Re: [OSL] Beruf Heuermann

Liebe Heike,

Mir hat die verharmlosende Geschichte [LINK], besser das Märchen von den Heuermanns, die so oft wohlhabend wurden und deren Armut selbst verschuldet ist, n i c h t gefallen.

Es ist das gleiche, als ob in 100 Jahren erzählt wird, die HARTZ IV -Empfänger hätten durch fleißiges Zurücklegen und Bildung von Ersparnissen Siemens aufgekauft.

In Asien ist es unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen bereits üblich, daß derjenige einen Arbeitsplatz erhält, der vorher dem Unternehmer ein Mindestkapital -zinslos- überläßt. Die anderen, die dies nicht können, haben keine Chance auf einen Arbeitsplatz.

Wenn ein angehender Bauer also an die Ersparnisse von befristeten Lohnarbeitern, bezahlt nach dem Erfolg, herangeht, dann haben Sie diese für Notzeiten (ohne Krankenversicherung) gedachten Mittel wohl eher zwangsweise weggegeben. Sie hätten sonst keine Chance gehabt, wieder als "Heuermann" wenigstens zeitweise über die Runden zu kommen.

Im übrigen empfiehlt sich vielleicht einmal ein Vergleich mit dem "Baumann" und dem "Knecht", um die Unterschiede und Ähnlichkeiten herauszuarbeiten.

Auch die zynisch geäußerte Auffassung, daß "die Reichen auswanderten, die Armen hier blieben" ist nur eine Teilwahrheit.
Überfahrt und Lebenshaltung waren so teuer, daß dies eben nur jene mit einer Überlebensaussicht wagen konnten, die tatsächlich Ersparnisse hatten oder bereit waren, ihr Vermögen zu verkaufen und für den Auswanderungszweck einzusetzen. Und dies geschah oftmals nur vor dem Hintergrund von Mißernten und Aussichtslosigkeit. Die Armen hatten diese Chance in der Tat nur dann, wenn die Gemeinde beschloss, sie auf Staatskosten los zu werden. So war es jedenfalls mit den zigköpfigen Familien. Und außerdem brauchten Sie -offiziell- ihre Erlaubnis.

Diese kleine Widerrede soll den Ruhm und die Ehre der HEUERMÄNNER und -frauen nicht schmälern.

Frohe Pfingsten!

Klaus Meyer