Re [SCl] THIELE aus Ratibor

Hallo Christina,

herzlich willkommen in der Schlesien Liste. Hier wirst Du einige Ratiborforscher vorfinden, die
anscheinend alle vor dem selben Problem stehen.

Leider gibt es keine Kirchenbücher mehr von Ratibor. Die teilweise bis ins 15. Jh. reichenden
Kirchenmatrikeln sind leider 1945 mit dem Pfarramt St. Liebfrauen (katholisch)(Stadtmitte) verbrannt.
Lediglich die Zweitausführungen der standesamtlichen Bücher sind in Ratibor zugänglich, diese reichen
jedoch nur bis 1871 zurück, und die Namensregister sind mit den Originalen der Bücher im Rathaus den
Flammen zum Opfer gefallen. Die Zweitausführungen wurden im Amtsgericht verwahrt, wo sie erhalten
geblieben sind.

In einigen Bibliotheken in Deutschland gibt es das "Adress- und Geschäfts-Handbuch der Stadt Ratibor für
das Jahr 1885" und die "Einwohnerbücher" für 1936 und 1943. Die könntest Du, glaube ich, per Fernleihe
in Deiner Stadtbibliothek bestellen.

Im Staatlichen Archiv Ratibor befanden sich Akten des Stadtarchivs Ratibor aus den Zeiten vom 15 Jh. bis
1945. Der größte Teil der Archivbestände litt unter der Überschwemmung im Juli 1997, jedoch zerstört ist
nicht mehr als ca. 3% der Akten. Die Akten sind ins Bezirksarchiv Kattowitz überliefert worden, wo sie
getrocknet, gesäubert und desinfiziert worden sind. Außerdem sollen sie wissenschaftlich bearbeitet
werden. Allem Anschein nach wird das noch mehrere Jahre dauern, bis die Akten nach Ratibor
zurückkehren. Einen Zugang zu den Archivalien gibt es also nicht.

Dann gibt es noch eine Möglichkeit, nämlich etwas in den Grundbüchern zu finden. Sie befinden sich
weiterhin in Ratibor aber leider bestehen auch da die Namensregister nicht.

In dem Buch "Die Hausstellen der Altstadt von Ratibor OS. (1829)" von Georg Hyckel, Dortmund 1966,
steht auf Seite 12:

«8.Parzelle
89. Lange Gasse W.(ohnhaus), resp. Garten Marianne, verehel. Watzlawik, Andreas Thiel.»

und auf Seite 34 zu Thiel:

«Anmerkungen»
«89. 1819 erhält Johann Thiel, Sohn des Glaser- und Glasschneidemeisters Andreas Thiel, seinen
Lehrbrief.- Das Haus soll um 1600 erbaut worden sein.»

Es fehlt zwar ein «e» am Namen, aber vielleicht ist das später erst dazugekommen?

Dann gibt es noch das «Häuserbuch der Stadt Ratibor» von Thomas Wardenga, 1995, ISBN:
3786119201, in dem bestimmt auch etwas über die Thiel's drinstehen muss. Beide kannst Du dort durch
Fernleihe bekommen.

Das wärs was ich Dir über die Forschung in Ratibor sagen kann. Leider ist Ratibor ein recht schwieriges
Pflaster, aber mit einer guten Portion Geduld und ständigem Forschen, kann man doch noch etwas
zusammentragen.

Viele Grüße aus Santiago/Chile
Klaus Keller.