Scharpzow

Hallo,
ich hatte meine Suche in Mecklenburg schon aufgegeben, da hat mich ein
Heiratseintrag aus dem Kirchenbuch Zarnekow 1804 wieder auf Mecklenburg
verwiesen. Zarnekow war zu diesem Zeitpunkt schwedisch.

Danach war der Vater des Br�utigams ein

Carl Friedrich G�rs (G�rtz), der P�chter auf dem Mecklenburgischen
Dominialgut Scharpzow gewesen war.

Das muss vermutlich vor 1770 gewesen sein. Scharpzow war ein Stavenhagener
Gut und liegt fast exakt zwischen Stavenhagen und Malchin. Auf meine Frage
in Stavenhagen nach der Kirchenzugeh�rigkeit von Scharpzow wurde auf Malchin
verwiesen. Nachdem ich aber in den Schubertschen Trauregistern gesucht habe,
fand ich, dass Scharpzow jedenfalls bis 1800 immer Stavenhagen zugeordnet
war. Wei� jemand, ob Scharpzow vor 1800 nun zur Kirche Malchin oder
Stavenhagen geh�rte?

Das Gut scheint, wenn man sich das heutige Gutshaus ansieht, nicht
unbedeutend gewesen zu sein, abgesehen davon, dass sich dort um 1850 Fontane
mit Reuter traf. Auch wurde um 1785 dort ein v. Maltzan geboren. Heute sieht
es ziemlich verfallen aus. Ich w�rde gerne mehr zur Geschichte und den
Besitzern bzw. P�chtern dieses Gutes erfahren. Wohin k�nnte man sich wenden?

Es ist eine kuriose Geschichte, die mich jetzt wieder nach Mecklenburg
f�hrt. Der o.g. Carl Friedrich G�rs reiste, f�r die damalige Zeit v�llig
ungew�hnlich, in der Gegend Preu�isch-, Schwedisch-Vorpommern und
Mecklenburg herum. Er wurde um 1715 in G�tzkow (Vargatz) in Schwedisch-VP
geboren, zog dort weg nach unbekannt, tauchte dann in Scharpzow in
Mecklenburg auf, war dann vermutlich in Letzin in Preu�isch-VP und dann in
Steinfurth in Schwedisch-VP, wo er jedoch nicht starb! Ich habe solche
"Wanderungen" in dieser Zeit quer durch die damaligen "Staaten" noch nie bei
meinen Vorfahren gehabt. Ausserdem war er "P�chter". Das kann doch kein
gew�hnlicher Bauer o.�. damals gewesen sein, denn die durften doch nicht
ohne Erlaubnis einfach die Wohnorte wechseln.

Beste Gr��e
Bernd G�rtz

Hallo Bernd,

nach ENDLER/ALBRECHT war Scharpzow nach Stavenhagen eingepfarrt;
Kirchenbuch�berlieferungen (nach Pfarrhausbrand) ab 1726, die �lteren
KirchenBB - wie stets - im Landeskirchlichen Archiv Schwerin.

Ein historisch hochinteressantes Nest, dieses Scharpzow, auch und gerade als
beliebter Treff b�rgerlich Opositioneller in der 1848er Revolutionszeit
(darunter REUTER, FALLERSLEBEN, NAUWERCK) unter Carl M�LLER jun., bei dem
(sp�ter) REINHARDT seinen Alterssitz nahm. Leider gibts zur Ortsgeschichte
bisher kaum nennenswert Konkretes.

Als Gutsp�chter von Scharpzow sind mir bisher Ludwig ROGGENBAU (*um 1750),
Carl M�LLER sen. (1782-1834), Carl M�LLER jun. (1818-1878) begegnet.
Letzterer gab Anfang der 1850er Jahre die Pachtung auf. --- Zu den M�llers
vgl. DGB = Deutsches Geschlechterbuch. - Bd. 88. [Zugl.: Meckl.
Geschlechterbuch ; Bd. 3]. (1935). - S. 238. [= M�LLER 6 III g.] und
Nachkommen.

Schwarpzow liegt nicht sehr weit von der mecklenburgisch-pommerschen
Staatsgrenze entfernt. Wanderungen von Gutsp�chtern �ber gr��ere Strecken
hinweg sind nicht eben selten. Ich w�rde Deinen G�RS durchaus nicht den
unteren sozialen Schichten zuordnen; Gutsp�chter konnte damals durchaus ein
"Kapitalist" sein, der die Pachtungen lediglich zur Kapitalvermehrung
nutzte, selbst aber in einem b�rgerlichen Beruf (Jurist, B�rgermeister etc.)
in irgendeiner Stadt lebte und t�tig war und auf dem Gut einen Verwalter
wirtschaften lie�. Das k�nnte vielleicht ein Erkl�rungsansatz f�r seine
scheinbare Mobilit�t sein. Wo der Besitzer tats�chlich lebte, ist aus
G�terverzeichnissen etc. gew�hnlich nicht zu ersehen.

Jener erw. ROGGENBAU etwa entstammte einen alten Pastorengeschlecht (sein
Gro�vater war Superintendent im Strelitzschen und der wohl wichtigste
"Produzent" theologischer Nachkommen in diesem Landstrich), sein Bruder
Oberinspektor in Ivenack (seit 1761 Maltzahnscher Besitz), sp�ter
Gutsp�chter auf Grammentin in Pommern. In seinem n�heren Familienumfeld
finden sich viele Akademiker, vereinzelt Kaufleute, aber nicht ein Landwirt.

Peter

Hallo Peter,
ich bedanke mich herzlich.
Immerhin wei� ich jetzt sicher, dass ich in Stavenhagen und nicht in Malchin
in den KB suchen muss.

