Kann mir (und jensaxel von http://alsnissen.dk/) erklären, was mit folgendem Eintrag im Kirchenbuch 1699 von Nordborg/Alsen gemeint ist:
"begraben Ellen Schmidts Kind, so geschwachet werde"
Die Handschrift ist gut lesbar und wir sind uns einig, dass der Text so lautet.
Ellen Schmidt hatte vorher gebeichtet, das 6. Gebot verletzt zu haben. Nun stirbt das aus dieser Sünde gezeugte Kind - aber was bedeutet hier 'geschwachet' und auf wen bezieht sich der Kommentar 'so geschwachet werde': auf Ellen Schmidt oder auf das Kind?
'schwachen ' kann laut Grimm: Deutsches Wörterbuch um diese Zeit schon das moderne 'schwächen/schwach machen' oder das ältere 'eine Frau unsittlich behandeln; geschwächet also unsittlich o.ä.' heissen. Und was soll der Konjunktiv 'werde' - es steht nicht 'wurde' im Text.
Ich biete folgende Interpretationen:
1. Ellen Schmidts Kind wurde begraben, und dessen Ruf möge immer mit der Sündhaftigkeit der ausserehelichen Zeugung behaftet bleiben
- stimmt gut mit der orthodoxen Auffassung, dass ungetaufte Kinder eben Kinder der Sünde waren, in diesem Fall in doppeltem Sinne
2. Ellen Schmidts Kind wurde begraben, das nach der Gebut schwach war
- 'werde' sollte dann als 'wurde' gelesen werden
3. Ellen Schmidt, deren Ruf immer mit der Sündhaftigkeit behaftet bleiben möge, .... deren Kind ist begraben worden
- das wäre ungewöhnlich, weil die Kommentare zu den Beerdigungen immer den Verstorbenen galten - und auch weil 'so' sich meistens auf das zuletzt verwendete Substantiv bezieht.
Aber was stimmt wohl? Oder soll man die Eintragung ganz anders verstehen?
Inger
Dänemark