mit meiner nachstehenden Anfrage wende ich mich insbesondere an die
Schleswig Holstein Historiker. Ich bin mir nicht sicher, welche
Nationalit�t die Einwohner von den F�rstent�mern Holstein und
Schleswig hatten, als diese beiden L�nder in pers�nlicher Union zu
D�nemark geh�rten. Waren sie Deutsche oder D�nen.? Bei meiner
Forschung �ber die deutschen Einwanderer des 19.Jhds.nach Puerto Rico
fand ich Namen aus Altona und Umgebung, die einmal als Deutsche und
ein anderes Mal als D�nen hier aufgef�hrt werden. Ich weiss, dass
diese Peronen in Altona geboren und getauft wurden.Dies habe ich
selbst in Altona �berpr�ft.
�ber eine kl�rende Antwort w�rde ich mich sehr freuen. Mit
freundlichem Gruss aus Puerto Rico, Helge
Aussagen zur Sprachzugeh�rigkeit "Altona und Umgebung" �ber mehrere
Jahrhunderte oder zu einem bestimmten Zeitpunkt ist sicherlich am besten bei
den Historikern, etwa des Staatsarchives in Hamburg, zu treffen. Denn die
"Umgebung" Altonas ist ja gerade die Stadt Hamburg.
Ihre Frage enth�lt aber unterschwellig das Gedankengut der "Nationalstaaten"
des 19./20. Jahrhunderts, wonach in D�nemark d�nisch und in Frankreich
franz�sisch gesprochen wird. Dabei wird vergessen, da� die oft schnell
wechselnden "Oberhoheiten" auf dem Gebiet des "Hl. R�mischen Reiches
Deutscher Nation" nur die Zugeh�rigkeit und das Eigentum (bis zur
Leibeigenschaft) eines Herrschers darstellten. Die Sprache ihrer Untertanen
war ihnen zu dieser Zeit grunds�tzlich egal. Hauptsache sie erreichten ihre
pers�nlichen Ziele. Und wenn es "modern" war, sprach man auch in den
besseren Kreisen franz�sisch.
Das sprachliche Moment in Altona d�rfte wohl am n�chsten durch die
Geschichte des CHRISTIANEUMS http://www.hh.schule.de/christianeum/geschich.htm. erkl�rt sein. Gegr�ndet
als LATEIN-Schule
(denn das war zu diesem Zeitpunkt die Sprache der Gebildeten) m�ssen 1744
alle angehenden Akademiker der DEUTSCHSPRACHIGEN Landesteile des d�nischen
K�nigs diese Schule besuchen. Erst 1817 (!!) wird der Besuch des
D�NISCH-Unterrichtes obligatorisch.
Im �brigen gibt's ja wohl noch heute deutschsprechende D�nen und
d�nischsprechende Deutsche. (Wem sag ich das auf dieser Liste!)Und so d�rfte
wohl gerade in einem fremden Land eher das pers�nliche Empfinden (und
Interesse) der Zugeh�rigkeit f�r eine Angabe entschieden haben. Meine
s�ddeutsche "Tante Anna" heiratet 1903 in New York den aus Broager
ausgewanderten Andreas Hansen Fechtenburg. Obwohl dieser Teil D�nemarks zum
Termin der "US-Naturalisierung" zum Deutschen Reich geh�rte, bezeichnete
A.H. Fechtenburg seine Herkunft "aus D�nemark oder d�nisch".
Man wird wohl auch bei der Bewertung einer Nationalit�teneintragung im
karibischen Raum sehr genau auf das Jahr (und damit auf die "offizielle
Zugeh�rigkeit des jeweiligen Territoriums") und die Weisung des beurkundeten
Beamten durch seine Beh�rde sehen m�ssen. D�nisch-Westindien ist erst 1917
f�r 25 Mio Dollar von D�nemark an die USA verkauft worden.
