Hallo Renate,
nachdem die Einwohnerregister von Münster online gestellt wurden, habe ich sie nach mir bekannten Namen durchsucht und auch einige passende Einträge gefunden. In einem Eintrag zu einer mir von früher bekannten nahen Verwandten war ersichtlich, dass sie in Münster ein Kind entbunden hatte, das dann allerdings kurz danach verstorben war. Vermutlich wusste niemand in der Familie darüber Bescheid und auch im Stammbuch steht natürlich nichts, da es ja unehelich war. Mich berührte dieses Schicksal doch sehr und daher auch mein Interesse dafür, welche Probleme eine junge schwangere Frau, die in eine fremde Stadt ging oder gehen musste, kein Geld und keine Arbeit und Wohnung hatte, bewältigen musste.
Ich finde das Interesse an diesem Thema schon sehr berechtigt. Es war damals eine Zeit, in der es wohl in nahezu jeder Familie einen Fall gab, dass ein junges unverheiratetes Mädchen schwanger wurde und dessen Schicksal vielleicht bis jetzt ungeklärt blieb.
Gut, nun zu meinen bisherigen Forschungsergebnissen im Netz in Bezug auf Münster und zwar lediglich vor 1900, da es für mich eigentlich nur interessant war. Offensichtlich gab es in Münster vor der Jahrhundertwende keinerlei staatliche oder städtischen Entbindungsheime oder Ausbildungsstätten, wohl aber private Hilfestellungen durch kath. oder evang. Vereine. Später gab es dann auch andere Einrichtungen.
Dazu hier ein Ausschnitt aus der Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des SkF Münster in 2002:
"Da Münster kein Entbindungsheim für uneheliche Kinder hatte und sich dies aber als
ein dringendes Erfordernis zeigte, wurde die Errichtung eines Entbindungsheims
beschlossen, aber es dauerte einige Zeit bis endlich ein Haus gefunden werden konnte.
Denn in vielen Teilen der Stadt wandten sich Einwohner und sogar Pfarrgeistliche gegen
den Zuzug einer solchen „Nachbarschaft“. Schließlich wurden nach langer vergeblicher
Suche in der Aegidiistraße mehrere Zimmer in einem Haus gemietet. Am 1.10.1904
wurde das Entbindungsheim, dessen Leitung eine Hebamme übernommen hatte, unter
dem Namen Monikastift eröffnet. 1925 wurde es geschlossen, da die Universitätsklinik
nun auch uneheliche Mütter aufnahm. Fürsorgerinnen übernahmen aber weiter die
Betreuung der unehelichen Mütter und ihrer Säuglinge."
Wer es nachlesen möchte hier der Link: Der Verband | SKF Münster
Außerdem für Interessierte noch eine Dissertation von Frau Susanne Brockfeld, in der die Situation in Münster ebenfalls gut dargestellt ist.
Von der Fürsorge zur Arbeitsmarktpolitik,Entwicklung und Organisation der Arbeitsvermittlung in Dienstleistungsstädten,vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg,Studien zu Münster und Wiesbaden <Von der Fürsorge zur Arbeitsmarktpolitik,Entwicklung und Organisation der Arbeitsvermittlung in Dienstleistungsstädten,vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg,Studien zu Münster und Wiesbaden>
Ob es in diesen Einrichtungen Aufnahmebücher gab, konnte ich so leider nicht herausfinden. Zu wünschen wäre es.
Liebe Grüße vom Niederrhein
Inge