Hallo Inger,
mecklenburguische Handwerksgeschichte ist ein Themenfeld, das (von seltenen
Ausnahmen abgesehen) in den zur�ckliegenden Jahrzehnten von der Landes- und
Regionalgeschichtsforschung fast str�flich vernachl�ssigt wurde. So ist es
bis heute f�r die meisten Orte schwer festzustellen, welche der zahlreichen
Gewerke in welcher personellen St�rke in einzelnen Orten in �lterer Zeit
tats�chlich pr�sent waren, ob und und mit welchem Regionalbezug sich das
Gewerk organisiert hatte und ob und wo es dazu Unterlagen gab oder gibt.
Grunds�tzlich entstanden Urkunden�berlieferungen einzelner Z�nfte (in
Mecklenburg gew�hnlich als "�mter" bezeichnet) in erster Linie in rein
privatrechtlichem Umfeld jeweits der �ffentlichen Verwaltung. Schnittstellen
zu kommunalen oder �ber�rtlichen Verwaltungsbeh�rden gab es nur, die eine
Zunft gegr�ndet werden sollte oder mal wieder eine neue Satzung brauchte
oder wenn es anderweitige Gr�nde f�r beh�rdliche Oberaufsicht (etwa
Streitigkeiten) gab. Der daraus resultierende Schriftverkehr kann in erster
Linie auf der �rtlichen Ebene (also in heutigen Stadt- bzw. kommunalen
Zentralarchiven) und erst in zweiter Linie in Archivablagen der alten
Amtsverwaltungen bzw. der Oberbeh�rden der jeweils zust�ndigen
mecklenburgischen Landesteile (also heute im LHAS in Schwerin) �berliefert
sein.
Die Zunftunterlagen selbst sind nur so gut oder schlecht �berliefert, wie
die Z�nfte selbst f�r die �berlieferung gesorgt haben. Insbesondere nach
Aufhebung der alten Zunftverfassung mit Einf�hrung der Gewerbefreiheit in
Meckl. infolge des Beitritts zum Norddeutschen Bund (1867), gelangten
etliche Zunftaltert�mer in Archive oder Museen. Welches Archiv oder Museum
derartiges �bernehmen konnte und wann das geschah, war eher Zufall. Manche,
mitunter Jahrhunderte alten Zunfturkunden (insbesondere die schriftlichen
Dokumente an der so genannten "Zunftlade" oder "Zunfttruhe", also der
"Schatzkiste" einer Zunft) sind bis heute in Privatbesitz, oder gelangen
erst jetzt in irgendein Museum oder Archiv. Mit viel Gl�ck verwahrt ein
Obermeistern der jeweiligen Berufsorganisationen des Handwerks dergleichen
Dokument noch heute und mit noch mehr Gl�ck sagt er es einem auch.
Der Schneider-Ansatz wird wohl nur mit sehr viel Forschergl�ck von der
Stelle bringen. Du solltest versuchen festzustellen,
=> ob und ab wann in Stavenhagen eine Zunft (ein Amt) der Schneider
existiert hat,
=> ob die Stavenhagener Schneider vielleicht in einem �ber�rtlichen
Schneideramt organisiert gewesen sein k�nnten (mitunter waren
Handwerksmeister aus S�dostmecklenburg Mitglied einer Zunft in Rostock
oder - strukturgeschichtlich etwas �berraschend - im preu�ischen Vorpommern)
oder
=> ob die Stavenhagener Schneider vielleicht Mitglied einer so genannten
"gemischten Zunft" gewesen sein k�nnen, in der auch andere Gewerke vertreten
waren.
Erst das bringt etwas Richtung in die Forschung, ob, wie und wo weiter zu
suchen w�re.
�� [Zu Stavenhagen:]
Ich habe vor einigen Monaten selbst gesehen, dass im
Fritz-Reuter-Literaturmuseum Mitarbeiter mit der Erschlie�ung irgendwelcher
Stadtakten befa�t waren. Bin dabei ziemlich sicherm da� es sich dabei um
Teile/Reste des Stavenhagener Stadtarchivs handelt (ich glaube nicht, da� in
Greifswald irgendwer wirklich genau sagen kann, was gerade in Stavenhagen
l�uft - warum auch?). Was f�r Akten das waren und ob die Akten im Museum
verblieben oder in der Stadt anderswo verwahrt werden, wei� ich nicht. Am
besten im Museum erfragen!
Inwieweit erg�nzende oder korrespondierende �berlieferungen auch im LHAS
existieren, w�re dortr zu erfragen. Ich denke nicht, da� ARIADNE da heute
schon einen auch nur halbwegs repr�sentativen oder gar zuverl�ssigen
Gesamt�berblick liefert.
�� [B�rgerbuch Stavenhagen]
das gibts (mit Eintr�gen ab 1724), erschienen sogar als Edition (eine der
ersten B�nde in Franz Schuberts B�rgerbuch-Reihe):
http://gso.gbv.de/CMD?ACT=SRCHA&TRM=ISB+3893641793
Ein BURCHARD oder POCHAT oder so �hnlich ist dort aber nicht enthalten. Er
mu� ja auch nicht unbedingt B�rger gewesen sein - das war ja nur der
kleinste Teil der Einwohner.
Und als letztes eine Faustregel: wenn in Mecklenburg irgendein Museum oder
Archiv sagt "Sowas haben wir nicht!" hei�t das noch lange nicht, da� sie
sowas auch wirklich nicht haben. Mitunter wissen sie nur nicht oder nicht
mehr, da� sie's haben oder sie sagen's nur einfach nicht (Benutzer werden
bis heute vielerorts als St�renfriede des Beh�rdenschlafs empfunden oder
neuerdings als Narren, denen man geh�rig das Fell �ber die Ohren ziehen
mu�!)
Sch�ne Gr��e und viel Gl�ck!
Peter Starsy
PS.: Da� Stavenhagen auch in Schuberts sonstigen Quelleneditionen,
insbesondere in der Kopulationsregistern (f�r Meckl.-Schwerin ungew�hnlich
gut!) erschlossen, wei�t Du sicherlich?!
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