Reise nach Schlesien, Wolfgang Leistritz

Hallo Wolfgang und Mitforscher,
der Bericht ist sehr detailliert und gut. Ich habe auch mal überlegt,
so etwas zu schreiben, da ich eigentlich jedes Jahr dort bin. Man bringt dann
wohl dem einen oder anderen Mitforscher die Gegend etwas näher. Für mich
selbst wären das wie dieses Jahr auch die Kreise Hirschberg (Bärndorf und Fischbach),
Jauer (Kolbnitz und Peterwitz) sowie Landeshut (Merzdorf).

Bei Deinen Berichten (auch schon früher) sind aber immer wieder Passagen,
die mir persönlich einfach die "Haut schwellen" lassen, daher auch diese Mail.
Fühle Dich nicht persönlich angegrifffen, aber mich stört eben so einiges bei
vielen Deiner Berichte.

Wie kann man schreiben:

-Es ist einfach so, daß man es den Leuten
-ansieht, daß es Landsleute sind, ohne ein Wort gehört zu haben. Noch ist es
-so, daß man die Völker unterscheiden kann. Nachfolgenden Generationen wird
-das mal nicht mehr möglich sein, da die ?Eine-Welt-Ideologen? sich dann wohl
-endgültig durchgesetzt haben.

Was für ein Schwachsinn !!!!!!!!!!!!!!! Woran sieht man das ???

-Der gebürtige Schlesier wird diese Gedanken, so lange er lebt, nicht los.

Einverstanden, meine Mutter denkt genauso, ebenso meine Tanten. (Jahrgänge 1922-29
in bester Gesundheit)
Aber sie wissen genau, was vorher war. Das haben wir schon oft besprochen, in
der Regel fährt auch meine Mutter und meine Tanten mit nach Polen.

-Weil einer der größten Mörder der Weltgeschichte, Stalin (der größte war ja,
-wie wir heute wissen, der von den 68ern so verehrte Mao-Tse-Tung), gerne
-Grenzen hin und herschob, verloren Millionen Menschen ganz unnötigerweise

Ebenso einverstanden, aber letztendlich, und das kam noch nie in Deinen
Berichten vor, hat Deutschland das Land Polen überfallen.

Ich habe mich immer geziert, diesen Brief zu veröffentlichen. Aber ich denke,
es ist Zeit dafür, ich wurde auch von anderen Forschern dazu ermutig:

-Da sie interesiert sind an Geschichte und warscheinlich niemand persoehnlich kennen der die -nazi zeit mit erlebt hat will ich ihnen kurz meine lebenslauf schreiben.
-Ich bin in essen deutschland geboren,meine eltern haben mich und meine schwester die 12jahre -aelter war nach der kristalnacht nach holland geschickt ich war grade 8jahre alt geworden ich -wurde in holland in kinderheime aufgenommen nachher in einer holl.juedische familie,und als -meine schwester heiratete mit einem mann aus berlin der auch nach holland gefluechtet war -weil sein Vater juedisch war,habe ich bei ihr gewohnt.
-Meine Eltern blieben in essen,bis 1942 mein Vater war frontkaempfer im ersten krieg und -hofften verschont zu bleiben sie kamen beide nach theresienstadt .
-Bei uns in holl.began der krieg in 1940 und bald danach begannen die transporte .In 1943 -kamen wir nach westerbork ein holl.lager ..da mein vater frontkaempfer war und ich noch so -jung war,durfte ich auch nach theresienstadt doch dieser transport ging nach bergen-belsen wo -ich einige monate war( ueber einzelheiten moechte ich nicht schreiben) ich kam aber auch -danach nach ther.
-wo ich meine eltern traf und sie nicht erkannte auch konnte ich fast kein deutsch mehr -sprechen....mein vater kam zwei wochen vor meiner mutter und mir nach auschwitz er war -53jahre alt wurde noch am gleichen tag ermordet meine mutter war 5ojahre alt dass gleiche -geschah mit ihr.....meine freundin annie die in alle lager mit mir zusammen war,auch mit -ihren eltern geschah dass gleiche.....annie und ich wurden durch ein zufall in auschwitz in -einer anderen richtung geschickt wo wir durch ein ganz grosses glueck nach ein paar wochen -weg kamen um in merzdorf zu arbeiten...wir waren dort die beiden juengsten.Ich moechte keine -einzelheiten erzahlen,sie haben dass warscheinlich alles gelesen.....
-Meine Schwester 26jahre alt ist noch am gleichen tag als sie in auschwitz ankam ermordet und -mein schwager 27jahre alt ist zur zwangsarbeit nach Janina oder Fuerstengrube verschickt ist -dort gestorben warscheinlich marz 1944,sie waren nur ein Jahr verheiratet,mein schwager hatte -jura studiert und konnte warscheinlich die schwere arbeit und alles was dazu kam nicht -ueberstehen.
-Ueber merzdorf selbst weiss ich nichts wir haben ausser der fabriek und den appelplatz haben -wir nichts gesehen wir waren nach der arbeit immer eingeschlossen bis am 9.5.1945 als -niemand kam um uns raus zu lassen haben ein paar frauen die turen eingeschlagen und drausen -haben wir durch russische soldaten erfahren dass der krieg vorbei ist.
-Dass traurigste war als wir nach 4wochen hier in holland ankamen und niemanden fanden,ich war -sicher meine schwester und schwager zu finden oder irgend jemanden von meinen -schulfreunden....
-Durch jadvashem und roten kreuz habe ich alle daten bekommen die ich wissen wollte..
-Dass war in kuerze meine lebensgeschichte....falls sie was ueber merdorf schreiben wollten -macht es mir nichts aus wenn sie meinen namen erwaehnen wollen.
-Ich kann ihnen auch ein buch emphaelen.....es heisst.
-Deutschland ohne Juden..........von bernd engelman..franz schneekluth verlag.
-Noch einige tage und ein neues jahr begint,wir koennen nur hoffen dass es endlich mal ein -gutes jahr wird aber es sieht nicht danach aus.....so viel leid auf der -welt,hunger,hass...ueberal krieg.
-Ich bin trotz allem nicht verbitterd.
-I count my blessings...(.ich kann dass nicht genau uebersetzen.)

