Staatsarchiv Elk / Lyck

Liebe Listenleser

vor einigen Jahren durfte ich bereits selbst einmal im Staatsarchiv Elk / Lyck Einsicht in alte Unterlagen nehmen.
Nun offenbart mir die kürzlich über die Niederschlessien Liste gegangene Information über die Neue Website:

https://www.szukajwarchiwach.gov.pl/de/strona_glowna

deutlich mehr Einsicht in u.a. die Familiennamen zu den einzelnen Grund Acten des Königl. Preuss. Land- und -Stadtgerichts Marggrabowa.

Leider werde ich es in absehbarer Zeit nicht nach Elk/ Lyck schaffen, um die für mich sehr interessanten Unterlagen einzusehen.

Kennt ein Listenleser jemanden vor Ort, den man mit der Ablichtung, (das ist doch mittlerweile in den polnischen Staatsarchiven erlaubt, oder?)
beauftragen kann?

Mit bestem Dank und Grüßen

Jan (Feldmann)

Liebe Listenleser!

Ich studiere gerade ein Kirchenbuch von Groß Rosinsko aus dem 18.
Jahrhundert und frage mich, welche Bedeutungen die unterschiedlichen
Endungen bei Frauennamen haben:

normaler Name: Stodollik

Stodollikowna

Stodollika

Stodollikowa

Kann mich jemand aufklären? Kann man daraus etwa ableiten, ob jemand
verheiratet ist oder nicht?

Danke für Antworten!

Mirco Stodollick

Hallo, Herr Sodollick,

vielleicht hilft dies zum Verständnis:

http://wiki-de.genealogy.net/Schreibweise_deutscher_Familiennamen_in_polnischen_Quellen

Gruß
Dietmar Blum

Hallo Mirko Stodollick,
in der polnischen Sprache kennzeichnen verschiedene Endungen den Familienstand. Polnische Muttersprachler wissen das ohne nachzudenken. Als nach der I. Teilung Polens (1772, unter preußischer Herrschaft) zunehmend deutschsprachige Personen in der Verwaltung tätig wurden, waren diesen die sprachlichen Besonderheiten oftmals unbekannt. Manchmal wurden sie ebenso falsch angewendet wie die polnische Rechtschreibung.
Üblich waren folgende Endungen:
„—cy“ mehrere Personen einer Familie sind gemeint (z.B. Trzebiatowscy)
„—owa“ bezeichnet eine verheiratete Frau
„—owna“ bezeichnet eine ledige Frau
„—cyk“ bezeichnet den Sohn des …
„—ski“ männliche Endung von Namen (z.B. Trzebiatowski)
„—ska“ weibliche Endung von Namen (z.B. Trzebiatowska)
Eine besondere Bedeutung der Endung „—ka“ ist mir nicht bekannt.
Vielleicht hilft’s Ihnen und auch anderen.
Gerhard v. Pazatka Lipinski

Mir scheint, die sehr treffende Auskunft von Gerhard v. Pazatka Lipinski beantwortet die gestellte Frage eindeutig.

Allerdings wäre noch darauf zu verweisen, dass es in Ostpreußen zwei unterschiedliche Ortschaften mit dem Namen Groß Rosinsko gab. Beide lagen nicht in dem Teil Ostpreußens, der von der 1. Teilung Polens betroffen war. Allerdings lag einer der beiden Orte bei Lyck, also in Masuren. Da es sich bei der Nachfrage um Namensformen in einem Kirchenbuch handelt, spielen deutsch-muttersprachliche Verwaltungsbeamte wohl keine Rolle, stattdessen eher Pastoren, die die Eintragungen in den KB vornahmen und denen die Muttersprache ihrer "Schäfchen" durchaus geläufig gewesen sein muss.

In Masuren wurde nach der Eigenbezeichnung der Masuren Polnisch gesprochen. Es handelte sich dabei nicht um die standardpolnische Sprache sondern um einen polnischen Dialekt der ursprünglich aus Masowien stammenden Masuren. Sprachwissenschaftlich wird dieser Dialekt als 'Masurisch' bezeichnet. Für ihn dürften ähnliche Namensbildungsregeln gegolten haben wie im Standardpolnischen.

Rolf-Peter

Sehr geehrter Herr Blum!

Ganz ieben Dank für Ihre Ausführungen. Das hilft mir sehr gut weiter.

Schönes Rest-Wochenende noch!

Mirco Stodollick

Bernd Schwiers
Langenharmer Weg 93c
D-22844 Norderstedt
Tel. +49 40 525 35 56

Sehr geehrter Herr von Pazatka Lipinski,

ich danke Ihnen für diese sehr interessante und hilfreiche Information.

Bernd (Schwiers)