Re: [OSL]schlesien.biz,graebersuche

Hallo zusammen,

--- Eleonore Crespo <ejcsrac@cs.com> schrieb:

Hallo Listers, will Euch nur mitteilen, das eine
Bekannte von mir sich die
Graeber in Neustadt und Jassen hat besuchen lassen
von Robert von
kontakt@schlesien.biz und hat bis in 3 tagen einige
Bilder bekommen, leider
nur von der Kirche und Denkmal, da die Graeber nicht
mehr da sind.
So im fall jemand das ebenfalls machen will, kann
ich Robert und seine
Begleiter, empfehlen.

Ich wollte nur allen, die nach dem Kriege nicht mehr
in Schlesien waren, erzaehlen, was es mit den
ehemaligen deutschen Friedhoefen auf sich hat:
Das ist so eine Sache. Graeber und Grabsteine wurden
von den eingedrungenen (zivilen) Polen zerstoert, mit
Ausnahme derjenigen, die den Verstorbenen als
Kirchenmann auswiesen. Da hatten sie dann wohl doch
Angst. Bei solchen Steinen, die fest in Wand oder
Mauer eingelassen waren, wurden die Buchstaben
herausgemeisselt, die anderen wurden abtransportiert.
Einmal hatte ich auch Glueck: hinter dem Friedhof des
Dorfes meines Vaters (Hertwigswalde) verl�uft eine
tiefe, steile Schlucht. Diese Stelle hatte wohl schon
zu praehistorischer Zeit eine kultische Bedeutung.
Dort
jedenfalls landeten einige Grabsteine des Friedhofes,
auch einer von einer Ahnin, die vor kurzem (Glasnost,
Wende, EU-Beitritt) fast unbeschaedigt wieder geborgen
wurden.
Also, die deutschen Friedhoefe wurden bis auf die
Friedhofmauern "plattgemacht" und die Kapellen dem
Verfall preisgegeben. Nach meiner Erinnerung wurden
etwa in 50% der Faelle weit ausserhalb der Ortschaften
neue Friedhoefe angelegt.
Soviel also zu dem Angebot von schlesien.biz, Graeber
zu finden. Ausser bei Priestern u.�. besteht nahezu
KEINE Chance.
Dies sind Erfahrungen aus den Doerfern rings um den
Ottmachauer Stausee (Ausnahmen: Hertwigswalde, s.o.,
Ottmachau, hier liegen noch etwa 10 nahezu
unleserliche Grabsteine in einer Ecke, wo auch der
Friedhofsabfall landet). Gibt es vielleicht doch
Regionen, wo es nicht so radikal zuging?

Sch�ne Gr��e aus Bonn
Luz (Barthel)

(aktuelle Suche: RATZKE, Heinersdorf, Kr. Neisse)

Hallo Liste,
zu dem Bericht von Luz Barthel,
m�chte ich meine Erfahrung bei der Suche nach dem Grab meines
Gro�vaters schreiben.

Dies sind Erfahrungen aus den Doerfern rings um den
Ottmachauer Stausee (Ausnahmen: Hertwigswalde, s.o.,
Ottmachau, hier liegen noch etwa 10 nahezu
unleserliche Grabsteine in einer Ecke, wo auch der
Friedhofsabfall landet). Gibt es vielleicht doch
Regionen, wo es nicht so radikal zuging?

1992 reisten meine Mutter und ich in ihren und meinen Geburtsort,
Lengefeld (J�schkowitz) um das Grab des Vaters (Gro�vaters) zu
suchen, der 1940 dort verstorben war.
F�r meine Mutter war es der 3. Anlauf. Zweimal hat sie vergebens den
Friedhof gesucht und ging nun davon aus, dass er eingeebnet wurde.

Mit dem jetzigen polnischen Besitzer des Geburtshauses meiner Mutter,
der ein wenig deutsch sprach, machten wir uns auf die Suche. 1 1/2 km
�ber Sand- und Feldwege f�hrte er uns direkt in einen verwilderten
Wald. 50 m durch h�fthohes Gras, �ber Brombeerranken, von Au�en nicht
zu ersehen, standen wir pl�tzlich vor ca. 20 eingefallen Gruben.
Verwirrt schaute die Mutter in die Runde, suchte nach Anhaltspunkten.
Nichts war mehr vorhanden, keine Kirche, kein Eingangstor, keine
Z�une. Nur diese ca. 50 cm tiefen Gruben im Format eines Sarges. Bei
n�herem hinsehen fanden wir dann die ersten Grabsteine, tief im Gras
versteckt oder in den Gruben.
Jetzt wurde die Mutter aktiv. Ist hier das Grab des Vaters noch
dabei? Unser polnischer Begleiter sprang in jede Grube, drehte jeden
Grabstein um, fragte nach Namen und Geburtsdaten.
Langsam kam der Zweifel wieder als unser Begleiter pl�tzlich einen,
in der Mitte zerbrochenen, Grabstein aus der Tiefe nach oben wuchtete.
Sollte es das gesuchte Grab sein? Wir legten die beiden Teile
zusammen, kratzen die fast unkenntlichen Buchstaben frei und meine
Mutter bekam vor R�hrung keine Wort heraus als sie unser Begleiter
nochmals nach dem Namen fragte.
Er war deutlich ersichtbar der Name, GUSTAV M�LLER, es war das Grab
des Vaters (Gro�vaters).
Wir legten alles wieder zur�ck, nachdem einige Fotos gemacht wurden.
Leider hatte ich damals keine Mut den Grabstein in meinen Kofferraum
zu legen.

Gru�
Wolfgang Marschall
Lange Streifen 18
28357 Bremen
Tel.: 0421-272536

Hallo liebe Mitforscher,

auch ich kann über die Gräbersuche berichten. Ein Teil meiner Familie
stammt aus dem Kreis Freystadt, mein Großvater wurde in Hartmannsdorf
(heute Jarogniewice) geboren.

Bereits im Sommer 1989 besuchte ich den Ort. In meinem Gepäck befanden
sich Fotos von Grabsteinen meiner Vorfahren, die mein Großvater in den
sechziger Jahren auf dem Hartmannsdorfer Friedhof aufnahm. Die
Enttäuschung war groß, als ich die deutschen Grabsteine auf einem
großen Haufen getürmt sah! Im letzten Jahr machte ich mich abermals auf
nach Hartmannsdorf und fand im hinteren Teil des Friedhofes eine sehr
gepflegte Ecke in der alte deutsche Grabsteine aufgestellt wurden.
Unter diesen Grabsteinen fand sich einer mir der Inschrift " Hier ruht
in Frieden das Söhnchen des Kutschners Albert Dorn, Gustav Richard..."
Albert Dorn war mein Urgroßvater. Es handelt sich also um das Grab
meines Großonkels! Was für ein Fund!

Bei meiner weiteren Reise habe ich noch viele Friedhöfe besucht, die
teilweise noch völlig intakt aber verwildert waren, z.B. südlich von
Hartmannsdorf auf dem Wege nach Freystadt auf anderen waren die
Grabsteine umgestoßen. Auch in der Gegend von Schwiebus(Neumark), in
Pommern und in Ostpruessen habe ich viele intakte Friedhöfe
vorgefunden!

Es gibt sie also noch!

Frank Dorn
Berlin