Manfred B�ttcher schrieb:
Waltraud Render-Genilke und Eva Tribiahn haben hier v�llig zu Recht ein
�rgernis angesprochen, um die anderen Listenteilnehmer zu informieren und
sich
mit ihnen dar�ber auszutauschen. Dies hat nichts mit "�ffentlicher
Stimmungmache" zu tun und darf nicht als solche abqualifiziert werden.
Dem stimme ich zu.
Auch verst�ndliche Dankbarkeit darf nicht zu Blindheit f�hren.
Und dem auch.
Gem�� der f�r alle Nutzer verbindlichen "Benutzungsordnung" (Abschnitt II,
Z. 4) von 2001, die in ziemlich rigorosem Stil gehalten ist,
Ja, das empfinde ich auch so.
ist der Nutzer
verpflichtet, von jeder Ver�ffentlichung, die zu einem erheblichen Teil
unter
Verwendung von Mikrofilmen erstellt wurde, den Mormonen "unaufgefordert
und unentgeltlich" ein Belegexemplar zu �berlassen.
Hm ... so steht das da nicht. Ich zitiere den Text mal woertlich:
Abschnitt II, Punkt 4:
Der Benutzer verpflichtet sich, von jeder Veroeffentlichung, die zu einem
erheblichen Teil unter Verwendung mikroverfilmter Archivalien erstellt
wurde, dem die Archivalien verwahrenden Archiv unaufgefordert und
unentgeltlich ein Belegexemplar zu ueberlassen.
Wie ist dieser Punkt zu verstehen?
Ich lese da nichts von "den Mormonen ueberlassen", sondern lediglich von
"dem die Archivalien verwahrenden Archiv". Das ist IMHO das Archiv, das die
Originale besitzt, verwahrt. Mag sein, dass andere
Forschungsstellen-Mitarbeiter das anders verstehen.
Ausserdem: Wie viele Forscher veroeffentlichen denn in Buchform? Das sind
wohl die wenigsten. Ich denke schon, dass es hier speziell um Buecher geht.
F�r die Mormonen sind diese Forschungsergebnisse
von gro�em Vorteil und Nutzen, da die Familienforschung ja ganz
entscheidend zu
ihrer Religionsaus�bung geh�rt und sie glauben, die Seelen der erfa�ten
Personen zu "retten".
Das glauben sie schon, aber wenn man so will, ist jeder wo auch immer
zugaengliche Name quasi "in Gefahr", erfasst und getauft zu werden. Wobei
diese nachtraegliche Taufe ja jeweils nur als Angebot an die Person
verstanden wird, das angenommen oder aber auch dankend abgelehnt werden
kann.
Wer annimmt, dass es vielleicht eh nach dem Tod nicht weitergeht, dass diese
Handlungen eh keine Gueltigkeit haben, muss sich doch eigentlich um die von
ihm erforschten Daten bzw. Personen keine Sorgen machen.
Es gibt zudem viel zu viele Buecher und Quellen, als dass diese so in
null-komma-nichts alle auch von den Mormonen bearbeitet, erfasst und (sagen
wir es mal so unschoen, wie es oft genannt wird) "vereinnahmt" werden
koennten.
Eine weitere, nat�rlich nirgends festgehaltene Erwartung der Mormonen ist,
das eine oder andere Sch�fchen unter den Nutzern f�r sich zu gewinnen und
engagieren zu k�nnen. Ich bin w�hrend meiner siebenj�hrigen Arbeit in der
Bremer
Forschungsstelle wiederholt von ihnen mehr oder weniger diskret auf eine
Teilnahme an Gottesdiensten angesprochen worden. [...]
Das sollte nicht so sein. Ein Zitat aus dem Handbuch fuer die Genealogie-
Forschungsstelle:
"Jemand, der einem anderen Glauben angehoert, soll das Gefuehl haben, dass
er jederzeit Fragen ueber die Kirche stellen kann, darf sich jedoch nicht
dazu verpflichtet fuehlen."
Fuer mich heisst das:
Jeder, der etwas wissen moechte, darf ohne Scheu fragen. Wer nichts wissen
will, wird in Ruhe gelassen. Nach allem, was man in den Listen so liest, ist
das wohl auch gaengige Praxis.
Natuerlich gibt es nicht "die Mormonen" .... daher ist leider nicht
auszuschliessen, dass es hier und da uebereifrige Leute gibt, die nicht
verstanden haben, was sie tun und lassen sollen. Sollte aber nicht so sein.
Ich bin selbst Forschungsstellen-Leiterin. Ich wollte mich eigentlich
laengst mal in die Diskussion einschalten. Davor haette ich ganz gerne mal
etwas aus der Zentrale in Bad Homburg gehoert, diese habe ich aber diese
Woche leider nicht erreicht ... habe es allerdings nun auch nicht staendig
versucht.
Die Forschungsstellen haben schon Richtlinien, in denen sie nachlesen
koennen. Manches Regelwerk ist aber wohl nur von lokaler Geltung, Regeln
fuer die Terminvergabe z.B., da haben sich Dinge bewaehrt und werden ueber
einen langen Zeitraum so gehandhabt. In einigen Bereichen muss man eben
selbst entscheiden, es kann gar nicht alles bis ins allerkleinste Detail
vorgeschrieben sein. Bei uns muss man z.B. auf der Rueckseite der gruenen
Karte unterschreiben, wenn der Film zurueck kann. So ist klar, dass der
Benutzer den Film nicht mehr benoetigt, auch wenn die Leihfrist evtl. noch
nicht abgelaufen ist. Ich weiss aber nicht mit Sicherheit, ob das
"Evangelium"
ist, oder einfach nur eine Braunschweiger Sitte.
Ich kann auch im Moment keine wirkliche Aussage zu der 5-Filme-Regel
machen. Bei uns haengt sie auch als Blatt an der Wand ... aber wenn jemand
mehr braucht, bestellt, bezahlt, liest, ist das ebenfalls moeglich. In
keinem Fall wird etwas weggeschickt, ohne mit dem Nutzer Ruecksprache zu
halten. So viel zu den Aergernissen in Berlin, die diese Diskussion
ausgeloest haben.
Welches Fazit soll ich dieser eh schon viel zu langen Mail noch anhaengen?
Mormonen sind auch nur Menschen hoert sich zwar bloed an, aber vielleicht
trifft es die Sache trotzdem. Wo Menschen handeln, werden Fehler gemacht, es
gibt Missverstaendnisse, Ungeschicktkeit, fehlende Sensibilitaet ... das ist
leider so und wird auch so bleiben.
Um zum Anfang zurueckzukommen: Auch wenn man aus den Schilderungen immer nur
die Position des Schreibenden entnehmen kann, ich finde es richtig, sich
u.a. in diesem Rahmen auszutauschen, festzustellen, wie Dinge in anderen
Forschungsstellen gehandhabt werden ... Auch wenn im Einzelfall dabei mal
unschoene Vorfaelle berichtet werden - was solls, es gibt sie. Man muss sie
weder verallgemeinern noch unter den Teppich kehren.
MfG!
Birgit Wendt
Genealogie-Forschungsstelle Braunschweig