Hallo,
bei den Standesamtunterlagen ist mir aufgefallen, daß viele Leute noch nicht
schreiben konnten und Kreuzchen machten.
In dem Buch "Der Kreis Flatow" von Goerke las ich aber, daß es schon sehr
früh z. T. vor 1800 in vielen Orten bereits Schulen gab.
Wie kann es sein, daß so viele Menschen Ende 1800 noch nicht mal ihren Namen
schreiben konnten?
Wer weiß nähres darüber?
Viele Grüße
Gisela
1. Es gab keine Schulgeldfreiheit. Die Herren Pfarrer, als Schulaufsicht bemuehten sich zwar regelmaessig in den "allgmeinen Ermahnungen an eine verstockte Gemeinde" auf die Pflicht zum Schulbesuch hinzuweisen und im Teil V der Predigt ("Abteilung: Pflicht zur Caritas und Anregungen zur Spendenfreude") auf die Gutartigkeit der Unterstuetzung von Freitischen und Stipendien hinzuweisen, was aber bei den schlechten klimatischen Bedingungen in der Kirche und der Laenge der Predigten. "Die erste Stunde der Predigt, die letzte Stunde der Erbauung und dem Aussklang, waehrnd in der mittleren halben Stunde das Wort Gottes prägnant und mit Wortgewalt zu uebermitteln ist. Die naechsten zwei bis drei Stunden dienen dann der Verlesung der hochwohllöblichen Ordinationes seiner koeniglichen Majestaet gehorsamster Regierung, gefolgt von einer einstuendigen Examination der Schulkinder ueber die Artikel 3, 12 und 16 des kleinen Katechismus"
2. Die Kinder wurden auf den Hoefen zu allen moeglichen spielerischen Taetigkeiten: wie Kuehe fuettern, Schweine treiben, Gaense hueten, Kartoffel sammeln und manch anderen erbaulichen Taetigkeiten gebraucht und waren an allen Tagen mit Helligkeit in der Zeit von 8 Uhr morgens bis 16.30 Uhr nachmittags nur selten abkoemmlich.
3. Auf den Schulwegen, die sich in den laendlichen Gegend durchaus ueber mehrere Stunden erstrecken konnten, (wobei der Wissensdurst der Kleinen ueber Naturphaenomene an keinerlei Grenzen stiess: "Schau mal Froesche, schau mal Juckpulver, schau mal Hochwasser") sprach daher an manchen Tagen die Mittagsglocke an manchen Tagen die ernste Ermahnung aus den Heimweg unverzueglich anzutreten, obwohl doch erst ein viertel des HINWEGES geschafft war, da der Vater doch morgens gerade eine Frische Haselgerte zur Verbesserung der Lesbarkeit SEINER Handschrift geschnitten hatte.
4. Die Herren Schulmeister, neben ihrer tiefgruendigen Ausbildung, auch noch eine Landwirtschaft oder ein Handwerk beherrschen mussten und sintemalen das schmale Schulgeld nur ein duerftiges Zubrot bereitstellte und man mit den groben Haenden eines Schmiedes sowieso nicht so richtig schoen schreiben konnte und bei 10 Fingern das 1x1 sich als unheimlich schwer herausstellte.
Ernst
betr.
In dem Buch "Der Kreis Flatow" von Goerke las ich aber, da_ es schon sehr
fr>h z. T. vor 1800 in vielen Orten bereits Schulen gab.
Wie kann es sein, da_ so viele Menschen Ende 1800 noch nicht mal ihren
Namen
schreiben konnten?
Adalbert Goertz responds >>>>>>>>>>>>
Um 1800 wurden Knaben im Kreis Schwetz, Wpr. gelehrt:
Lesen, Schreiben, Rechnen
Ma:dchen: Lesen, Beten, Bibelaufschlagen (nicht schreiben)
Wann sich das a:nderte, konnte ich nicht feststgellen.