Auszug aus der "Hessischen Allgemeine" vom 13. November 2003
Ahnenforscher auf krummen Touren
Staatsanwaltschaft Fulda ermittelt in 30 F�llen wegen Betrugs -
Verbrauchersch�tzer warnen
ein Bericht von Woolfgang Riek
Kassel/Niederaula.
Ein Stammbaum gef�llig, der zum Ururopa oder noch weiter zur�ckreicht,
vielleicht sogar ein eigenes Familienwappen? Solche Lockangebote dubioser
Ahnenforscher haben den "Steinadler-Verlag" bei den Verbrauchersch�tzern und
Justiz ber�chtigt gemacht. 30 Betrugsanzeigen stapeln sich bei der
Staatsanwaltschaft Fulda.
Die Masche: In pers�nlich gehaltenen Briefen bietet der Verlag f�r 77 Euro
eine "einzigartige Chronik ihres Namens" inklusive Familienwappen an, f�r
30,95 Euro einen Stammbaum. Was geliefert wird, nennt nicht nur die
Verbraucherzentrale Sachsen des (VZS) puren Nepp: Die Chronik entpuppe sich
als "primitiv hergestelltes Heftchen mit nutzlosen Informationen".
Strafverfolger sprechen von einer Sammlung allgemeiner Information zu
Personen mit gleichen Nachnamen.
"Vorsicht, Falle!", "Mein Vater hat keinen Zusammenhang zu den Ahnen
gefunden", "Betrug" - auch Privatleute warnen im Internet. F�r manchen zu
sp�t: Bestellen hei�t bezahlen - Steinadler liefert nur gegen Vorkasse.
Seit einiger Zeit operiert das Unternehmen aus den osthessischen Niederaula.
Dort, so Harry Wilke, Sprecher der Staatsanwaltschaft Fulda, seien aber
leidige ein Telefon mit Faxweiche beheimatet, das Faxe weiterleitet, und ein
Postfach. Die F�den der Firma werden aus den Niederlanden gezogen.
Faxweiche, ein Postfach, aber kein B�ro - f�r Staatsanwalt Wilke ist
fraglich, ob Niederaula im juristischen Sinne Tatort und ob die Fuldaer
Justiz �berhaupt zust�ndig ist. Genauso knifflig laut Wilke die Frage, ob
das Ahnenforscher-Angebot strafrechtlich als Betrug zu werten sei, Wilke:
"Da sind juristische Vollprofis am Werk."
Die aber auch mal patzen: Ein Forum auf der Internet-Seite
ahnenforschung.net f�hrt bereits �ber 250 meist ver�rgerte Eintr�ge.
Darunter auch den von Kerstin Paschleben aus Elsdorf, die rechtzeitig
stutzig wurde: "Das Schreiben des Verlags war an meinen seit 17 Jahren
verstorbenen Vater gerichtet."
Im badischen Bretten, auch schon mal Postfach-Sitz der Steinadler, gelang es
Kunden, die krumme Ahnenforscher-Tour 2002 vor Gericht zu bringen. Angeklagt
wegen Betrug war der Subunternehmer, der die angeblichen Chroniken
auslieferte. Nur ein Bote, das war der Falsche: Selbst die
Staatsanwaltschaft pl�dierte zum Schlu� f�r Freispruch.
Die ist der Bericht und ich m�chte mir jeden Kommentar sparen.
Einen sch�nen Abend w�nscht
Reinhard Weinert
aus Nordhessen.