Lieber Herr v. Restorff,
*Die Fundstelle im Kirchenbuch gibt es, so Gott will, auch in 100 Jahren
*noch. Die Gedcom-Datei von Klaus Musterforscher nicht.Mit dem Satz haben Sie wohl recht. Wenn Sie das aber als Entschuldigung
dafür nehmen, Quellen, die Sie nicht gesehen haben, in Ihre Arbeit
aufzunehmen, ist das nicht rite.
das ist sehr wohl rite. Die HISTORISCHE QUELLE für das Geburtsdatum ist das Kirchenbuch von Hintertupfingen, Bd. 1, S. 27. Das und nur das ist die Quellenangabe. Zusätzlich gehört bei Bedarf die Bemerkungen hinzu "hier nach Angabe von Klaus Musterforscher" oder "Mitteilung von Rumpelstilzchen". QUELLE sind die Archivalien; Gewährsleute sind diejenigen, auf deren Angaben man vertraut oder die man übernimmt. Aber das sind keine Quellen.
Und mal ernsthaft: Bei einer Familienforschung, die ggf. mehrere tausend Personen umfasst, ist es in einem Menschenleben schlicht nicht möglich, alle Kirchenbuchseiten selbst zu autopsieren, die möglicherweise ein verlässlicher Forscherkollege auch schon eingesehen hat.
Hier plädiere ich doch sehr für ein gewisses Augenmaß:
Einerseits: Es gibt Forscher, deren Angaben erfahrungsgemäß sehr zuverlässig sind, von denen man WEISS, dass sie selbst im Archiv waren und nicht nur irgendwas zusammengeklickt haben. Welchen Grund gibt es dann zu zweifeln, dass die Angaben zu den Taufpaten des dritten Kindes der Vorfahren der neunten Generation stimmen?
Es gibt auch in der Familienforschung generationenlang völlig unprobematische Stammfolgen: alle an einem Ort, keine Unklarheiten beim Namen - und wenn es auch sonst keinen Anlass für Zweifel gibt, ist es nicht ernsthaft erforderlich, für das siebte Kind der Vorfahren der 10. Generation den Kirchenbucheintrag aufzusuchen, nur um ihn selbst gesehen zu haben.
Andererseits: Es gibt diese Gedcom-Dateien, die im Internet herumschwirren, wo im Zweifel keiner mehr weiß, wer alles dazu beigetragen und irgendwas zusammenkopiert hat - die aber trotzdem manchmal einen wichtigen Hinweis enthalten. Diese Dateien sind derart unzuverlässig, dass es schon fast peinlich wäre, diese als Quelle anzugeben - während es gleichzeitig zwingend erforderlich ist, allen Hinweisen, die man dort bekommen hat, selbst nachzugehen - und dann ist die Originalfundstelle wieder die Referenz.
Viele Grüße
TK