Hallo Thomas,
Du nennst zwei Aspekte zu "Quellen":
1) woher man die Daten eines Ereignisses übernommen hat
2) in welcher Quelle man diese ggf. überprüfen kann
Für Deine eigene Forschung erst einmal ok. Aber nachdem die Daten weitergegeben wurden (entweder an den nächsten Forscher oder durch Veröffentlichung), dann fallen diese beiden Aspekte auseinander:
zu 1) Ein Hinweis auf eine GEDCOM-Datei hilft nun nicht mehr, wenn diese Datei nicht allgemein zur Verfügung steht. Das ist aber die Regel. Eine "Quelle" GEDCOM-Datei ist nur für den relevant, der auf die Quelle Zugriff hat.
zu 2) Die Überprüfung in einer Primärquelle, die hier (möglichst mit Archiv) angegeben ist, ist dagegen weiter uneingeschränkt für die weitere Forschung nützlich.
Daraus folgere ich, und das ist meine gängige Arbeitsweise seit Jahren:
Wenn ich die Daten weitergebe (veröffentliche), lösche ich die Informationen zu 1), da sie für den Empfänger wertlos sind. Daten zu 2) müssen erhalten bleiben, wenn die Überprüfbarkeit bestehen bleiben soll.
Um diesen Vorgang sauber steuern zu können, habe ich in meinem Programm die technischen Voraussetzungen dafür getroffen. Unter SOUR (Quellen) werden überwiegend die allen zur Verfügung stehenden Quellen wie Ortsfamilienbücher, Kirchenbücher etc geführt. Nur im Ausnahmefall, dass solche Quellen mir nicht bekannt sind, weiche ich auf "Mitteilung von Lieschen Müller vom 11.11.2011" aus. Damit weiß jeder, dass das nicht mehr direkt nachvollziehbar ist - unsichere Quelle. Eingehende SOUR Informationen werden unmittelbar übernommen.
In einem Sonderkennzeichen _IMPF (für IMPorted File) wird dagegen die Herkunft der Daten dokumentiert. Dieses Kennzeichen wird bei Veröffentlichung ausgeblendet und bei Weitergabe an Dritte kann es vom weitergebenden Forscher wahlweise gelöscht werden.
Muster aus der Nutzeroberfläche des Programms (welches auch den GEDCOM-Code direkt anzeigt) aus meiner eigenen Forschung:
Quellen:
2 SOUR @S16@ // das Kirchenbuch Landkern
3 PAGE III/46/14
3 NOTE zitiert im FB Landkern S. 247 // so habe ich dokumentiert, dass der Hinweis auf die Quelle Kirchenbuch aus dem Familienbuch stammt.
2 SOUR @S23@ // das Familienbuch Landkern
3 PAGE S.=247
HERKUNFT der Daten aus Importdateien:
@G1@, Datensatz I#I11177 // Im Datensatz @G1@ ist der Name der GEDCOM-Datei, deren Erstelldatum und das Importdatum hinterlegt
GEDCOM-Code dafür ist:
1 _IMPF @G1@
2 PAGE I#I11177
Ich weiß also, dass ich den Personen-Datensatz @I11177@ aus der genannten GEDCOM-Datei verwendet habe, um meine Daten für den aktuellen Datensatz aufzubauen. Was aber würde Dir das sagen, wenn ich es Dir so weitergebe? Fast nichts, denn:
- Du hast diese GEDCOM Datei nicht (bekommst sie auch nicht von mir, da sie familienintern ist und unter Datenschutz stehende Angaben enthält)
- Du kannst somit nicht nachvollziehen, welche der in meinem Datensatz vorhandenen Angaben aus der GEDCOM-Datei stammen und welche ich selber erforscht habe
Wenn ich Dich richtig verstehe, wirst Du dann ja ohnehin nicht die GEDCOM-Datei @G1@ zitieren (die Du ja nie gesehen hast und nie sehen wirst), sondern Du wirst die GEDCOM-Datei notieren, die ich Dir anliefere. Damit das sauber läuft, übermittele ich bei dem entsprechenden Export durch Löschen aller _IMPF Angaben keine für Dich ohnehin wertlosen Angaben. Das vermeidet auch den Anstieg von Anhäufungen zu Herkunftsangaben, die keiner mehr nachvollziehen kann. Über bleiben die Quellen Familienbuch und Kirchenbuch, in denen Du sehr wohl nachvollziehen kannst, ob die Angaben stimmen. Beim Import einer GEDCOM-Datei werden die _IMPF Angaben automatisch angelegt, darum brauche ich mich nicht weiter zu kümmern. Wenn mir das wichtig erscheint, kann ich aber das Programm beim Import auch eine neue Quelle zusätzlich anlegen lassen, z.B. mit dem Titel "Forschungen von Max Mustermann, Musterstadt, Stand 18.09.2019", die jedem Personendatensatz zugeordnet wird. Das mache ich z.B., wenn mir der Anlieferer auferlegt, seine Quellenangaben nicht weiterzugeben (ja, auch das gibt es!!), oder er erst gar keine anliefert.
Schlussfolgerung ist:
- Wo ich meine Daten herhabe, ist für mich wertvoll, weil ich damit später überprüfen kann, ob ich die Daten richtig übernommen habe: Für mich aufbewahren / dokumentieren.
- Wo ich meine Daten herhabe, ist für den nächsten nicht mehr interessant, wenn diese "Quelle" für ihn ohnehin nicht zur Verfügung steht. Gilt insbesondere für GEDCOM-Dateien. Bei Weitergabe löschen.
- Wo die Daten allgemein für jeden nachvollziehbar sind: Das bleibt immer wichtig, daher bei Weitergabe erhalten und mit weitergeben.
Mit der Trennung in SOUR (wird weitergegeben) und _IMPF (wird nicht weitergegeben, kann von anderen Programmen bislang auch nicht interpretiert werden) habe ich die technischen Voraussetzungen für diese Arbeitsweise.
Damit keine falschen Vermutungen aufkommen: Wer alles mit an einer Datensammlung gearbeitet hat, wird weder über SOUR noch über _IMPF dokumentiert, sondern über den Einreicher SUBM. Der wird auch bei jedem Import einer GEDCOM-Datei erfasst und gespeichert. Und er wird nicht gelöscht bei der Weitergabe
Viele Grüße
Albert (Emmerich)