Scribble Papers und TreePad - dritte Runde

Lieber Karl Ludwig,
die Suche nach dem Programm wird vergeblich bleiben. Aber es gibt eine
konkrete Hoffnung, einen konkreten Ansatz. Dazu im zweiten Teil.

Nun zun�chst zur Begr�ndung, warum die Suche nach dem idealen Programm
sinnlos bleiben wird.
Jedes Objekt unseres Lebens k�nnen wir zu anderen in Beziehung setzen - und
sei es nur mit unserer Gedankenwelt. Leider ist dieses Beziehungsnetz kein
Baum, sondern ein komplexes, vieldimensionales Netz, noch dazu ein
dynamisches. Dazu ein Beispiel aus meinem Arbeitsleben: Ich erhalte ungef�hr
10.000 e-Mails pro jahr, von denen ca. 6.000 aufhebenswert sind, um Vorg�nge
r�ckverfolgen zu k�nnen. Ich habe es aufgegeben, die Mails bestimmten
Kategorien ("Ordnen") zuordnen zu wollen. Hat es mit einem Projekt, einem
Kunden, einer Technologie, einem Lieferanten, einem Kollegen... zu tun? Ich
belasse sie alle in meinem Outlook-Ordner (mit den Archivordnern ca. 10
Gigabyte (10.000 Megabyte oder so viel Buchstaben wie in 20.000 B�chern).

Das bezieht sich auf alle Objekte, die ich mit der Tastatur bearbeiten kann
(Dokumente, Datenbanken, Tabellen, Mails...). Trotzdem finde ich jedes Mail
der letzten 6 Jahre innerhalb von Sekunden.

Au�erdem verwalte ich noch Digitalbilder, Videos und Musik. Auch die finde
ich sofort. Es sind ja auch nur 50.000 Fotos. Es geht sehr schnell (max.
wenige Minuten).

Und hier die Aufl�sung: Die �berraschende Idee ist die unstrukturierte
Speicherung mit automatischer Indizierung. Das beste daran: diese Funktionen
gibt es als Freeware - kostenlos. F�r die Textobjekte hei�en die Tools
"Desktop Search". Es gibt sie von Google, Yahoo (das verwende ich) und
anderen. Darauf achten, dass die Online-Speicherung des Index abgeschaltet
ist, meine Daten gegen Google und Co nichts an! Hei�t "Index-Ablage auf den
Server, Internet-Speicherung o.�.; l��t sich bei allen diesen Tools
abschalten. Einmal installiert durchforstet die Indiziermaschine im
Hintergrund alle Dokumente und Mails nach Texten und speichert sie als
Index. Klickt man die Suche an (meist in der Taskleiste unten am
Bildschirmrand) und hat die ersten Zeichen irgend eines Suchbegriis
eingetippt, bl�ttert sich schon die Liste mit den Objekten, die diesen
Begriff enthalten, chronologisch geordnet an.

Diese Funktion soll �brigens in Microsoft Vista schon standardm��ig
enthalten sein. Einen testenden Redakteur veranlasste das zu der Aussage:
"Eigentlich brauche ich jetzt gar keine Ordner mehr." Recht hat er. Was ein
Computer gut kann, ist stupides Sammeln von Indizien. Und was der Mensch
kann, ist sich an irgendeinen signifikanten Begriff in einem Dokument
erinnern. Wir wissen alle, wie schnell wir mit Google oder Wikipedia fast
alles in der Welt finden. So jetzt auch im eigenen (oder den eigenen, geht
auch im Netzwerk) Computer.

Bilder haben leider keinen Inhalt, den man mit der Tastatur beschreiben kann
(es sei denn man hat eine perfekt gepflegte beschreibende Datenbank all
seiner Bilder aufgebaut, aber das lohnt den Aufwand selten). Die L�sung hier
hei�t: Google Picasa. Picasa - ebenfalls kostenlos - sammelt unerm�dlich im
Hintergrund alle Bilder des Computers und stellt sie in einer endlosen
Gallerie zusammen. Mit dem Scrollbalken am rechten Rand rast man bei der
Bildsuche durch alle Bilder. Das menschliche Auge-Gehirn-System erkennt fast
100 Bilder pro Sekunde bei einigerma�en markanten Motiven. Das muss man
einfach mal ausprobiert haben.

F�r Musik bleiben die Musikbiblitheken � la Media Player mit automatischer
Beschreibung aus dem Internet. F�r Videos habe ich noch gar keine L�sung.

Dann gar keine Programme mehr zum Verwalten? Es gibt Daten, die leben von
den festgelegten Beziehungen. Das gilt beispielsweise f�r Ahnendaten. Nicht
das Individuum z�hlt, sondern seine Einordnung in seine Verwandtschaft. Dazu
benutze ich immer ein Ahnenprogramm. Zu Zeit ist das TNG, das die Daten auf
dem Web-Server verwaltet, nicht auf meinem PC, weil ich die Familie in den
�nderungs- und Informationszyklus einbeziehen will. Von TNG bin ich restlos
begeistert, weil es passive Familienmitglieder zu aktiven Rechercheuren
macht. Siehe http://merkelstiftung.de/Familie/familiendaten/index.php ("Web
2.0"-Philosophie)

Das war ein langer Text, hoffentlich nicht zu viel.

Viele Gr��e
Rainer Volck