Sprache heute - polnisch und/oder deutsch?

In einer eMail vom 30.10.2004 23:49:23 Westeuropäische Normalzeit schreibt
Markus.Kalina@gmx.de:

mal eine Frage an alle, die sich in dem heutigen Gebiet um Goschütz/Gosczc
bzw. Goschütz-Neudorf/Nowa Wies Gosczcanska auskennen: Wie klappt die
Verständigung, wenn man wie ich nie polnisch gelernt hat? Sprechen die
Einwohner auch (noch etwas) deutsch? Ich selbst kann außer saarländisch und
hochdeutsch ;-))) noch englisch und französisch. Sind Sprachprobleme zu
erwarten?

Hallo Markus,

wie der Zufall so spielt: Meine Vorfahren väterlicherseits (Großvater Ernst
Hippe, * 1864) stammen aus Goschütz-Neudorf, Ich war mit meinem Bruder 1999
dort und wir waren über den Zustand des Dorfes einigermaßen entsetzt. Sei also
nicht enttäuscht, wenn Du bei Deinem geplanten Besuch auf eine ziemlich
armselige Gegend stößt, die auch zu deutschen Zeiten nicht zum Wohlstandsgebiet
gehört hat.

Zum Sprachproblem: Du mußt bedenken, daß in unserer schlesischen Heimat
inzwischen schon mindestens die zweite polnische Generation lebt. Vor allem auf
den Dörfern ist es purer Zufall, ob Du noch jemanden triffst (Pfarrer, Lehrer,
Apotheker, Arzt), der hinreichend deutsch spricht und versteht. Wir hatten
uns 1999 einfach die polnische "TUI"-Repräsentantin aus Hirschberg an ihrem
dienstfreien Tag für ein angemessenes Honorar engagiert und sie diente uns als
Dolmetscherin. Das half allerdings auch nicht viel weiter, weil der jetzt
kath. Pfarrer in Goschütz zu irgendeiner Tagung unterwegs war und seine
Haushälterin nur hilflos die Achseln zuckte.

Generell ist es nach meiner Kenntnis hinsichtlich der Kichenbücher so:

Katholiken:

Bis zu 100 Jahren bleiben sie in der Verwahrung der jeweiligen
Kirchen-Gemeinden, dann werden sie in das Erzbischöfliche Archiv nach Breslau abgegeben.

Protestanten:

Soweit noch selbständige ev. Gemeinden bestehen (z.B. In meinem Geburtstort
Waldenburg), sind auch diese Kirchenbücher bis zu 100 Jahren in der Verwahrung
der örtlichen ev. Kirchen-Gemeinden. Dann gehen sie ins Staatsarchiv nach
Breslau. Wenn es vor Ort keine ev. Gemeinde mehr gibt, sind die ev.
Kirchenbücher bis 100 Jahre in der Verwahrung der kommunalen Verwaltung.

Fazit: Du wärest also nicht schlecht beraten, Dir vor Reiseantritt jemanden
als Dolmetscher zu engagieren.

Ich kenne aus mehrfachen Reisen nach Schlesien den Vorsitzenden des
Deutschen Freundschaftskreises, Martin Reichert, in Waldenburg ganz gut. Frag' doch
einfach mal bei ihm an, ob er selbst für solche eine Aufgabe zur Verfügung
stünde oder jemanden in der Gegend von Goschütz kennt, der das übernehmen
könnte.

Über Honorar müßtet Ihr vorher verhandeln. Nur so als Anhaltspunkt: Wenn
Martin Reichert eine Gruppe führt, bekommt er pro angebrochenen Tag 80 €.

Du kannst Dich bei Anfragen ruhig auf mich berufen. Ich bin aber in keiner
Weise wirtschaftlich dabei irgendwie involviert.

Adresse von Martin Reichert:

ul. Sciegiennego 22 / 8
Box 162
58-400 Kamienna Gora (= Landeshut)

Tel. oder Fax: 0048 75 744 37 00
Handy: 0604 41 05 01

MfG

Werner Hippe
(_asgardist@aol.com_ (mailto:asgardist@aol.com) )