Reisedauer Masuren nach Ruhrgebiet

Hallo zusammen,

könnt Ihr mir folgende Fragen beantworten?

a. Wie ist man um 1900 aus den Masuren in das Ruhrgebiet gereist?
b. Wie lange hatte diese Reise gedauert?
c. Benötigte man für diese „Auswanderung“ eine Genehmigung?

Danke und viele Grüße aus Velbert,

Denis (Landmann)

Hallo Denis,

um 1900 gab es schon seit ca. 1870 die durchgehende Eisenbahn von Ostpreußen nach Berlin und von dort in`s Ruhrgebiet. Mit der Bahn ist man wohl in den allermeisten Fällen auch gereist. Je nachdem, wo man wohnte, ist man bis zum nächsten Bahnhof einer Kleinbahn zu Fuß gelaufen, vielleicht mit einem Bollerwagen, oder auch mit einem Pferdewagen gebracht worden. Wenn man auf der HAuptstrecke, Ostbahn genannt ( Berlin - Königsberg), war, ging es schneller. Ein durchgehender Zug schaffte die Strecke ca. in 8 - 10 Stunden, etwa von Allenstein. Wenn wir dann noch das Umsteigen in Berlin mit einrechnen und bis Essen etwa 550 km schätzen, macht das nochmal 7 - 8 Stunden. Alles in allem kommt man so auf mindestens 16 Stunden Reisedauer ohne Verspätung.

Das ist alles nur geschätzt. Ich habe mal genau recherchiert, wie lange lt. Kursbuch 1938/39 eine Fahrt von MEmel bis BAsel gedauert hat. Mit einer Stunde ZEitverlust waren das erinnert 25 Stunden für ca.1700 km. Aber das ist ja 40 Jahre später und die Bahn war schon etwas flotter unterwegs als 1900.

Da die Auswanderung eine Binnenwanderung war, wird außer der Abmeldung auf dem Gemeindebüro und dem Arbeitgeber keine weitere Formalität zu beachten gewesen sein. Es war ja nicht nur ein Staat, sondern sogar ein Bundesstaat (Preußen), in dem man sich innerhalb der 1100 km langen Reise bewegte.
Gruß
Dietrich Klein

So ist es, wie es Dietrich beschreibt. Und deshalb war es auch keine Auswanderung. Von 'Auswanderung' spricht man, wenn man dauerhaft in einen anderen Staat verzieht, um sich dort niederzulassen.

Die Binnenwanderer ins Ruhrgebiet kamen auch nicht "aus den Masuren", denn die Landschaft hie� und hei�t Masuren und nicht "die Masuren". Sagt man "die Masuren", meint man die Bewohner dieses Teils Ostpreu�ens. Kommt jemand aus M�nchen, sagt man ja auch nicht, er oder sie k�me "aus den Bayern" (Parallelfall).

Gru� Rolf-Peter

Hallo Dietrich,

ich danke Dir für die Aufklärung.

Viele Grüße und einen guten Wochenstart,
Denis

Hallo,

alle Antworten kann ich nur bestätigen.

Auch mein Opa ist vor 1900 von Darkehmen ins Ruhrgebiet bzw. nach Leverkusen gefahren, weil dort sein älterer Bruder lebte. Da er aber erst 18 Jahre war, musste er noch einmal zurück, um seinen Wehrdienst in Ostpreußen abzuleisten. Danach erst hat er dann hier meine Großmutter getroffen und schließlich auch in Leverkusen geheiratet.
Beschäftigt war er bei dem Bahnausbesserungswerk in Opladen und konnte deshalb mit seiner Frau oder seinen Kinder auch noch bis 1936 jedes Jahr kostenlos seine Verwandten in Darkehmen bzw. Angerapp besuchen. Danach gab es nur noch schriftliche Verbindungen, die nach dem 2. Weltkrieg abbrachen. Nur mit einer Nichte blieb die Verbindung bestehen, weil sie mit ihrer Familie nach Thüringen flüchten konnte.

Viele Grüße an die Listenteilnehmer.

Christa Adams