Ein historisch hochinteressantes Nest, dieses Scharpzow, auch und
gerade als
beliebter Treff b�rgerlich Opositioneller in der 1848er Revolutionszeit
(darunter REUTER, FALLERSLEBEN, NAUWERCK) unter Carl M�LLER jun., bei dem
(sp�ter) REINHARDT seinen Alterssitz nahm. Leider gibts zur Ortsgeschichte
bisher kaum nennenswert Konkretes.

Als Gutsp�chter von Scharpzow sind mir bisher Ludwig ROGGENBAU (*um 1750),
Carl M�LLER sen. (1782-1834), Carl M�LLER jun. (1818-1878) begegnet.
Letzterer gab Anfang der 1850er Jahre die Pachtung auf. --- Zu den M�llers
vgl. DGB = Deutsches Geschlechterbuch. - Bd. 88. [Zugl.: Meckl.
Geschlechterbuch ; Bd. 3]. (1935). - S. 238. [= M�LLER 6 III g.] und
Nachkommen.

Dann m�sste eigentlich der P�chter G�RS vor dem ROGGENBAU auf Scharpzow
gewesen sein. Er wurde n�mlich zwischen 1713 und 1719 geboren. Ich muss an
dieser Stelle einem Dokument glauben, welches ich im Berliner Staatsarchiv
ausgegraben habe. Danach besuchte der Schwedische Finanzminister Georg
Heinrich Schlitz gen. von G�rtz den Ort Vargatz, wo er einen unehelichen
Sohn zeugte und anerkannte(nat�rlich bevor er 1719 in Stockholm gek�pft
wurde). Eine Enkelin dieses unehelichen Sohns stellte n�mlich 1825
Erbschaftsanspr�che und bat das preu�ische Au�enministerium, ihr in dieser
Sache zu helfen. Es ging wohl um die 600.000 Taler, die der Schwedische
K�nig Gustav III 1776 den Nachkommen des Gek�pften als "Wiedergutmachung"
zur Verf�gung stellte. In diesem Brief wird auch Scharpzow erw�hnt und da
ich nun in der Tat im KB Zarnekow bei der Eheschlie�ung seines Sohnes bei
der Berufsangabe des Vaters "gewesener P�chter in Scharpzow" fandt, ist das
Erbschreiben ernst zu nehmen.

Schwarpzow liegt nicht sehr weit von der mecklenburgisch-pommerschen
Staatsgrenze entfernt. Wanderungen von Gutsp�chtern �ber gr��ere Strecken
hinweg sind nicht eben selten. Ich w�rde Deinen G�RS durchaus nicht den
unteren sozialen Schichten zuordnen; Gutsp�chter konnte damals
durchaus ein
"Kapitalist" sein, der die Pachtungen lediglich zur Kapitalvermehrung
nutzte, selbst aber in einem b�rgerlichen Beruf (Jurist,
B�rgermeister etc.)
in irgendeiner Stadt lebte und t�tig war und auf dem Gut einen Verwalter
wirtschaften lie�. Das k�nnte vielleicht ein Erkl�rungsansatz f�r seine
scheinbare Mobilit�t sein. Wo der Besitzer tats�chlich lebte, ist aus
G�terverzeichnissen etc. gew�hnlich nicht zu ersehen.

Schapzow liegt nur wenige km vom pommerschen Kummerow entfernt. Zu diesem
Kirchspiel geh�rt auch Sommersdorf und in einem Ort Sommersdorf wurde mein
Vorfahr Friedrich G�rtz geboren. Er steht jedoch in keinem Kirchenbuch von
Sommersdorf, weder in dem bei Kummerow, noch bei Viellist oder Penkun. Das
brachte mich auf die Idee, ob das etwas mit den "Staaten" zu tun haben
k�nnte. Wurde z.B. bei einer Durchreise in einem preu�ischen Ort Sommersdorf
den mecklenburgischen Eltern ein Kind geboren, dann war das Kind sicherlich
ein mecklenburgischer Staatsb�rger. Der Pastor in Sommersdorf konnte es zwar
taufen, aber durfte er es in sein Kirchenbuch eintragen? Da geh�rten doch
nur "Preu�en" rein. Oder war auch damals die Eintragung staatsunabh�ngig?
Hat er vielleicht den Eltern eine "Zettel" mitgegeben, damit der
Heimatpfarrer in Mecklenburg dann den Eintrag vornehmen konnte?

Oder: Sommersdorf geh�rte den Maltzan. Hing der fehlende Taufeintrag
vielleicht damit zusammen, dass der Maltzan Leute z.B. zur Arbeit aus
Scharpzow oder Ivenack nach Sommersdorf geschickt hatte? KB-Eintrag w�re
dann in Ivenack oder Stavenhagen zu suchen.

Ich werde dort mal in die KB sehen. Vielleicht finde ich was.

Nochmals vielen Dank

Bernd

Hallo Bernd,

<< Ich habe solche "Wanderungen" in dieser Zeit quer durch die damaligen "Staaten" noch nie bei meinen Vorfahren gehabt. Ausserdem
war er "Pächter". Das kann doch kein gewöhnlicher Bauer o.ä. damals gewesen sein, denn die durften doch nicht ohne Erlaubnis einfach
die Wohnorte wechseln. >>

auch meine VOGELSANG und Angeheiratete in Meck-Schwerin waren im 18. und 19. Jh. des öfteren als Pächter oder Verwalter mal hier,
mal da auf einem Gut - und auch dort jeweils ansässig, wie die unterschiedlichen Geburtsorte der Kinder ausweisen.

Viele Grüße,

Jürgen