Sehr geehrter Herr Janisch,
Sie fragten nach Stein bei Sibyllenort Kreis Oels in Schlesien. Dazu ein Zizat:
"Stein liegt 14 km s�dwestlich von Oels an der Stra�e, die von Langewiese und
von der Reichsstra�e 6 heranf�hrt, am Steiner Bach 127 m �ber NN.
Nach dem Gr�ndungsbuch des Bistums Breslau (Liber fundationis) war Stein um 1300
schon zu deutschem Recht ausgesetzt. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis nach
dem Drei�igj�hrigen Krieg befand sich Stein im Besitz des vom Kaiser in den
Adelstand erhobenen Reformators Johann He�, der sich nach dem Ort "He� von und
zum Stein" nannte. Um 1860 war Laura Gr�fin Heuckel v. Donnermarck Besitzerin
des Gutes. Sie hat den Ort stark ver�ndert. Neben dem alten Schlo� wurde im Stil
der Gr�nderzeit ein neues erbaut. Der Park wurde auf 32 ha erweitert und nach
dem Vorbild von Sibyllenort umgestaltet. Auch der Steiner Bach wurde dabei
umgeleitet. Die Gr�fin verkaufte das Gut jedoch schon 1876 an Adolf v. Klitzing.
Stein geh�rte zur evangelischen Kirchengemeinde Gro� Weigelsdorf. Die wenigen
katholischen Bewohner des Dorfes waren nach Langewiese eingepfarrt. Im Gutspark
von Stein befand sich eine evangelische Kapelle, die 60 Personen Platz bot.
Diese Kapelle war zur gleichen Zeit und im gleichen Stil wie das Schlo� erbaut
worden.
Eine Schule wurde in Stein schon vor 1763 gegr�ndet. Das letzte Schulhaus
stammte aus dem Jahr 1884. Es enthielt einen Klassenraum und die Wohnung f�r den
Lehrer. Letzter Lehrer in Stein war Gustav Langer. Die kleineren Kinder des
Dorfes wurden durch den Gutskindergarten betreut.
Stein geh�rte zum Amts- und Standesamtsbezirk Gro� Weigelsdorf. Nach der
Volksz�hlung vom 17.5.1939 hatte der Ort 295 Einwohner. Die Gesamtgemarkung war
563 ha gro�. Davon entfielen 452 ha auf das Gut, das Ulrich v. Klitzing geh�rte.
Das Gut betrieb eine Spiritusbrennerei.
Au�er dem Gut gab es in Stein noch 24 landwirtschaftliche Betriebe, von denen
eimge feldm��igen Gem�seanbau betrieben.
Es gab im Dorf au�erdem noch 1 Gastwirtschaft (Klemm), 1 Fleischerei und 1
Gemischtwarenhandlung. Weitere Eink�ufe konnten im 1,5 km entfernten Langewiese
get�tigt werden, wo sich auch die n�chste Bahnstation befand. Als Handwerker
waren am Ort 3 Schmiede und je 1 Steilmacher, Tischler, Schuhmacher und
Schneiderin t�tig. Letzter deutscher B�rgermeister von Stein war Albert
Greulich.
Nur ein kleiner Teil der Bewohner von Stein kehrte am 18. Mai 1945 von der
Flucht nach Hause zur�ck. Sie fanden den Ort sehr besch�digt vor. Mehrere H�user
des Dorfes waren abgebrannt. Auch das neue Schlo� war ein Opfer der Flammen
geworden. Die zur�ckgekehrten Deutschen mu�ten zun�chst schwer f�r die Russen
arbeiten, die auf dem Gut einquartiert waren. Sp�ter wurden sie bis zu ihrer
Ausweisung im Juli 1946 durch die Polen sehr drangsaliert. Au�er 4 Personen, die
auf der Flucht den Tod gefunden hatten, starben nach der R�ckkehr in Stein
nochmals 4 Personen. Im Krieg sind 6 M�nner aus Stein geblieben."
[Ursula Maria von B�low, Der schlesische Kreis Oels mit seinen Stadt- und
Landgemeinden, W�rzburg 1988, S. 273-275]
Mit guten W�nschen f�r Weihnachten und f�r das kommende Jahr! Klaus Kunze