Re: [NSL,OSL, DEU-SL] früher/ehemalig/heutiges/polnisch/deutsch

Hallo Andreas,

das Thema wollte ich auch schon mal bei Gelegenheit ansprechen.
Dieses ständige Hinzufügen von "früheres, ehemaliges oder einstiges"
Schlesien oder Breslau oder sonstiges Kleinkaff in den besprochenen
Gebieten
ist doch echt lächerlich oder einfach nur falsch !

Es gibt KEIN f r ü h e r e s Breslau oder e h e m a l i g e s Schlesien
oder e i n s t i g e s Oberglogau.

Warum siehst Du dies so eng?

"Die deutsche Sprache ist sich eine schwere Sprache". Fast jedes Wort hat
seine ureigene Auslegung, die eine Bedeutung anderer Worte mit einschließen
aber auch ausschließen kann. Damit jedes Wort in seinem Verständnis richtig
angewandt wird, halten Sprachwissenschaftler die Wörterbücher auf dem
laufenden.

Manche Worte sind allerdings auch überflüssig. Das merkt man daran, daß
manche mit viel Worten wenig sagen und andere mit wenig Worten viel
ausdrücken können.

Überflüssig z.B. ist das Wort "ehemalig" vor DDR, denn sie ist immer
ehemalig. Meint man heute deren Gebiet, spricht man schon häufig von
"Neu5Land" - die Neuen Bundesländer sind ja aus dem Babyalter auch schon
heraus. Beim "Römischen Reich " und "Deutschen Reich" u.a. hat man das schon
längst begriffen.

Was ehemalig war, gibt es heute nicht mehr. Was damalig war, gibt es zwar
heute auch nicht mehr in dieser Form, es existiert aber der Sache nach noch.
Leider verwechseln im täglichen Sprachgebrauch viele Menschen aus Gewohnheit
(oder aus Leichtsinn) diese beiden (und viel andere) Worte. Viel schlimmer
noch, sie werden bei der Auswertung im Kopf auch noch so vertauscht, wie man
sie verstehen will! Und dann setzt sich eine eigene Auffassung vom Gehörtem
fest.
Aus eigenem Erleben kann ich das nur bestätigen. (In einer Rede bin ich
vielen Leuten anscheinend auf die Füße getreten. Erst nachdem sie mein
Manuskript -welches ich wörtlich wiedergab- nochmals gelesen haben, stellten
sie fest, daß sie vieles falsch und gegenteilig aufgefaßt hatten.)

Zum anderen darf man Worte nicht aus dem Zusammenhang reißen und
interpretieren wollen - sonst kann man fast alles "zerreißen".

Einen damaligen (oder auch ehemaligen) Ort "Sowieso" kann es heute so nicht
mehr geben, wenn sich die Strukturen und das Gebilde als solches verändert
haben. Man gebraucht diese Worte also immer dann richtig, wenn man einen
bestimmten Zeitabschnitt meint, den man vorher definiert haben sollte.

In der Ahnen- oder Familienforschung sollte es schon üblich sein, alles zu
seiner Zeit zu betrachten und auch den Sinn der Worte zu einer bestimmten
Zeit. Während heut jemand ganz einfach nur "stirbt", ist ein anderer vor
Zeiten "zu Tode gekommen" - und hat sich dabei doch nicht einen Zentimeter
auf den Sensenman zu bewegt! Wenn man das in der Forschung zu eng auslegt und
keine andere Auffassung zuläßt, kommt eben ein ganz anderer Sinn dabei
heraus.

Welchen Namen man für eine Stadt oder Person (das ist für mich vergleichbar)
gebraucht, ist eine Sache des Wissens, des Anstandes und der Verständigung.
So mancher von uns weiß sicher, daß er/sie gemeint ist, wenn, man den
Geburtsnamen oder Spitz-(Nick-)namen gebraucht und hat sicher auch dafür
Verständnis, wenn man es nicht besser weiß. Bei einem Klassentreffen dagegen
ist der Gebrauch des heutigen (veränderten) Familiennamens fast unüblich. Es
kommt also immer auf die Situation und die Umstände an.

In diesem Sinne
sollte also jeder so die Worte gebrauchen, wir er meint, sich am besten
verständlich zu machen.

Freundliche Grüße aus Berlin

KaJo (Mimietz)
Ps.:
Aus der Aussage des nachfolgenden Satz könnte so mancher eine ganz logische
vielzeilige Familiengeschichte machen.....
"Meine ehemalige Freundin, Mutter meiner Kinder und spätere Ehefrau ist
zwischenzeitlich ohne meine Person Großmutter und Witwe geworden."