In einer eMail vom 26.09.01 21:27:44 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit schreibt
Leistritz.Leipzig@t-online.de:
Ich finde diese Namen für ein deutsches Ohr nicht gerade schön klingend.
Erstaunlich, dass die germanisierungswütigen Nazis nicht wenigstens Das "Z"
aus Delitzsch, Wiederitzsch, Zschornewitz usw. verbannt haben.
Hallo Wolfgang,
dann werden Sie wohl auch die in Schlesien weit verbreiteten und sicher auch
aus dem polnischen Sprachgebrauch stammenden Koseformen Heincze/Heinz für
Heinrich, Friczcze/Fritsch/Fritz für Friedrich, Kunczik/Kunczil/Kuntz für
Kunrad/Konrad, Bartosz/Barcz/Bartsch/Bartz für Bartholomäus als "unserer
Sprachmelodie fremd" und "nicht schönklingend" ablehnen.
Meiner Meinung nach sind sie dagegen aus einem besonderen regionalen und aus
einer gemischtethnischen Tradition stammenden Sprachgebrauch und -gefühl
entstanden, zu dem Sie vielleicht keinen Zugang mehr haben (ich nehme an, Sie
gehören zur Nachkriegsgeneration).
Zu dieser besonderen Sprachtradition gehören auch Eigenarten in der
Wortstellung im Satz, die abweichende Verwendung der reflexiven Verbform, die
doppelte Verneinung u.v.a. Mir als Deutschböhmen (fälschlich als
"Sudetendeutscher" bezeichnet) ist sie noch sehr vertraut und mich überkommt
immer ein eigenartiges Wärmegefühl, wenn ich sie Jemanden sprechen höre.
Ähnlich mag es den alten Schlesiern mit ihren -nitz, -witz und -schütz gehen.
Sie sollten also nicht vorschnell urteilen, denn "Sprachgefühl" ist etwas
sehr Relatives. Das Sprachgefühl war es sicher nicht, was die Nazis zur
Austilgung historischer Orts- und Flurnamen in Schlesien veranlasste, denn
die störrischen Schlesier beharrten aus eben diesem weitgehend auf den alten.
Ein berüchtigter SS-General hieß Odilo Globocznik. Er hat sich nicht umtaufen
lassen.
Grüße aus Hilden,
Günther Böhm