Hallo Klaus (Ruffert)
Ich habe im Buch keine Pläne gefunden, jedoch steht das Folgende geschrieben.
Quelle: Chronik der Stadt Striegau 1889 - Julius Filla
Rathausbau
Das frühere Rathaus, in dessen Räumen sich jetzt das Königliche Amtsgericht befindet, wurde in den Jahren 1828-29 gebaut. Von dem alten Rathaus, das im Herbst 1827 bis auf das frühere Registraturgewölbe eingerissen wurde, berichtet RICHTER, dass es aus vier Teilen bestanden hat, die , zu verschiedenen Zeiten angebaut, sehr wenig mit einander harmoniert haben. Der mittlere Teil, mit der Jahreszahl 1532, der älteste, enthielt noch die Überbleibsel von der ehemaligen Münze. Auf dem Dache stand ein Türmchen mit der Armensünder-Glocke. Diese Glocke hängt jetzt auf dem Ratsturme und wurde bis in die neueste Zeit als Marktglocke gebraucht. Ein Anbau mit der Jahreszahl 1541 enthielt die Kämmerei. Der Stein mit der Jahreszahl 1541 und dem Spruch: "Gutte Gewissen, der beste Radschlag" ist über der hinteren Ausgangsthür des Amtsgerichtsgebäudes jetzt noch zu sehen. Ein Anbau vom Jahre 1555 enthielt die Stadtwage und Remisen zu Spritzen und Jahrmarktsbuden und der letzte Anbau von 1612 die Hauptwache
Die Amtslokale des neuen Rathauses wurden im Oktober 1828 bezogen; der übrige Teil des Hauses erst 1829 ausgebaut. Die hiesigen Maurermeister Gottlob und Karl BLASCHE und er Zimmermann RICHTER hatten den Bau für 5650 Thl. übernommen und ausgeführt. Zu den Baugeldern flossen 880 Thl. für den Verkauf des Schmetterhauses und 2150 Thl Staatsschuldenscheine, welche die Stadt als Vergütung für frühere Einquartierung erhalten hatte. Die Einweihung des Rathauses fand am 9.10.1829 statt.
Der Ratsturm
Musste im Jahre 1828 auch einer Hauptreparatur unterzogen werden.
Der obere Teil wurde ganz neu mit Blech eingedeckt und grün angestrichen, der Knopf neu vergoldet und das Mauerwerk ausgebessert.
Das Erbauungsjahr des Turmes ist nicht bekannt. Daß derselbe schon im 15. Jahrhundert gestanden hat, geht aus folgender Notiz hervor, welche das alte Striegauer Stadtbuch aus dem Jahre 1433 bringt:
"Eodem anno haben wir (Ratmanne) lassen decken mit bley den marktorm, dorczu sent komen hundirt und sebinczehn centener; itczlich entener kust IIISl heller, vnd zu lone von itczliecium centener XV gr; alz das der torm zu decken mehr denne hundirt schock kust."
In unserem heutigen Deutsch: "In diesem Jahre (1433) haben wir Ratmannen lassen decken mit Blei den Marktturm; dazu sind gebraucht worden 117 Zentner, jeder Zentner kostete 3 Schock Heller, und zu (als) Lohn von jedem Zentner 15 Groschen, daher der Turm zu decken (vom Decken) mehr als hundert Schock kostete."
Von einer Hauptreparatur des Turmes spricht vielleicht die Jahreszahl 1533, die im Jahre 1881, als bei der Reparatur das Zifferblatt auf der Seite der Schweidnitzer Straße weggenommen wurde, zum Vorschein kam. Näheres läßt sich nicht feststellen. Im 30jährigen Krieg, besonders bei der Belagerung der Stadt durch den kaiserlichen General GOLZ, 1640, wurde der Turm zur Ruine und konnte von der in Armut geratenen Stadt erst 1672 wieder hergestellt werden. Größere Reparaturen fanden statt 1733, 1781, 1812, 1828, 1857, die letzte 1881.
An der Gallerie des Turmes befindet sich das Stadtwappen, an den Seiten deselben ein Stadtsoldat und ein Musikus.
Ueber die Anschaffung der Turmuhr mit dem Mondlauf ist nichts zu ermitteln.
Mit freundlichen Grüßen und bitte wo ist der Süden der Republik?
Reinhilde Puder