Re: ENTORFF, ENTORPE, ENDORPE aus Endorf/Sundern

Guten Tag,

wo ich jetzt schon mal hier bin, wollte ich auch endlich auf die Mails zum Thema "Entorf" eingehen.

Man muss sich bewusst machen, dass es in Westfalen mehrere Orte des Namens gibt, die sprachgeschichtlich zumindest vordergründig identisch sind: Entrup bei Lemgo (Kr. Lippe), Entrup bei Nieheim (Kr. Soest, Entrup bei Altenberge (Kr. Steinfurt) und Endorf bei Sundern (Hochsauerlandkreis), es ließen sich weitere ergänzen (mehrere im Münsterland beispielsweise). Es ist daher auszuschließen, dass alle Familien mit einem solchen Namen einen gemeinsamen Ursprung haben. Den Ursprung der sauerländischen Namenträger Entorf wird man in Endorf vermuten müssen, nicht im Raum Lemgo oder Nieheim oder sonstwo.

In der zweibändigen Quellenedition "Die Schatzungsregister des 16. Jahrhunderts für das Herzogtum Westfalen" (als PDF hier runterladbar: <https://www.historische-kommission.lwl.org/de/publikationen/digitalisate/&gt; ist der Nachname Endorp, Entorp u.ä. nur einmal nachgewiesen: Im Schatzregister des Gogerichts Rüthen von 1536 für das Kirchspiel Effeln: "Cordt von Endorp, ein reissich Knecht: nihil" (Bd. 1, S. 98). Er war also ein Kriegsknecht, der vom Schatz befreit war. Ich weiß nicht, wo ihr um 1575 geborener Vorfahr Jürgen Entorf gelebt hat, aber das könnte eine Spur sein. Der reisige Knecht wird wohl "von Endorp" genannt worden sein, weil er aus Endorf stammte. Im Schatzregister von 1565 ist der Name in Effeln allerdings schon nicht mehr nachweisbar.

Der Ortsname Endorf bei Sundern von der Ausgangsform "Endrepe" (urkundlich erwähnt 1191) zum Grundwort "-rip" (Rand, Grenze, Hang, Landstreifen) ab, nicht von "Eindorp" zum Grundwort "-dorp", "Dorf" (wie die beiden Orte bei Nieheim und Lemgo), es wurde nur später diesem verbreiteten Typus angepasst (Michael Flöer, Die Ortsnamen des Hochsauerlandkreises, Bielefeld 2013, S. 140). Allein schon aus dem Grunde würde ich den livländischen Landmeister des 13. Jahrhunderts nicht für die sauerländische Familie in Anspruch nehmen.

Grüße aus Detmold
Roland Linde

Hallo, Herr Linde,

Da ist Ihnen ein kleiner Irrtum unterlaufen, Sie schreiben: Entrup bei Nieheim (Kr. Soest), das ist falsch! Als Detmolder sollten Sie eigentlich von dem 25 km entfernten Nieheim schon gehört haben. Das Städtchen liegt im Kreis Höxter.

Gruß aus Krefeld
Franz J. Peine

Hallo, Herr Peine,

sehr aufmerksam von Ihnen! Tatsächlich meinte ich Nieheim im Kreis Höxter, im Kreis Soest gibt es gar kein Nieheim. Und wer kennt es nicht, das Städtchen mit dem Käsemarkt und dem Sackmuseum? :wink:

Inzwischen habe ich auch die andere Mail von Herrn Entorf wiedergefunden:

>>Liebe Mitforscher,

ich stecke fest. 1523 wurde in Endorf bei Sundern/Sauerland der Schulte von
ENDORPE entlassen. Nun habe ich eine Info bekommen, dass es eine direkte
Verbindung zu meinem Jürgen ENTORFF, geb. ca. 1575 und gest. 1624 in Bremke,
Extertal gibt. Diue Reihe könnte wie folgt aussehen:

Hencke Schulte von ENDORPE ca. 1448-1522
Jürgen Nentorff ca. 1499-1573
Jürgen ENTORFF ca. 1550
Jürgen ENTORFF ca 1575 bis 1624

Der Jürgen ENTORFF geb. ca. 1575 hatte 1617 einen Freibrief seiner
Großmutter von Graf Bernhardt in der Extervogteil vorgezeigt. Dies müsste
Graf Bernhardt VIII. von Lippe sein denke ich. Ich versuche gerade
rauszufinden, ob er über Lippe in die Extervogtei und ins benachbarte Bremke
gekommen ist. Nun gibt es in den lippischen Landschatzregistern einen Hanns
ENTORPP 1535/1545/1562 in Asmissen bei Bösingfeld, und einen Gottschalck
ENTORPP in Bösingfeld selbst (im gleichen Zeitraum). Für die Zeiten davor
ist leider für beide Orte nichts verzeichnet.

Gibt es andere Register oder Quellen, wo ich eine mögliche Verbindung
prüfen kann?

Danke und eine schöne, gesunde Nachweihnachtszeit
Klaus-Peter (ENTORF)<<

Soweit die Mail. Damit sind wir tatsächlich in Lippe. Im Verzeichnis der Freien im lippischen Amt Sternberg, Extervogtei, heißt es: "Jorgen Entorpff hat einen Freybrief von Graf Bernhardt saligern uf seine Großmutter haltende gezeigt." Der Graf ist sicher der 1563 verstorbene Bernhard VIII., da stimme ich zu. Die Herkunft der Großmutter sagt aber nicht unbedingt etwas über die Herkunft der Familie Entorp(f) aus. Entscheidend für den Freiheitsstatus des Jorgen Entorp war der Stand seiner Mutter bzw. deren Mutter, denn die Freiheit bzw. Unfreiheit wurde in mütterlicher Linie vererbt.

Im Salbuch des Amts Sternberg von ca. 1614 heißt es unter Göstrup, Kleine Kötter: "Jörgen Entorpf beröhmet sich der Freyheit." Von seiner Stätte lieferte er Abgaben an den Landesherrn, unter anderem 2 Gulden doppelten Landschatz. Im Landschatzregister von 1618 findet er sich allerdings nicht unter Göstrup, sondern unter der Bauerschaft Bremke, ebenfalls mit 2 Gulden doppeltem Landschatz. Das ist etwas verwirrend. Im Landschatz von 1590 gibt es im ganzen Amt Sternberg keinen "Entorf" o.ä., das Schatzregister von 1572 fehlt für das Amt. 1535/1545/1562 wird - wie in der Mail bereits erwähnt - ein Hannß Entorpp unter Asmissen mit 1 Gulden einfachem Landschatz geführt, außerdem 1545/1562 unter Bösingfeld ein Godtschalk Entorpp mit 1 1/2 Gulden einfachem Landschatz. In den ältesten lippischen Landschatzregistern von 1467 bis 1509 ist das Amt Sternberg nur unvollständig erhalten.

Auch wenn der genaue Zusammenhang (vorerst?) offenbleiben muss, ist es doch wahrscheinlich, dass Jürgen Entorpf von Hans oder Godtschalk abstammte. Göstrup, Bremke, Asmissen, Bösingfeld, das liegt alles nah beieinander. Der Name selbst verweist sicher auf eine ursprüngliche Herkunft aus dem nahegelegennen Entrup, damals Entorf, im Amt Brake bei Lemgo. Eine entfernte Herkunft aus dem Sauerland halte ich dagegen für äußerst unwahrscheinlich.

Es gäbe im Landesarchiv Detmold noch die eine oder andere Quelle, die man sich anschauen könnte, aber das ist alles noch nicht gedruckt oder online.

Gruß aus Detmold
Roland Linde