Re: [WFA] Entbindungs- oder Fürsorgeheim in Münster

Hallo,

From: " Josef Häming via Westfalen-L" <westfalen-l@genealogy.net>

    in Westfalen gab es in Paderborn und Bochum seitens der Provinz
    (spaeter Landschaftsverband) Hebammenausbildungsstaetten mit
    angeschlossenen Frauen- und Kinderkliniken.

Es ist evtl. das, was ich meinte - die Accouchierhhäuser hatten
denselben Zweck, und z.B. in Göttingen war es der "Vorfahre" der
Uni-Frauenklinik. In Paderborn und Münster hieß das offenbar nur anders?

Im Aufnahmebuch des Accouchierhauses Hannover sind die Angaben der
Mütter zum Kindsvater verzeichnet, und in meinem Fall enthielt es zwei
Informationen, die nicht im Taufbuch stehen, den Arbeitsplatz der Eltern
und den Herkunftsort des Mannes. Es ist die einzige Stelle wo beides steht.

Vielleicht haben die o.g. Institutionen, oder in welche auch immer für
die ledigen Mütter gingen, auch solche Aufnahmebücher?

@Inge: Ich bin interessiert, was bei Deinen Recherchen herauskommt -
fürs GenWiki.

Vielleicht sollten wir einen weiteren GenWiki-Artikel für diese Häuser
anlegen und gegenseitig mit dem Accouchierhaus-Artikel verlinken.

Ggf. sollte man zumindest Hinweise bei den enstprechenden
Städte-Artikeln im GenWiki eintragen! (So ist es bei den
Accouchierhäusern auch.)

Schöne Grüße,
Renate

Hallo Renate,

> Vielleicht haben die o.g. Institutionen, oder in welche auch immer für
> die ledigen Mütter gingen, auch solche Aufnahmebücher?

die Einrichtung in Paderborn ("Hebammen-Lehranstalt", heute St. Vincenz-Klinik nähe Busdorf-Kirche) hatte ein solches Aufnahmebuch. Das kann ich zumindest für 1878 sicher sagen. Das Aufnahmebuch befindet sich heute im Archiv des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (nicht im Landesarchiv!)

Viele Grüße
Jan

Hallo Renate,
nachdem die Einwohnerregister von Münster online gestellt wurden, habe ich sie nach mir bekannten Namen durchsucht und auch einige passende Einträge gefunden. In einem Eintrag zu einer mir von früher bekannten nahen Verwandten war ersichtlich, dass sie in Münster ein Kind entbunden hatte, das dann allerdings kurz danach verstorben war. Vermutlich wusste niemand in der Familie darüber Bescheid und auch im Stammbuch steht natürlich nichts, da es ja unehelich war. Mich berührte dieses Schicksal doch sehr und daher auch mein Interesse dafür, welche Probleme eine junge schwangere Frau, die in eine fremde Stadt ging oder gehen musste, kein Geld und keine Arbeit und Wohnung hatte, bewältigen musste.
Ich finde das Interesse an diesem Thema schon sehr berechtigt. Es war damals eine Zeit, in der es wohl in nahezu jeder Familie einen Fall gab, dass ein junges unverheiratetes Mädchen schwanger wurde und dessen Schicksal vielleicht bis jetzt ungeklärt blieb.
Gut, nun zu meinen bisherigen Forschungsergebnissen im Netz in Bezug auf Münster und zwar lediglich vor 1900, da es für mich eigentlich nur interessant war. Offensichtlich gab es in Münster vor der Jahrhundertwende keinerlei staatliche oder städtischen Entbindungsheime oder Ausbildungsstätten, wohl aber private Hilfestellungen durch kath. oder evang. Vereine. Später gab es dann auch andere Einrichtungen.
Dazu hier ein Ausschnitt aus der Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des SkF Münster in 2002:

"Da Münster kein Entbindungsheim für uneheliche Kinder hatte und sich dies aber als
ein dringendes Erfordernis zeigte, wurde die Errichtung eines Entbindungsheims
beschlossen, aber es dauerte einige Zeit bis endlich ein Haus gefunden werden konnte.
Denn in vielen Teilen der Stadt wandten sich Einwohner und sogar Pfarrgeistliche gegen
den Zuzug einer solchen „Nachbarschaft“. Schließlich wurden nach langer vergeblicher
Suche in der Aegidiistraße mehrere Zimmer in einem Haus gemietet. Am 1.10.1904
wurde das Entbindungsheim, dessen Leitung eine Hebamme übernommen hatte, unter
dem Namen Monikastift eröffnet. 1925 wurde es geschlossen, da die Universitätsklinik
nun auch uneheliche Mütter aufnahm. Fürsorgerinnen übernahmen aber weiter die
Betreuung der unehelichen Mütter und ihrer Säuglinge."

Wer es nachlesen möchte hier der Link: Der Verband | SKF Münster

Außerdem für Interessierte noch eine Dissertation von Frau Susanne Brockfeld, in der die Situation in Münster ebenfalls gut dargestellt ist.
Von der Fürsorge zur Arbeitsmarktpolitik,Entwicklung und Organisation der Arbeitsvermittlung in Dienstleistungsstädten,vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg,Studien zu Münster und Wiesbaden <Von der Fürsorge zur Arbeitsmarktpolitik,Entwicklung und Organisation der Arbeitsvermittlung in Dienstleistungsstädten,vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg,Studien zu Münster und Wiesbaden>

Ob es in diesen Einrichtungen Aufnahmebücher gab, konnte ich so leider nicht herausfinden. Zu wünschen wäre es.

Liebe Grüße vom Niederrhein
Inge