Suche Begriffserklärung Heedespinnergeld

Moin liebe Mitforscher,

in einigen alten Aufzeichnungen des 18. und 19. Jahrhunderts finde ich als
Steuer bzw. Abgabe den Begriff „Heedespinnergeld“, oder auch „Flachs- und
Heedespinnergeld“.

Kann mir jemand evtl. diesen Begriff erklären? Er scheint ja etwas mit der
Herstellung von Stoffen zu tun zu haben, oder?

Nächtliche Grüße

Dirk Schäfer

Lieber Dirk,

im Zedler (https://www.zedler-lexikon.de) findet man den Bezug zu
"Werck": "Werck, Heede, heißt das Gewirre und kurtze Zeug, das bey
Hechelung des Flachses und Hanfes von demselben abgehet ..."
Wercke - Blättern im Zedler-Lexikon Bd. 55, Seite 61)

Im Krünitz (http://www.kruenitz1.uni-trier.de/) findet man den
nützlichen Hinweis "Heede -> Hede" und dort: "Hede, (die) Heede, ein
vornehmlich in Niedersachsen übliches Wort, das Werk oder vielmehr
Werrig, d. i. die verworrenen gröbern und kürzern Fasern des Hanfes und
Flachses zu bezeichnen, welche im Hecheln davon abgesondert werden,
besonders das Mittelwerrig, welches die zweyte Hechel gibt, wo dieses
Wort in einigen Gegenden auch Heide lautet."

Mit Hede als Suchwort wird man auch im Digitalen Wörterbuch der
deutschen Sorache fündig Hede – Schreibung, Definition, Bedeutung, Beispiele | DWDS "norddeutsch Abfall
von Hanf oder Flachs; Werg".

Mit diesen Erklärungen ist Deine Frage zwar noch nicht beantwortet, ich
denke aber, dass besagtes Geld der Lohn für die Spinner war.

Viele Grüße
Dieter

Das war eine Steuer für Heede (Werg, kurzfasriges Flachs), das beim Spinnen von Flachs als Abfall anfiel und weiter zu Schnüren, Abdicht- und Füllmaterial verarbeitet wurde.
Es gab im 17. Jahrhundert folgende Steuern z.B. im Amt Lauenburg:
Mastschwein- (Schniedelschwein-), Gänse-, Hühner-, Eier-, Flachs, - Heedegeld, Oster Ablagen, Johannis Ochsengeld und Michaelis Pacht.
Gruß Reiner

Dr. Reiner Eckermann
Hohnstorf/Elbe

Guten Morgen,

zum Thema Steuern in Niedersachsen muss ich noch etwas anfügen, was aus heutiger Sicht schon spaßig anmutet, damals den Untertanen aber bestimmt nicht gefiel.

Im Steuerregister der Vogtei Fischbeck von Kölling gab es Kopfsteuern, Michaelisschatzsteuern, Buttersteuern, Schafschatzsteuern, Viehschatzsteuern und, fast schon ein Witz, die Malschweinsteuer, wonach dem Lehnsherr ein üppiges Mahl ermöglicht wurde, zu welchem die größeren Bauern ein Schwein abgeben mussten.

Die Lehnsherren mussten angeblich bei Ihren Verhandlungen und Verwaltungsarbeiten größere Gelage für die Gäste geben, d.h. mit der Malschweinsteuer konnten sich die Herren richtig „vollfressen“.

Gruß

Bernd (Görtz)

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Werte Mitforscher aus der Diaspora im Süden zu diesem Thema aus meiner Chronik des Dorfes Sterley:

1 Dienst - Reglement
    wonach die Eingeseßene zu Sterley sich zu richten haben
   § 22 5 Pfund Heede gesponnen werden alle Jahre ohnentgeldlich an den Herrschaftlichen Hof geliefert.

2 Hausbrief des Johann Langhans aus dem Jahre 1711
  § 4 Wil Johann Langhanß den jährlichen Canonem als Pacht
    . . . . 3 Mark
    ein Schnedel (?) Schwein oder . . . . 4 Mark
    eine Ganß oder . . . . 8 Schilling
    Pacht Habern undt . . . . 4 Schilling
    Rauch Hühner 3 stücke
    zu rechter und gebührender Zeit abtragen, und darneben 5 Pfund Hede durch seyne Frauensleute spinnen
    laßen,

Hier werden wohl Begriffe durcheinander gebracht. Wie mir bekannt ist, wird Leinen aus Flachs gewonnen Dazu muß das Stroh aufbereitet werden um die spinnbaren Fasern zu gewinnen. Der Abfall wird Hede oder Werg genannt und dient z.B. als Putzmittel. Wieso gesponnene Hede abgeliefert werden soll ist mir ein Rätsel. Es kann sich wohl nur um einen Verständnisfehler des Pastors gehandelt haben. Wozu sollte sich der Abfall verspinnenlassen?

Für eine späte Aufklärung dnkt der hapu

Moin Dieter und alle anderen,

besten Dank für die Begriffserklärung!

Abendliche Grüße

Dirk