Selbstmord Großherzog Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg-Strelitz

"Vermutlich ist das der wahre Grund, warum der letzte "Dörchläuchting" aus
MST in Mirow in ungeweihter Erde auf der Liebesinsel und nicht bei seinen
Ahnen in der Fürstengruft ruht. Das ganze Prozedere wurde dann natürlich mit
einigen Legenden nach Außen etwas aufgehübscht."

Sehr geehrter Herr Starsy, Hallo In die Runde,

hierzu muß man sich natürlich äußern. Vor fast 50 Jahren berichtete mir
"mein" Pastor, Friedrich Böttger als wir die Straße von Fürstenberg/Havel
ostwärts fuhren: Hier ist die Marneschlacht verraten worden! Und dazu fiel
der Name des strelitzschen Großherzogs (die Marneschlacht 1914 bedeutete
eine Wende zum dann mörderischen Stellungskrieg, in Frankreich heute noch
als Le miracle du Marne - das Wunder an der Marne bezeichnet).
Es handelt sich hier wahrscheinlich um einen der bedeutenden Spionagefälle
des Ersten Weltkrieges. In Wikipedia ist die Rede von Verschwörungstheorie,
in seinem Buch Mecklenburg-Strelitz zeichnet Hans Terran ein gänzlich
anderes Bild: Hier ist die Rede von einem versiegelten Brief des Kaisers an
den Großherzog, dessen Existenz klar, sein Inhalt aber völlig unbekannt ist,
der aber zu einer Veränderung im Verhalten des Großherzogs führte. Terran
führt an, daß für einen Großherzog und Generalmajor die Beisetzung völlig
ungewöhnlich gewesen sei, daß außer dem Großherzog in Schwerin und dem
Schwager aus Schaumburg-Lippe kein Vertreter aus deutschen Fürstenhäusern
zugegen gewesen sei.

Die Frage der Ungeweihten Erde der Liebesinsel bei Mirow ist sicher einfach
zu erklären: Weil es der Großherzog so verfügt hat. Laut Wikipedia in einem
Testament von 1917 ( soll im Staatsarchiv in Schwerin sein ), laut Terran in
den Stunden nach Erhalt des versiegelten Schreibens von Kaiser Wilhelm II.
Er ist zu diesem Zeitpunkt durch die Militärs zwar kaltgestellt, jedoch als
Oberbefehlshaber auch Dienstvorgesetzter des Großherzogs.
Mit den Überbringern des kaiserlichen Schreibens ist übrigens auch ein
Rittmeister der Potsdamer Garde angereist, der erst nach Feststellung des
Todes aus Neustrelitz abreiste.

Übrigens: Wir haben ja ancestry und die Kirchenbuchabschriften: Ein Blick in
den Jahrgang 1918 Nr. 5 zeigt keinen Eintrag in die Rubrik Todesursache,
obwohl Hof- und Schloßküster Grundmann sonst alles fein säuberlich
verzeichnet.

Lieber Herr R�th,

zum Tod des Strelitzers waren und sind allerlei Legenden im Umlauf, die man
bis heute zuweilen liest oder erz�hlt bekommt. Das ist in solchen F�llen
immer so, und man kann im Nachgang nie so recht ergr�nden, was an solchen
Erz�hlungen wahr und was unwahr ist, und welche der Legenden vor Zeiten
sogar bewu�t im Umlauf gebracht wurden. Etliche landeskundliche Schriften
von HPR sind seinem pers�nlichen Rachefeldzug gegen die Welt zuzuordnen und
deshalb nur bedingt quellentauglich.

Wirklich fundamental Neues und eine plausible Erkl�rungen zum Sachverhalt
bringt der Aufsatz von Andreas FROST: "Neue Details zum Tod von Gro�herzog
Adolf Friedrich VI." (In: Mecklenburgische Jahrb�cher 124 (2009), S.
239-282) und in der TV-Dokumentation mit dem etwas fragw�rdigen Titel "Tod
eines M�rchenprinzen".

Und was sein Begr�bnis angeht: wir d�rfen nicht vegessen, da� damals
h�chstrangige und weitschauende "Abwickler" mit dem Problem befa�t waren,
und das sowohl seitens der F�rstfamilie als auch der betroffenen
Regierung(en). Wenn wir heute in naheliegende Akten schauen, erwartet uns
ein Bild, welches in erster Linie Teil und Gestaltungsmittel einer geplanten
Inszenierung ist. Auch damals schon war absehbar, da� diese Akten irgendwann
�ffentlich sein werden.

Nochmals sch�ne Gr��e, Peter Starsy

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