Hallo Liste, hallo Kämpfhähne
wenn das Ganze nicht so traurig wäre könnte man sich herzlich darüber
amüsieren. Ähnlich wie zwei Schlammcatcher, die schon seit Stunden
versuchen zu gewinnen, jedoch inzwischen weder wissen wie das gehen
soll, noch was da tatsächlich gewonnen werden kann.
Ich kann mich an eine Kindheit erinnern, die voll war von
großelterlichen Erzählungen, von Erlebnissen aus einer Zeit, die oft
lieber verschwiegen wird. Nahezu triefend von Vorurteilen, von Urteilen
über Menschen und Völker die ich zu der Zeit nicht einordnen konnte.
Trotzdem waren meine Großeltern keine schlechten Menschen. Heute weiß
ich aus eigener Erfahrung, dass es nur ein Land gibt, in dem Deutsche
nahezu uneingeschränkt willkommen sind (allerdings aus einem Grund, der
den Meisten wieder nicht so schmeckt). Trotz der vielen Vorurteile gegen
Deutsche, versuche ich die Fehler meiner Großelterngeneration nicht zu
machen. Auch muss ich mir nicht jede Jacke der geschichtlichen
Verantwortung anziehen oder anziehen lassen, die in meinem Schrank
hängt.
Das was mir in letzter Zeit aus der Liste entgegenspringt ist die pure
Intoleranz (die übrigens für Tod und Verderben in Deutschland und der
Welt zuständig ist und nicht das Schweigen). Eine Intoleranz, gepaart
mit Arroganz und Respektlosigkeit, die an Widerwärtigkeit kaum zu
übertreffen ist. Da schwingen sich Menschen zu Experten auf und wollen
ob ihres Wissens, Anderen den Mund verbieten, sich selbst zum
Regelaufsteller machen. Ohne richtig zuzuhören (zu lesen), ohne Respekt
für Meinungen, Gefühle oder Gedanken Anderer.
In diesem Augenblick meine ich, geht der Grundgedanke einer solchen
Liste, sich gegenseitig zu helfen, sich Erfahrungen zu vermitteln, Daten
und Fakten auszutauschen, vollkommen verloren!
Auch wenn es Menschen gibt, die der Meinung sind, dass "der Pole" nicht
verantwortungsvoll mit deutschem "Kulturgut", sei es ein Grabstein, ein
Kirchenbuch oder ein Aussichtsturm, umgehen kann, weil es nicht in seine
Geschichte passt. Ist es müßig darüber zu diskutieren. Es ist eine
Situation, die wir nur unwesentlich ändern werden. Klar kann man es
versuchen, mit viel Respekt, unaufdringlich, anbietend, nicht
fordernd...
Aber die Meinung an sich, kann man niemandem verbieten auch wenn man es
gern möchte. Respekt und Toleranz!
Sicher erinnere ich mich an meine weinende Großmutter, die 1972 in
"ihrem" Vorgarten in Altöls stand und den schon damals 27 Jahre
zurückliegenden Verlust ihres Kräutergartens und der Blumenbeete
beklagte. Sie fand nur noch festgetretenen Boden vor, hätte sie versucht
umzugraben und der neuen Bewohnerin gezeigt, wie das aussehen könnte,
hätte sie sicher die Frage gestellt bekommen, wo denn jetzt die Enten
und Hühner hin sollten. Wenn dann ein Urteil über Qualität der
Fähigkeiten der Hausherrin, ja des ganzen Volkes gefällt werden, sind
wir wieder bei der angesprochenen Intoleranz.
Wäre es nicht besser positiver mit den Beiträgen aus der Liste
umzugehen? Ist sich jeder, der einen mehr oder weniger schlauen Beitrag
zu der Ursprungsmail verfasst hat, sicher, dass er alles richtig
verstanden hat und dass er nichts aus der Mail lernen kann? Hat auch nur
irgendwer zum Inhalt eine Frage gestellt?
Bevor ich in Belehrungen, Beschimpfungen und Beleidigungen verfalle
sollten doch erst einmal Fragen gestellt werden. Denn, nur wer fragt,
nimmt am Gespräch teil 
!!!
Ich wünsche mir von allen künftigen Kritikern einzelner Beiträge eine
deutlichere Toleranz gegenüber Menschen. Je schneller Urteile gefällt
werden, desto schneller werden Verurteilungen vorgenommen, die auch
heftigst falsch sein können.
Schöne Pfingsten
Oliver Bensch
95444 Bayreuth
bensch.oliver@t-online.de