Schlesisches Französisch

Schlesisches Franz�sisch

Besatzungszeiten hinterlassen Spuren, oft nicht nur f�r eine Generation, sondern f�r mehr als hundert Jahre. Derartigen Spuren nachzugehen, ist nicht immer lohnend, da viel Unerfreuliches dabei zutage treten kann. Erg�tzlich aber wird die Angelegenheit, wenn man sich mit den Sprachbrocken befa�t, die sich in Besatzungszeiten in die Umgangssprache einschleichen.

Schalten wir um 150 Jahre (jetzt 197 !) zur�ck. Von 1806 � 1813 erlebte Schlesien die Franzosen als Besatzungsmacht. Auch damals unterwanderten fremde Sprachbrocken die Sprache des einfachen Mannes, schlesisches Franz�sisch �verfeinerte� die Umgangssprache.

Der schlesische Bauer wurde komfu� (confus= verwirrt), wenn pl�tzlich Franzosen auf seinem Hof standen. Die Kinder pl�rrten (pleurer = weinen) und stoben auseinander. Der Bauer sollte geben, wenn nicht, wollten sie alles kaputt (capot = entzwei) schlagen. So eine Mal�stije (molester = plagen)! Doch der Bauer mu�te gute Miene zum b�sen Spiel machen, sonst w�ren die Br�der in Raasche (rage = Raserei) geraten. Selbstverst�ndlich verlie�en die Franzosen das Geh�ft nicht, ohne dem Bauern noch etwas zum Frack (frasque = Schabernack) gemacht zu haben.

Der Gro�vater h�tte von dem allen beinahe nichts gemerkt, er hatte auf dem B�nkchen an der Hauswand vor sich hingedorrt (dormir = schlafen). Aber er wachte schlie�lich doch auf und konnte noch alles absalvieren (observer = beobachten). Solch meschante (mechant = b�se) Kerle!

Immer wieder kamen die Franzosen auf den Hof, eines Tages blieben sie ganz da: Einquartierung! Ob der Bauer wollte oder nicht, abends mu�te er mit ihnen palawern ((palabre = nutzloses Reden). Bald lernte er, da� ein Parapl� ein Regenschirm ist, da� die Tralljesen am Treppengel�nder (treillis = Gitter) Gitterst�ben �hneln, da� man die Kartoffeln abpellen (peler = sch�len) mu� und da� der Lehnstuhl sehr kommode (commode = bequem) ist. Mit �basta!� (baste = genug) schnitt auch er bald dem anderen das Wort ab, feine Leute fuhren bei ihm nur noch in der Equipasche (equipage = �berdachter Tro�wagen), und mit Kanalljen (canaille = Gesindel) wollte er nichts zu tun haben.

Ja, der schlesische Bauer lernte in der Besatzungszeit 1806 � 1813 �ausl�ndisch�, und noch nach 150 Jahren sollte sich das rentieren (rente = Zinsen abwerfen). Man erz�hlt, da� nach dem letzten Weltkrieg eine vertriebene schlesische B�uerin auf den Gedanken kam, sich als Waschfrau zu verdingen. Sie suchte sich, in die franz�sische Besatzungszone verschlagen, eine Kaserne der Besatzungsarmee als T�tigkeitsgebiet aus. �Qui vive?� sagte der Posten und wollte sie nicht passieren lassen. �La Wasch!� gab die B�uerin zur Antwort und durfte durch das Tor.

(Otto Zimmermann)

Entnommen aus �Schles.Bergwacht� 1959

Mit besten Gr�ssen an alle von

Winfried (Sch�n)

Hallo Winfried,
endlich mal was erbauendes und gleichzeitig informativ.

Viele Gr��e aus Berlin
Mersiowsky Ralf

-----Urspr�ngliche Nachricht-----

Hallo zusammen,

dass die zahlreichen franz�sischen W�rter im Schlesischen auf die kurze Zeit
der Napoleonische Besatzung zur�ckgehen, war mir gar nicht bewusst - ich
h�tte bei den Ursachen daf�r eher auf die allgemeine und lange w�hrende
preu�ische Frankreichliebe getippt.

Zum Thema "Schlesisches Franz�sisch" hat mein Vater in seinen Erinnerungen
(Hans R�ffer, Meine Reise in die Vergangenheit, 1990) folgendes geschrieben: