Hallo Herr Bischoff!
hat oder kennt jemand von euch die Seelenlisten des Kirchspiels von Schnellwalde, 1843 - 1859 ?
Diese befindet sich lt. Verzeichnis im Archiv von Olsztyn und ich hätte gerne den Inhalt gewußt.
Ich habe vor fünf Jahren die Listen im Staatsarchiv Allenstein eingesehen und mir über Ihren Aufbau etc. seinerzeit einige Notizen gemacht, auf deren Grundlage ich Ihnen dazu Folgendes mitteilen kann:
Es ist eine Akte im Gesamtumfang von 299 Seiten, die Seelenlisten für die Jahre 1844, 1845, 1854, 1856 und 1859 enthält. Zu 1843 ist darin nichts und war allem Anschein auch nie etwas, sodass ich die Angabe 1843 auf der Akte und im Findbuch für einen Schreibfehler halten möchte.
Die Seelenlisten eines Jahres setzen sich aus Listen der einzelnen Schulsozietäten (Groß Karnitten, Kerpen, Auer, Dittersdorf, Weepers, Schnellwalde) zusammen, innerhalb derer wiederum die Eintragungen nach Orten sortiert sind. Die Ordnung der Personen innerhalb eines Ortes folgt nach Familien/Haushalten, allerdings nicht alphabetisch. Vermutlich in irgendeiner Reihenfolge der Häuser.
Die Listen weisen 1844 folgende Rubriken auf: Laufende Nuimmer / Vor- und Zuname des Individuums / Stand und Wohnort / Ungefähres Alter / Bemerkungen (ob vollsinnig, blödsinnig, altersschwach etc.). Die Personen eines Ortes werden jeweils separat durchnummeriert. 1844 werden für das gesamte Kirchspiel Schnellwalde 2411 Personen aufgeführt. Es sind dabei in der Regel die Familien genau erkennbar und auch die Geburtsnamen der Ehefrauen genannt. Ein Beispiel für den Eintrag zu einer Familie:
1. Johann Behr / Hofmann Leisnersberg / 55 Jahre / vollsinnig
2. Anna Maria Eichholz / dessen Ehefrau dito [= Leisnersberg] / 60 Jahre / vollsinnig
3. Caroline Behr / Tochter dito / 26 Jahre / vollsinnig
4. Justine dito [= Behr] / dito [= Tochter] dito / 23 Jahre / vollsinnig
Die Altersangaben können auch detaillierter sein. So kommen Angaben wie 15 1/2 Jahre, 3 1/4 Jahre, 1 3/4 Jahre durchaus vor, insbesondere bei Minderjährigen. Da die Listen genau datiert sind (die von 1844 auf den 20. April), lässt sich auch mit den Angaben bei allem Vorbehalt (die Spaltenüberschrift lautet ja bereits "Ungefähres Alter"!) auch etwas anfangen.
Bemerkenswert ist, dass in Einzelfällen über die Personen unvollständige Angaben vorliegen. So ist dem Pfarrer, der die Listen wohl aufgestellt hat, zumindest aber unterschrieben hat, der Vorname eines 60 Jahre alten Instmannes in Schnellwalde nicht bekannt, von dessen 50 Jahre alter Frau weder Vor- noch Geburtsname! Nur für beider Kinder liegen vollständige Angaben vor.
Die Leserlichkeit der Quelle empfinde ich als sehr gut.
Die Listen für 1859 erfassen leider nur noch Familien, nicht mehr Individuen. Es heißt dann zum Beispiel:
31. HE Pfr. v. Behr / mit Frau / 5 Söhne / 1 Fräulein/ 1 Kindermädchen / 2 Mägde / 1 Dienstjunge. Die Namen der Personen und Altersangaben zu ihnen erfährt man im Gegensatz zu früheren Listen nicht mehr.
Viele Grüße aus Hamburg
Carsten Fecker