Raum Stade, Bremerhaven, Obristen-Leutnant Voigt

Hallo Liste!
1. Wer kennt den einen Obristen-Leutnant Voigt, der vor 1678 gestorben ist
und im Raum Stade/Bremerhaven gelebt hat. Er hatte Grundbesitz im Ksp.
Loxstedt.
2. Ist ein Obristen-Leutnant des 17. Jahrhunderts dem Rang nach mit einem
Oberleutnant der Bundeswehr vergleichbar?
3. Gibt es im Staatsarchiv Stade einen Bestand, in dem milit�rische
Laufbahnen von Offizieren aufgezeichnet sind?
Gru�
Hartmut von H�fen

Hallo Hartmut,

<< Ist ein Obristen-Leutnant des 17. Jahrhunderts dem Rang nach mit
einem Oberleutnant der Bundeswehr vergleichbar? >>

nein, ein Oberleutnant war/ist Offizier, ein Obrist-Leutnant war
Stabsoffizier. Ein Obristleutnant entspricht, nicht nur vom Wort her, in
etwa dem heutigen Oberstleutnant, also dem heutigen Rang eines
Stabsoffiziers zwischen Major und Oberst (oberhalb der Dienstgradgruppe
der Stabsoffiziere ist die Dienstgradgruppe der Generale angesiedelt):

General
Generalleutnant
Generalmajor
Brigadegeneral

Oberst
Oberstleutnant
Major

Hauptmann
Oberleutnant
Leutnant

Noch im frühen 17. Jh. und während des Dreißigjährigen Krieges waren
viele Truppenführer solcher Ränge nicht unbedingt Soldaten von ihrer
Ausbildung her, sondern wurden oft mit ansprechenden Rangbezeichnungen
in Armeen eingestellt, weil sie eine beträchtliche Anzahl Soldaten bzw.
Söldner mitbrachten, die sie auch selbst unterhalten mußten. Die
Rangbezeichnungen haben sich bis heute erhalten, wobei aber die Regeln
der Ernennung bzw. Beförderung in der folgenden Zeit fester und
systematischer gefaßt wurden. Damals gab es auch einige weitere Ränge im
Offiziers- und Stabsoffiziersbereich, z.B. gab es auch mehrere
Hauptmannsränge, wie bspw. Kapitän und Stabskapitän, der noch unterhalb
des Majors lag, aber bereits als Staboffizier galt.
Sehr ähnlich war dies auch in anderen Armeen Europas. Bspw. gab es im
kgl. spanischen Heer des 17. Jh. noch einen Sargento Mayor (in heutigen
spanischen und lateinamerikanischen Armeen ist ein Soldat mit diesem
Rang nur noch ein Oberfeldwebel, also ein Unteroffizier, entsprechend
dem Sergeant Major der Amerikaner). Damals jedoch war es bis Ende des
19. Jh. ein heute nicht mehr existierender Stabsoffiziersrang zwischen
dem Mayor (dt.: Major) und dem Teniente Coronel (Oberstleutnant).

<< Gibt es im Staatsarchiv Stade einen Bestand, in dem militärische
Laufbahnen von Offizieren aufgezeichnet sind? >>

Wie oben erwähnt, hatten diese Truppenführer nicht immer auch eine
militärische Laufbahn vorzuweisen, sondern waren z.T. vermögende Leute,
mit ihren Truppen zu einem bestimmten Offiziersrang eben einfach
engagiert worden. Wechselten sie mit ihren Truppen mal, was nicht selten
vorkam, zu anderen Armeen, konnten sich ihre Rangbezeichnungen durchaus
nach oben oder unten ändern; das war sozusagen frei verhandelbar.

Viele Grüße,

Jürgen