Diese Mail bekam ich von einer Zwangsarbeiterin, die heute in Holland lebt. Ebenso ihre
Freundin aus Südamerika. Sie gab mir vor langer Zeit schon die Erlaubnis, diesen Brief zu
veröffentlichen. Ich habe es bisher nicht gemacht, warum ???

Wenn man aber als Kriegsnachgeborener immer wieder diese Sätze liest, die Russen
haben das gemacht, die Polen das etc., ja was dann.

Es liegt mir auch nicht fern, diese ganzen Nachkriegsverbrechen zu leugnen, aber man
sollte doch beide Seiten hören ?

Es wird jetzt wieder eine Diskussion darüber geben, aber ich möchte die Berichte
von Wolfgang Leistritz nicht schmälern, aus seiner Sicht hat er wohl recht, aber andere
haben auch recht.

Zitat: Die Gedanken sind frei

Peter

Hallo Peter,

zwar habe ich erst gezögert, Deine Nachricht zu beantworten. Mein Prinzip,
auf reine Beschimpfungen, nicht zu reagieren, möchte ich hier mal verletzen,
da der "Schwachsinn" offenbar nur ein Ausrutscher war. Ich versuche, bei
Behauptungen oder Wertungen, die ich nicht teile, mit Argumenten
dagegenzuhalten und nicht mit Verunglimpfungen. Hätte ich nicht reagiert,
könnte man auch annehmen, ich kneife.

Weshalb ist es verwerflich (Schwachsinn), im Ausland, unter mehreren
Reisegruppen, durch Beobachtung, ohne die Sprache zu hören, herauszufinden,
ob Landsleute dabei sind? Ich erlaube mir sogar, wenn ich irgendwo in
Deutschland Leute reden höre, herauszufinden, ob es Bayern, Hamburger,
Sachsen oder Hessen sind. Manchmal, was immer seltener vorkommt, ist auch
ein Schlesier oder Ostpreuße darunter. Dann spreche ich den Betreffenden an,
um sicher zu sein, daß ich richtig gehört habe.

Die Statistik, nicht ich, sagt eindeutig aus, daß die Deutschen in wenigen
Jahrzehnten im eigenen Land in der Minderheit sein werden. Viele wird das
freuen, mich nicht! Vor allem ist erschreckend, daß den Deutschen das
Rückgrat schon so gebrochen wurde, daß sie diese schreckliche
Zukunftsaussage ohne große Aufregung, fatalistisch als gottgegeben
hinnehmen. Ein Volk gibt sich auf! Daß man heute in Deutschland
"Bevölkerung" und nicht mehr "Volk" sagt, ist auch ein Indiz dafür. Vom
"Palästinensischen Volk" schreiben unsere Medien aber mit Konsequenz.
Jetzt ist es mir so, wie Ihnen ergangen. Ich bin etwas von Thema abgekommen.

