In einer eMail vom 22.10.2005 18:47:31 Westeuropäische Sommerzeit schreibt
UrsuNord@web.de:
Preise von Grundnahrungsmitteln, Konfektion, Dienstleistungen und
Durchschnittsgehälter in Schlesien im Jahre 1933?
Hallo Ursula,
ich bin 1925 in Waldenburg geboren und kann mich noch an ein paar Preise
erinnern, weil ich z.B. als 8-jähriger immer brav die Miete zu unserem Hauswirt
bringen mußte. Wir wohnten damals in der Schälstr. 16 in einer ziemlich miesen
Mietskaserne [ 2 Zimmer, Küche (ohne Außenfenster!), Diele, Toilette auf der
halben Treppe(!)] auf rd. 50 qm und zahlten dafür 33 RM/Monat Kaltmiete.
Mein Vater war Buchhalter im Elektrizitätswerk Schlesien in der Nähe des
Vierhäuser-Platzes und sein Gehalt lag damals so um brutto 280 - 300 RM /Monat.
Der Lohn der Bergleute, die das Wirtschaftsbil der Stadt bestimmten, lag mit
Sicherheit wesentlich niedriger.
Meine Großmutter mütterlicherseits war früh Witwe geworden, Großvater
verunglückte auf der Grube 1927 und starb nach einer Bein-Amputation. Sie lebte als
Witwe in der Auenstraße neben der ev. Volksschule in einer schlimmen
Mietskaserne (die heute noch steht!) in einer Wohnung mit 1 Zimmer und Küche
(Toilette im Hof!) und zahlte für ca. 16 -18 qm eine Kaltmiete von 12.50 RM.
Interessant dabei war noch: In diesem Hause gab es um 1933 keine Steckdosen und
keine Elektrozähler, sondern man montierte Lampen mit sogenannten
Pauschalfassungen, in die nur Glühbirnen einer bestimmten Wattstärke paßten und der
Stromverbrauch wurde nach Durschnittswerten geschätzt und abgerechnet. Das ersparte
dem Hauswirt die aufwändige Montage eines Zählernetzes im Haus, dem
Energie-Lieferanten die Ablesekosten.
Ein KInderhaarschnitt kostete ca. 25 Pfg. Für ein 3-Pfd. Brot mußten wir
nach meiner Erinnerung 57 Pfg. bezahlen. Damals wurden auch noch Kartoffeln
eingekellert. Ein Haus-Nachbar hatte einen Bauern in Dittmansdorf als Verwandten,
er lieferte den Zentner ( = 50 kg) für 3 RM. Butter kostete nach meiner
Erinnerung pro Pfd. 1,60 RM.
Und weil ,es in der Nähe des Hauses meiner Großeltern väterlicherseits einen
Autohändler (DKW mit Tankstelle) gab, drückten wir Jungens uns an dessen
Schaufensterscheiben natürlich die Nasen platt, um die Autos zu bestaunen.
Daher weiß ich noch, daß ein Zweitakter der sogenannten "Meisterklasse" damals
rd. 1.900 RM kostete. Und die Benzinpreise lagen meiner Erinnerung nach um 35
Pfg. pro Liter, was, verglichen mit den heutigen Preisen, auch schon ganz
kräftig war.
Zucker kostete pro Pfd. um 40 Pfg., eine Semmel war für 5 - 6 Pfg. zu haben,
eine Mohnschnecke kostete ca. 10 Pfg.
MfG
Werner Hippe
_asgardist@aol.com_ (mailto:asgardist@aol.com)