Scharwerksaufhebung im Amte Schaaken (Samland)

Liebe Leser,
wir hatten vor kurzem hier erörtert, wie sich die Verhältnisse der Bauern in
Ostpreussen nach der Landreform änderten. Als ein Beispiel für solche
Vorgänge gebe ich hier eine Aktenabschrift zur Kenntnis, aus der man etwas
konkreter die Bedingungen und Umstände der "Bauernbefreiung" nachvollziehen kann
(buchstabengetreue Abschrift nach dem handschriftlichen Original):

Der Krieges und Domainen Rath Graf Dohna der 1ste berichtet

alleruntethänigst über die Dienstaufhebung im Amte Schaaken.

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster König und
Herr!

Nachdem die Aufhebung der Dienste im Ostpreußischen Domainen-Amte Schaaken
bewirkt worden ist, ermangele ich nicht, den vorschriftsmäßigen comissarischen
Bericht über diesen Gegenstand ehrerbietigst zu erstatten.

Bei dem drei Meilen von Koenigsberg in einer fruchtbaren Gegend belegenen
Amte Schaaken befinden sich 60 Schaarwerkspflichtige Bauern, welche bisher 2400
Gespanntage und 1200 Handdienste beim Amtsvorwerke geleistet, und außerdem
jeder Wirth 2 Koenigsbergsche Getreidefuhren und die veranschlagten
Brennholzfuhren verrichtet haben. Diese Dienste werden mit Ausnahme der zur
Amtswirthschaft ferner nötigen Getreide- und Brennholz-Fuhren ganz aufgegeben.

Die dienstpflichtigen Einsaaßen besizzen fruchtbaren und größtentheils gut
angebaute Ländereien, und befinden sich in wohlhabendem Zustande. Mit Rücksicht
hierauf, und nach Maßgabe des Werths, welchen die Dienste für die Einsaaßen
haben, ist das zu entrichtende Schaarwerksbefreiungs-Geld mit 30 groschen
preuß. bis 50 gr.pr. pro Gespanntag und 15 bis 25 gr. auch 45 gr. Preuß. pro
Handtag in Anrechnung gebracht, und beträgt in Summa 1285 rthr 23 gr.

Der vierte Theil dieses Schaarwerksbefreiungs-Geldes wird in Roggen gegen
Berechnung von 60 groschen pro Scheffel entrichtet, wodurch eine jährliche
Getreidelieferung von 443 Scheffel 8 Mezzen (?) Roggen von Trinitatis 1806 ab,
zum Krieges-Magazin behufs der Brodverpflegung des Militairs entsteht.

Die Schaarwerks-Einsaaßen haben sich, mit Ausnahme der 8 Bauern des Dorfes
Neuendorf, gerichtlich dahin erklärt, die Schaarwerks-Aufhebung von Trinitatis
1806 ab, eingehen zu wollen. Für die erwähnte 8 dissentirende Bauern wird der
Beamte bis zu ihren Beitritt die Dienstbefreiungs-Abgabe entrichten.

Die principienmäßige Entschädigung beträgt zu Folge des nach den neuen
Grundsäzzen gefertigten Anschlags 950 rtlr 71 gr. 15 s. daher durch diese
Dienstaufhebung von Trinitatis 1806 ab ein Plus von 334 rtlr 41 gr. 3s. zur
Schaarwerks-Aufhebungs-Casse fließt.

Erw. Königliche Mäjestät haben allergnädigst geruht den
General-Pacht-Contract des Beamten zu Schaaken auf die 6 Pachtjahren de 1804 bis 1810
allerhöchstselbst unterm 4.ten August r. Jahr zu vollziehen. In selbigem ist dem
Amts-Rath Leo die in allen ähnlichen Fällen gewöhnliche Versicherung erteilt worden,
daß ihm nach der bewirkten Schaarwerksaufhebung eine 12jährige Prolongation
seiner 6jährigen Pacht bewilligt werden sollte.

Bei diesen Umständen bitte ich allerunterthänigst die für Erw. Königliche
Majestät Interesse vortheilhafte SchaarwerksAufhebung zu genehmigen, und dem
Beamten zu Schaaken eine zwölfjährige Prolongation seines jezzigen
General-Pacht-Contracts von Trinitatis 1810 bis dahin 1822 allergnädigst zu bewilligen.

Erw. Königliche Majestät
allerunterthänigster Dohna
Berlin d.5ten Mai 1805 <<

Signatur im Staatsarchiv Berlin:
GStAPK, II.HA, Abt.7 Ostpreußen III, Nr. 5233

Bei Interesse stelle ich gern weitere Dokumente in die Liste bzw./oder
übermittele die Datensätze auch bilateral.

Grüße aus Berlin

Viktor Haupt

Demnach war ein Reichstaler = 90 Groschen
1 Groschen = 18 Pfennig