Ihren Lebensbericht habe ich mit Respekt und Bedauern gelesen. Schlimm, was
Menschen angetan wurde. Auch finde ich, daß Lebensberichte sehr wohl etwas
in der Liste zu suchen haben. Jedenfalls habe ich an den Lebensläufen mehr
Interesse, als an den reinen Daten. Da Sie den Bericht aber in eine Antwort
auf meinen Reisebericht eingefügt haben, hoffe ich nicht, daß Sie, um mit
Martin Walser zu reden, die Auschwitz-Keule hervorgeholt haben, um keinerlei
Bericht zu Krieg und Vertreibung zuzulassen, in dem nicht,
gebetsmühlenartig, in einer Art Glaubensbekenntnis zu erklären ist, daß
Deutschland den Krieg angefangen und daher Deutsche keinerlei Recht haben,
von Verbrechen gegen sie zu berichten. .

Was das offizielle Deutschland und die dem politisch-korrekten Moloch
verpflichteten Medien heute vorführen, sollte doch auch Ihnen genug sein,
vielleicht sogar übergenug!?
Weshalb wünschen Sie diese Glaubensbekenntnisse auch noch in jeden privaten
Reisebericht hinein?

Ich, Wolfgang Leistritz, geboren am 12.November 1938 in Wüstewaltersdorf
Kreis Waldenburg, trage keinerlei persönliche Schuld am 2. Weltkrieg seinen
Folgen und Begleiterscheinung. Ich fühle mich als Opfer, denn man hat mir
die Heimat weggenommen und meinen Eltern das gesamte Hab und Gut. Meine
Mutter wurde von den russischen Befreiern vergewaltigt. Dabei hatten wir
noch Glück. Die schlesischen Landsleute, die wesentlich vor dem Mai 1945
"befreit" wurden, hatten Schlimmeres zu erleiden. Tagelange
Massenvergewaltigungen in Scheunen an zusammengetriebenen Frauen und
Mädchen. Von zwei mir bekannten Landsleuten von dort wurden die Großeltern
von polnischen Fremdarbeitern erschlagen.

Zu anderen, leider mit verbalen Beschimpfungen gespickten,
Meinungsäußerungen nur so viel:
Es ist bedauerlich, daß Intoleranz und fanatische Überprüfung jeder Meinung
auf Politische Korrektheit, solche Beschimpfungen hervorbringt. Es hagelt
Empörung wegen meiner, nicht mit dem deutschen Mediengleichgesang
übereinstimmenden Sicht.
Eine pluralistische Gesellschaft hatte ich mir, in finstersten DDR-Zeiten,
immer ganz anders vorgestellt.

Grüße aus Leipzig
Wolfgang Leistritz * 1938 im Eulengebirge

�-------- Original-Nachricht --------
�Datum: Sat, 3 Jun 2006 21:21:56 +0200
�Von: Wolfgang Leistritz <leistritz.leipzig@t-online.de>
�An: \'Niederschlesien-L\' <niederschlesien-l@genealogy.net>
�Betreff: Re: [NSL] Reise nach Schlesien, Wolfgang Leistritz, Antwort an Peter Fuetterer (Achtung - reine Schmetterlingsammler bitte wegklicken)
�&#xA> Hallo Peter,

zwar habe ich erst gez�gert, Deine Nachricht zu beantworten. Mein
Prinzip,

Ein frohes Pfingsfest,hallo Wolfgang Leistritz,
nach dem ich Deine Schlesienberichte gelesen hatte,war mir schon klar welche Reaktionen dies in der Liste hervorrufen w�rde.
Auch ich hatte vor langer Zeit wegen der Gr�bern auf jetzt polnischen
Freidh�fen,mir recht ungew�hnliche Unterstellungen anh�ren(lesen)m�ssen.
Auch ich wehre mich vehement dagegen,dass man mir revangschistisches
Gedankengut unterstellt,nur weil ich mich pers�nlich nicht f�r etwas verantwortlich f�hle,dass ich nicht angezettelt habe und nicht in den Chor der allgemeinen Presse mich einstimme.
Ich pers�nlich habe als 5 J�hriger die Befreiung mit erleben m�ssen.
Hinzu kam noch,dass meine Familie bis zum Herbst 1946 warten musste,da mein Vater im E-Werk noch gebraucht wurde.(heute w�rde man von einer traumatischen Kindheit reden)
Es ist leider oder zum Gl�ck so,dass man im Au�land Deutsche (ohne Sprache geh�rt zu haben)wohl erkennt.Es sein denn Leute die mit Scheuklappen durch die Welt gehen und vor lauter Wald nicht mehr den einzelnen Baum erkennen.
Es ist leider so,dass kein Volk der Welt,so an Selbstzerfleischung leidet wie sie uns seit 1945 beigebracht wurde.Da hat die Frankfurter Schule und dessen Nachfolger ganze Arbeit geleistet.
�brigens freut es mich schon auf die regen Antworten-oder sollte ich mich gleich bei der LISTE abmelden!?

Dir,Wolfgang noch pers�nlich ein frohes Pfingstfest und lass Dich nicht unterkriegen,von einem der fast vor Deiner Haust�r wohnt!