun, 65 Jahre nach dem gro�en Trauma unser (Gro�-) Eltern
angefangen zu fragen, wer denn ihre Familie eigentlich ist - und wer heute
wo lebt.
So empfinde ich meinen Ahnenforschung nicht nur als Erforschung meine
Familie (und hoffentlich, die Familie wieder miteinander bekannt zu machen),
sondern als Aufarbeitung eines Teils deutscher Geschichte. Und wenn ich an
die Wunden denke, die die Heimatvertreibung in die Seele meiner Familie und
sicher jedes einzelnen Familienmitglieds getrieben hat, schaue ich voller
Sorge immer wieder in die Gebiete der Welt, wo so viele Menschen t�glich
ihre Heimat verlieren - ich habe mich beruflich auch schon in dem Bereich
bewegt.
Der Computer ist f�r mich ein Mittel, die vielen Daten, die gefunden habe,
zu erfassen und die vielen Stammb�ume der Familien geb�ndelt darzustellen -
und dann eben allen meinen "neuen" Familienmitglieder zur Verf�gung zu
stellen. Vielleicht k�nnen so zumindest bei uns einige Wunden geschlossen
werden, bzw. erst einmal ge�ffnet, damit der Schmerz rausflie�en kann und
Heilung eintreten kann. Ich glaube, dass Heilung geschieht, wenn wir
anfangen, uns kennenzulernen und miteinander sprechen k�nnen.
Diese Liste hei�t zwar "Genalogie-Programme", aber ich finde, die Frage, die
dahinter steckt, warum jemand Ahnenforschung betreibt, auch sehr spannend.
Ich w�nsche einen sch�nen Sonntag
Katharina