Ernst Hoffmann wrote:
Durch Zufall fiel mir der folgende Artikel aus Brockhaus- Universal
Enzyklop�die (Ausgabe 1900) in die Haende, von dem ich meine, er habe auch
heute noch ein besonderes Interesse verdient."Litauische Sprache,
ein Teil der sog. litauischen , lettischen oder balt. Familie des
indogermanischen Sprachstammes; diese Familie idt der slawischen am n�chsten
verwandt und wird mit ihr zu der litu-slaw. Gruppe des Sprachstammes
zusammengefa�t. Sie zerf�llt in folgende drei Sprachen:2) Das Lituaische im engeren Sinne. Die ungef�hre Sprachgrenze wird gebildet
durch eine Linie von Labiau am Kurischen Haff bis Grodno, von da bis
D�naburg, ferner durch die S�dgrenze Kurlands, endlich durch die K�stenlinie
von Polangen bis Labiau; demnach f�llt der kleinere Teil in das Gebiet
Preu�ens, der gr��ere in das Ru�lands. Die Spracher zerf�llt in mehrere
Dialekte, von denen der s�dlichste als Schriftsprache der preu�. Litauer
dienst. Schriftsprache ist das Litauische seit dem 16. Jahrh., das �lteste
Buch (ein Katechismus) von 1547. Die beste wissenschaftliche Bearbeitung des
Kitauischen ist schleichers ("Handbuch der L. S.") (2 Tle, Prag 1856-57),
n�chstedem Kurschat, "Grammatik der L.S." (Halle 1876) und Wiedemann,
Hier noch ein ganz moderner Abschnitt zum Preu�isch-Litauischen:
"......
Bis heute fehlt eine systematische Untersuchung des
Preu�isch-Litauischen, sowohl im Hinblick auf die linguistische als auch
auf die soziolinguistische Perspektive.
.........
1) Preu�isch-Litauisch
Der Begriff des Preu�isch-Litauischen soll hier in Anlehnung an den
insbesondere in der deutsch-sprachigen Forschung gebr�uchlichen Begriff
Preu�isch-Litauen verwendet werden. Unter Preu�isch-Litauisch verstehe
ich dementsprechend diejenige litauische Variet�t, die bis 1945 in
(Ost)preu�en bzw. im Memelland sowohl im m�ndlichen als auch
schriftsprachlichem Gebrauch war. Neben der schriftsprachlichen
Variante, der preu�isch-litauischen Schriftsprache, gehe ich von der
Existenz einer regional differenzierten, preu�isch-litauischen
Umgangssprache aus, wobei ich den Begriff der Umgangssprache in seiner
horizontalen Dimension im Sinne einer regionalen Umgangssprache
verstanden wissen will.
Die preu�isch-litauische Schriftsprache war bis zur Mitte des
20.Jahrhunderts ein zur schriftsprachlichen Variante der litauischen
Standardsprache koexistierendes schriftsprachliches System. Auff�lligste
Kennzeichen waren die Verwendung der Fraktur (im Gegensatz zur
lateinischen Antiqua f�r die litauische Standardsprache) und das
weitgehend polnischem Vorbild folgenden Schriftzeicheninventar. So
verwendet die preu�isch-litauische Schriftsprache u.a. CZ, SZ, W, �Z,
die in `�C, `�S, V, `�Z in der litauischen Standardsprache ihre
Entsprechung hatten. Dar�ber hinaus unterschied sich die
preu�isch-litauische Schriftsprache von der litauischen Standardsprache
durch einen hohen Anteil an deutschem Lehngut (insbesondere der Lexik,
aber auch der Morphologie und der Syntax) sowie durch eine Vielzahl von
Slawismen, die anders als in der litauischen Standardsprache hier nicht
getilgt und durch litauische Entsprechungen oder Neubildungen ersetzt
wurden.
.......
Das Preu�isch-Litauische ist tot. Es kann davon ausgegangen werden, da�
es nach 1945 weitgehend erloschen ist. Allerdings nicht prim�r durch den
sukzessiven Sprachwechsel zum Deutschen, wenn Letzterer auch nicht
geleugnet werdebn kann , sondern durch Zerst�rung der Sprachgemeinschaft
infolge von Flucht und dezentraler Ansiedlung in Deutschland...."
Christiane Schiller: Das Preu�isch-Litauische vor und nach dem ersten
Weltkrieg. Eine soziolinguistische Perspektive" in "Sebstbewu�tsein und
Moderne" Hrsg. Robert Traba, Fibre Verlag, 2000