Schade das man bei solchen Sachen nicht zuhören kann.
Hier noch einige Worte zu dem Thema direkt von Detlef
Kühn:
Masochistische Würdelosigkeit
Katholische Kirche überläßt Polen deutsche Kirchenbücher
Von Detlef Kühn
Ende September 2001 reiste der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, zu seinen
Glaubensbrüdern nach Polen. In seinem Gepäck befand sich
ein wertvolles Gastgeschenk - ein Vertrag den sein
Gastgeber, der polnische Kardinalprimas Glemp, wohl gern
unterschrieben hat. Danach werden demnächst 3.661
Kirchenbücher ehemals deutscher katholischer Gemeinden
vorwiegend in Ost- und Westpreußen, die bei Kriegsende in
den Westen Deutschlands gelangt waren und sich bislang im
Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg befanden, der
Republik Polen überlassen und in Zukunft in den Archiven
der (Erz-)Bistümer Allenstein und Elbing, Danzig, Gnesen,
Lyck, Pelplin, Stettin, Kammin, Thorn, Leslau und Plock zu
suchen und, so Gott will, auch zu finden sein.
Die Aktion ist von der Kirche und dem offenbar informiert
gewesenen Kulturstaatsminister Nida-Rümelin als ,geheime
Kommandosache" vorbereitet worden. Erst eine Woche vor
der Reise Lehmanns erschien im Trierer Bistumsblatt
Paulinus eine Kurzmeldung, die allerdings wegen der
Terrorakte in New York und Washington keine Beachtung
fand. Ansonsten wurden über das Vorhaben weder die
deutsche Öffentlichkeit noch insbesondere die betroffenen
Vertriebenenverbände und genealogischen Vereine
unterrichtet. Im Gegenteil - nur zwei Wochen vorher wurde
der Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs in
Potsdam, Klaus Niermann, von wem auch immer dazu
mißbraucht, eine - wie jetzt deutlich wird - falsche Fahrte zu
legen. In einem Artikel der Kulturpolitischen Korrespondenz
des Ostdeutschen Kulturrats vom 30. August 2001 über
deutsch-polnische Archivalienprobleme erklärte der offenbar
gutgläubige Experte, "selbst Polen hat den Bezug der
Archivalien auf die deutsche Bevölkerung wenigstens in
einem Punkt anerkannt, indem es nicht mehr die Abgabe der
evangelischen und katholischen Kirchenbücher verlangt -
hier wird allzu deutlich, daß die Nachfahren der darin
aufgeführten Personen nicht mehr in ihren Heimatorten
östlich von Oder und Neiße leben, sondern ihre Existenz in
den deutschen Nachkriegsgrenzen haben aufbauen
mussen." Zu dieser Zeit muß schon verabredet gewesen
sein, daß die strittigen Kirchenbücher doch nach Polen
kommen, zwar nicht in staatliche, aber in kirchliche Archive,
was fur die Deutschen kaum einen Unterschied macht.
Für viele Heimatvertriebene und ihre Nachkommen ist die
Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz eine
Katastrophe. Kirchenbücher sind unbestritten von großer
Bedeutung für Familienforscher, Nachlaßgerichte und viele
sozialgeschichtlichen Fragestellungen. Darüber hinaus sind
sie aber auch, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung
schreibt, gerade fur Vertriebene ,bis heute die Nabelschnur,
die sie mit ihren Vorfahren in der fernen Heimat verbindet."
Fur die dort jetzt lebenden Polen, die erst nach 1945
angesiedelt wurden, haben die Kirchenbucher die
emotionale Bedeutung naturgemaßt nicht. Sie konnten sich,
wenn sie historisch interessiert sind, ohne Probleme mit
Verfilmungen behelfen, wie es nun von den Deutschen
verlangt wird. Warum legt die polnische Seite überhaupt
Wert auf die Kirchenbücher? Neben kaum
nachvollziehenden kirchenrechtlichen Begründungen (,Die
einen werden vertrieben, andere kommen, die Kirche bleibt.
Und mit der Kirche auch die Kirchenbücher. So ist es recht",
beschreibt die FAZ die Meinung kirchlicher Würdeträger),
geht es noch um die Möglichkeit, mit Auskunften aus den
Kirchenbüchern Deviseneinnahmen zu erzielen. Auch die
polnische Kirche hat halt immer noch einen großen Magen.
Die Entscheidung der Deutschen Bischofskonferenz
entspricht dagegen in ihrer masochistischen Würdelosigkeit
einem Zeitgeist, gegen den sich die katholische Kirche in
anderen Fallen mit guten Gründen wendet. Die Bemühungen
Deutschlands, falls sie überhaupt noch unternommen
werden, in Polen und Rußland die Rückgabe deutscher
Kulturgüter zu erreichen, ist sie ein böses Omen.
Vorleistungen dieser Art werden nie honoriert, sondern
führen nur zu weiteren Forderungen an die offenkundig
einfältigen Deutschen.
Der Autor war 1972 bis 1991 President des
Gesamtdeutschen Instituts in Bonn. (Entnommen aus der
Wochenzeitung ,Junge Freiheit" Nr. 39/01)
Die Elbinger Kirchenbucher kommen in das neue Diozesan-
Archiv, das Dr. Wojciech Zawadski leitet. Sie werden dort mit
Sicherheit sorgfaltig aufbewahrt und auch zur Einsicht zur
Verfiigung stehen. Dennoch muß das Vorgehen der
Katholischen Kirche in Deutschland mißbilligt werden. Es hat
viel Ärger verursacht und das deutsch-polnische Miteinander
eher gestört als gefördert. (Redaktion der Elbinger
Nachrichten, 1/2002)
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