Hallo Listenmitglieder,
vor fast einem Jahr hat Klaus Liwowski über die OSL die "Schlesische Landsteuerliste von 1619" thematisiert.
Soweit ich auf dem Laufenden bin, hat bisher noch niemand diese für alle schlesischen Familienforscher sicher höchstinteressante Liste ausfindig gemacht.
Im polnischen Aufsatz von Marta Hatalska "Sejmik ksiestwa opolsko-raciborskiego w latach 1564-1742" aus dem Jahre 1979 fand ich einen weiteren Hinweis auf diese Landsteuerliste 1619.
Hatalska schreibt (frei übersetzt) "...Über die Bevölkerung des Fürstentums Oppeln-Ratibor und deren Entwicklung im 16-17. Jahrhundert sprechen fragmentarisch die folgenden Quellen: es sind zwei Bevölkerungsverzeichnisse (!), die aus den Jahren 1577 und 1619 stammen und die Bevölkerung des gesamten Oberschlesiens betreffen...". Im weiteren Text schreibt sie u.a. "Aufgrund der Forschungen von Dziewulski und Ladogorski betrug die Bevölkerung der oberschlesischen Fürstentümer 234.600 Köpfe..."
Als Quellen für diese Aussage gibt sie in Fußnoten an:
- W. Dziewulski, Zaludnienie Slaska w koncu XVI i poczatku XVII wieku (Bevölkerung Schlesiens am Ende des 16. und Anfang
des 17. Jahrhunderts", "Studia Slaskie", tom 6, 1952, str. 421
und
- T. Ladogórski (L mit Strich), Demograficzny obraz Górnego Slaska w epoce feudalnej (Demografisches Bild Oberschlesiens
in der feudalen Epoche), w: Górny Slask, Prace i materialy geograficzne pod red. A. Wrzoska, Kraków 1955, s. 226 i n.
Die genaue Angabe der Bevölkerungszahl (Köpfe) auch in den einzelnen Fürstentümern weist daraufhin, dass Dziewulski und Ladogórski in den 1950er Jahren tatsächlich mit den Landsteuerlisten von 1619 (und 1577) gearbeitet haben müssen. Möglicherweise geben sie in ihren o.g. Arbeiten auch an, wo sie diese "Bevölkerungsverzeichnisse" damals eingesehen haben.
Habe deshalb heute versucht per Fernleihe an diese zwei Arbeiten von Dziewulski und Ladogórski dran zu kommen, leider scheinen sie in deutschen Bibliotheken nicht vorhanden zu sein.
Hat jemand eine Möglichkeit an diese Arbeiten dran zu kommen ? Ich könnte mir vorstellen, dass diese Spur wert ist nachverfolgt zu werden.
viele Grüße
A n d r e a s M. S m a r z l y
HP: www.smarzly.de
www.hkknos.de
OSL] Schlesiens Einwohnerschaft wurde namentlich 1619 erfaßt
Liebe Listenmitglieder,
unser Forscherkollege Jürgen Czerner erhielt auf Nachfrage beim
Staatsarchiv Breslau die Antwort, daß eine Landsteuerliste aus dem Jahr
1619 durch glückliche Umstände Krieg und Nachkriegszeit überstanden hat
und sogar auf Mikrofilm vorliegt. Es handelt sich dabei um eine
Handschrift, die im Breslauer *Stadt*-Archiv aufbewahrt wurde.
Werner Hacke erwähnte die Liste in einem Bericht Anfang der 1950er
Jahre, wußte damals aber selbst nicht, ob sie erhalten blieb. Er
schrieb: "Für das Jahr 1619 besaßen wir ein namentliches
Bestandsverzeichnis der angesessenen und nicht angesessenen
Einwohnerschaft Schlesiens in der Landsteuerliste vom 1. Juli 1619."
Die Datenerfassung stand im Zusammenhang mit dem 30jährigen Krieg,
weshalb anzunehmen ist, daß darin tatsächlich die *ganze* damalige
Bevölkerung der Provinz Schlesien (ohne Grafschaft Glatz) enthalten ist.
Die Sache könnte demnach für die schlesische Familienforschung von
größerer Bedeutung sein. Jürgen und ich würden daher gerne wissen:
1.) Kennt jemand dieses Material und enthält es wirklich beispielsweise
auch Oberschlesien?
2.) Fährt jemand die nächste Zeit in das Staatsarchiv Breslau und könnte
sich nach diesem Material näher erkundigen?
Es geht nur darum, den Umfang abzuschätzen. Handelt es sich nur um ein
Fürstentum oder ist es viel mehr? Womöglich enthält das Findbuch darüber
genauere Angaben zum Inhalt. Das sollte man in sehr kurzer Zeit
feststellen können.
Jürgen erhielt die Angabe:
Enthalten ist die Landsteuerliste in Akta miasta Wroclawia,
sygn. 383 (nr mikrofilmu T. 80113).
Der Text von Hacke nochmals vollständig:
"Für das Jahr 1619 besaßen wir ein namentliches Bestandsverzeichnis der
angesessenen und nicht angesessenen Einwohnerschaft Schlesiens in der
Landsteuerliste vom 1. Juli 1619 (Stadtarchiv Breslau Hs. B 50-2).
Herrschafts- und Ortschaftsweise ist die damalige Landessteuererhebung
verzeichnet. Unterschieden wird dabei nach Gut, Pfandschillings- oder
Leibgedingsgut, Mitgut, Mündlingsgut; nach Pfarrer, Kirchenschreiber,
unbesessenen Amtsleuten, Amtsschreiber; nach Vorwerksleuten, Bauern,
Lehnsleuten, Erbscholzen, Kretschmern, Freibauern, gemeinen Erbbauern,
besetzten Bauern, Mit-Bauern, Pfand-Bauern; ferner nach Erbdresch- oder
Feldgärtnern (Scheffeldrescher), Freigärtnern, gemeinen Gärtnern
(besetzte Gärtner), Auen- (Anger-) Häuslern, gemeinen Häuslern, und
innerhalb der letztgenannten Gruppen wieder nach solchen, die der
Herrschaft, der Kirche oder einem Vorwerk oder Erbscholzen oder einem
Freien zuständig waren. Weiterhin unterschied man noch Dorfhandwerker,
Erbmüller, Mitmüller und Mitbäcker, Hof- und Pachtleute, Schäffer,
Pfeiffer, Fiedler."
Mit freundlichem Gruß
Klaus Liwowsky