Hallo Ulrich,
ich war 1998 mit meinem Vater u.a. in Raspenau bei Friedland. Ich kann mich
nicht erinnern dort Fachwerkh�user gesehen zu haben. Habe eigentlich nur
H�user aus Stein in Erinnerung. Das Bauernhaus meiner Urgro�eltern, das
typisch f�r die Gegend war, ist definitiv aus Bruchsteinen mit "normalem"
Dach
gebaut. Ein Bild (1923) findest Du hier ganz links:
http://ralf.ludewig.bei.t-online.de/ortszverzeichnis.html einfach ein wenig
runter scrollen. Kann bei Bedarf
aber auch einen guten scan schicken!
Mein Vater sagt, seine Urgro�eltern sind im Alter in ein H�uslerhaus
gezogen. Dieses bestand aus 2 Zimmern und war aus Stein gebaut. K�nnte
allerdings
sein, da� das Ober(Dach)geschoss aus Holz war. Dazu gab es noch einen
kleinen Holzschuppen als Anbau. Dies war in Raspenau ein absolut �bliches
Haus.
Seiner Meinung nach waren in Raspenau selbst die �ltesten H�user aus Stein.
Stein als Baustoff war ja hier reichlich vorhanden. Viele Leute hatten gar
einen eigenen kleinen Steinbruch. Die Keller einmal ausgenommen hat es auch
keine Lehmfussb�den gegeben. Fachwerk- oder Holzh�user, wenn es sie je gab,
m�ssen hier also schon relativ lange verschwunden sein! Die D�cher waren in
der Regel mit Ziegeln gedeckt.
Raspenau z.B. entspricht absolut den 100 Jahre alten Postkartenansichten!
Viele Gr��e
Ralf Ludewig
Message: 8
Date: 11 Sep 2004 08:05 GMT
From: Ulrich.Ilchmann@t-online.de (Ulrich Ilchmann)
Subject: [NSL] Entwicklung des H�uslerhauses
To: "Niederschlesien-L" <niederschlesien-l@genealogy.net>
Message-ID: <1C62ub-0dD7OC0@fwd00.sul.t-online.com>
Content-Type: Text/Plain; Charset="ISO-8859-1"Liebe Listenteilnehmer,
im Moment besch�ftige ich mich intensiv mit Fragen des Bauernhauses in der
Gegend von Friedland, im Waldenburger Bergland. Dazu habe ich einige Fragen
an >diejenigen, die noch mit eigenen Augen die D�rfer dort gesehen haben,
oder sich ebenfalls mit dem Thema besch�ftigen.
Die allgemeine Entwicklung seit der Kolonistenzeit, des urspr�nglich
fr�nkischen Bauernhauses, hier zumeist in Blockbauweise, auch mit
aufgesetztem Fachwerk >bei zweist�ckiger Bauweise, ist einigerma�en in der
vorhandenen Literatur bearbeitet. Wozu es aber so gut wie keine fundierten
Aussagen gibt, ist die Bauweise >der H�uslerh�user.
Das ist um so erstaunlicher, da die Bauerstandesklasse der H�usler in einem
Urbar von 1575 �berhaupt noch nicht nennenswert erscheint. (152 Bauern, 8
G�rtner, 27 Hausgenossen, 5 Leute auf der Aue) In einer preu�ischen
Aufz�hlung um 1746 sind von den Haushaltsvorst�nden aber bereits 307 G�rtner
und >H�usler und 102 Bauern. Diese 307 Familien m�ssen jeweils in eigenen
H�usern gewohnt haben, sonst w�ren sie so nicht erfasst worden. Das wiederum
musste >sich in der jeweiligen Dorfbebauungen seit dem drei�igj�hrigen Krieg
niedergeschlagen haben.
Wenn heute aber von H�uslerh�usern die Rede ist, wird of auf eine H�tte von
minimal 2x3m und etwas gr��er, mit Anbauten f�r Kleinvieh, verwiesen. Das
entsprechende Bildmaterial entspricht dann auch eher einer einr�umigen
slawischen H�tte mit Lehmfu�boden aus Oberschlesien. Keinerlei
�bereinstimmung damit >sieht man auf Postkarten von Dorfansichten des
anfangenden 20. Jh. Auf diesen sind noch gut die Streusiedlungen der alten
Waldhufend�rfer mit ein- und >zweist�ckigen H�usern zu sehen.
Wie sahen die H�uslerh�user um Friedland oder um es etwas weiter zu fassen,
im Waldenburger Bergland und Ostb�hmen wirklich aus? Gab es noch viele in
Blockbauweise oder waren es vor allem schon Steinbauten? Gab es
H�uslerh�user mit Fachwerk? (Verblattung oder Wandstreben) Waren Holzh�user
vielfach >mit Au�enputz versehen, um den Eindruck eines Steinhauses zu
erwecken. Das Material der Bedachung? (Stroh, Schindel, Ziegel) Selbst im
20. Jh. wurde auch >hier noch Schorn(steine) aus Holz mit Lehmwurf
vereinzelt benutzt. Stimmt das?
Also, viele Fragen zum Haus des H�uslers. Eine Bezeichnung die es nach dem
Ende der St�ndegesellschaft zwar nicht mehr gab. Die Menschen und ihre
H�user >verschwanden dadurch aber nicht.