... Die Sprachgrenze zwischen Nord- und Westgermanisch ist heute durch die
deutsch-d�nische Grenze markiert und lag fr�her etwas weiter s�dlich an der
Eider. ---->
�ber den deutsch-d�nischen Krieg ( + preu�isch-d�nisch) und seine
territorialen Folgen finden Sie
unter google Manches, z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Preu�isch-D�nischer_Krieg. Er markiert den
Beginn des Nationalstaaterei mit seinen sprachlichen Konsequenzen.
die Einwohner der Herzogt�mer Schleswig und Holstein waren Untertanen der Herz�ge von Schleswig bzw. Holstein, die in Personalunion auch K�nige von D�nemark waren. Der K�nig von D�nemark war als solcher souver�n, als Herzog aber Lehnsmann des "R�mischen Reiches Deutscher Nation". Er hat versucht, die Herzogt�mer dem K�nigreich D�nemark einzuverleiben (was trotz heftiger Gegenwehr der Einwohner de facto auch zustandekam), das ist aber vom Reich nicht anerkannt worden. Insofern blieben die Untertanen de jure Deutsche (und wurden es nach dem Preussisch-�sterreichischen Krieg gegen D�nemark auch de facto wieder). Das bezieht sich in gleicher Weise auf die Einwohner der anderen Herzogt�mer, Grafschaften und sonstigen Herrschaften einschliesslich Altona. So die etwas komplizierten Zust�nde seinerzeit.
Die Beamten und Kirchenvorstehern mussten sich nat�rlich den Ansichten und Anweisungen des K�nigs beugen und die Eintragungen entsprechend vornehmen.
Ich hoffe, dass das zur Kl�rung der seinerzeitigen Lage beigetragen (und nicht noch weiter verwirrt) hat.
Noch einmal HOLSTEIN!
Deutscher oder D�ne? In der Diskussion zeigt sich, wie die Entwicklung der
Nationalstaaten im 19. Jh bis heute nachwirkt und wie schwer wir deshalb die
Gegebenheiten der damaligen Zeit verstehen k�nnen. Im Reichsgebiet hatten
sich in der fr�hen Neuzeit und insbesondere seit dem Ende des 30-j�hrigen
Krieges die Territorialstaaten allm�hlich ausgebildet und unter dem
l�chrigen Dach des Reiches immer st�rkere Selbst�ndigkeit gewonnen. Aber in
den deutschen L�ndern und in Europa gesamt galt, dass die Herrschaft �ber
diese L�nder/Territorien erblich war, also auch einmal an einen
landesfremden Herrscher fallen konnte. Das war auch f�r eine gewisse Zeit
das Schicksal Holsteins, dessen Bewohner darunter �brigens - so scheint es -
nicht mehr gelitten haben als sp�ter unter einer preu�ischen Herrschaft
(ungeliebte Wehrpflicht!). Was auch immer passierte, ein Holsteiner blieb
ein Holsteiner. Er war es im Alten Reich, das mit Napoleon endete, er war es
im Findungsprozess zu einem gro�en Deutschland, der �ber den Deutschen Bund
ablief (und ,dem ja �brigens auch ein anderes deutsches Land, n�mlich
�sterreich angeh�rte) und er blieb auch in der dann nur m�glichen
kleindeutschen L�sung des Deutschen Reiches von 1871 zumindest mental
Holsteiner. Bei seiner Auswanderung nach Amerika gab mein Gro�vater noch
1895 in der Schiffsliste unter der Rubrik Nation HOLSTEIN ein.
Falls es in diesem Zusammenhang interessiert, kann ich einen Blick auf TeuNet - Geschichte vorschlagen, Ich
habe mir diese Problematik vor 2 Jahren dort f�r meine Vorfahren aus dem
geographisch d�nisch, schleswig, holsteinischen Bereich klarzumachen
versucht. Zwar w�rde ich heute vielleicht eine andere Darstellung w�hlen,
aber es war halt ein VERSUCH.
�brigens: f�r die Zeit der d�nischen Herrschaft gab es am Regierungssitz in
Kopenhagen eine deutsche Kanzlei. Die Gesetze, Verordnungen etc. wurden
meist zweisprachig, immer aber auch in Deutsch verfasst.